Auf dem Bodensee sind vor dem Ort Landschlacht im Thurgau zwei Segler ums Leben gekommen. Das bestätigte Jürgen Faden, Präsident des Deutsch-Schweizerischen Motorboot-Clubs Konstanz, am Samstagnachmittag dem SÜDKURIER. Die beiden Männer auf dem Boot waren laut Angaben der Polizei 38 und 39 Jahre alt.

Polizei und Feuerwehr suchen auf dem Obersee – im Hintergrund Schloss Hersberg bei Immenstaad – nach zwei vermissten Seglern. Später ...
Polizei und Feuerwehr suchen auf dem Obersee – im Hintergrund Schloss Hersberg bei Immenstaad – nach zwei vermissten Seglern. Später herrscht traurige Gewissheit: Die beiden Wassersportler sind auf dem Weg zu einer Regatta vor Konstanz ums Leben gekommen. | Bild: Raphael Rohner/CH-Media/swd/dpa

„Wir haben die traurige Gewissheit“, sagte Faden. Sein Verein ist Ausrichter der „Regatta der Eisernen“, die an diesem Wochenende hätte stattfinden sollen. Die beiden Segler waren mit ihrem Boot auf der Anfahrt zur Wettfahrt gewesen. Laut Polizei legten sie in Friedrichshafen-Seemoos ab und fuhren vor dem Schweizer Ufer in den Konstanzer Trichter. Dort kenterte ihr Boot, von den Männern fehlte zunächst jede Spur.

Die Segler verunglückten vor dem Ort Landschlacht im Thurgau.
Die Segler verunglückten vor dem Ort Landschlacht im Thurgau. | Bild: SK

Boot lag kieloben auf dem Wasser

Das Boot der Segler sei am Samstagmorgen gekentert gefunden worden, so die baden-württembergische Polizei. Wie der Verein von Einsatzkräften erfuhr, lag das Boot kieloben auf der Wasseroberfläche, der Mast steckte im Untergrund. Die Fundstelle des gekenterten Bootes liegt knapp vor Landschlacht, nicht allzu weit vom Ufer entfernt, wie Daniel Meili, Sprecher der Kantonspolizei Thurgau, bestätigt. Das Wasser sei an dieser Stelle etwa zehn Meter tief. Daniel Meili weist allerdings darauf hin, dass die Stelle, an der das Boot aufgefunden wurde, vermutlich nicht mit der Unfallstelle übereinstimmt. „Wir haben hier Wind und Strömung“, sagt er.

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Das Bootswrack sei am Samstagmorgen entdeckt worden, die leblosen Körper der beiden Männer wurden in kurzem Zeitabstand zueinander am Samstagmittag von einem Boot der DLRG aus gesichtet und von einem Feuerwehrboot geborgen, berichtet Daniel Meili weiter. Die beiden Männer trugen Schwimmhilfen. Die Schweizer Kantonspolizei Thurgau hat die Ermittlungen übernommen, weil das Boot auf Schweizer Hoheitsgebiet aufgefunden wurde. Ob weitere Rettungsmittel an Bord waren, darüber konnte er noch keine Angaben machen. Auch zur Ursache des Segelunfalls könne er aktuell nichts sagen, so Meili, die Ermittlungen bezögen allerdings alle Faktoren mit ein wie Wetterverhältnisse und technische Defekte. „Wir stehen aber noch am Anfang.“

Eingebunden in die groß angelegte Suchaktion waren neben der Polizei aus Deutschland, Österreich und der Schweiz auch die Feuerwehr sowie die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG), insgesamt 15 Schiffe.

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Die eigentlich für Samstag geplante Regatta wurde bereits vor Beginn, zum Zeitpunkt, als eigentlich die Steuermannsbesprechung hätte stattfinden sollen, abgesagt, erklärt Jürgen Faden am Sonntag. Alle Teilnehmer hätten mit großem Verständnis darauf reagiert.

Zu dieser Zeit galten die beiden Segler bereits eine ganze Nacht lang als vermisst. Thomas Münzer, Vorsitzender des Wassersportvereins Friedrichshafen-Fischbach, dem Verein, dem die beiden tödlich verunglückten Segler angehörten, teilte die Sorge der Familien und der Wassersportkollegen da schon seit vielen Stunden. Eine Angehörige des Steuermanns der Jolle hatte sich bereits am Freitagabend bei Thomas Münzer gemeldet, weil sie sich um den Verbleib der Segelbesatzung sorgte, die nicht erreichbar waren. Nach vielen vergeblichen Versuchen, die Männer auf den Handys anzurufen, alarmierten Münzer und die Familien der Männer die deutsche Polizei. Zur Zusammenarbeit zwischen Kantonspolizei Thurgau und der Wasserschutzpolizei sei es aber erst nach dem Fund des Bootswracks am Samstagmorgen gekommen.

Die beiden Wassersportler waren erfahrene Segler

„Die beiden waren erfahrene Segler“, sagt Thomas Münzer. Im Jahr 2023 hätten sie in ihrer Segelklasse Yardstick/ Gruppe 2 die Regatta der Eisernen gewonnen. „Sie haben auch viel trainiert und konnten mit schlechtem Wetter umgehen.“ Über die Unfallursache will er nicht spekulieren, solange kaum etwas darüber bekannt sei. Er vermute allerdings einen technischen Defekt an Bord.

Eine Rennjolle sei ein sehr kleines Boot, das, einmal angeschlagen, rasch sinke. Wenn ein Mensch dann über Bord gehe, könne er im etwa acht Grad kalten Wasser nur sehr kurze Zeit überleben, vielleicht zehn Minuten. „Man kann auch den anderen Seglern, die zu dieser Zeit unterwegs waren, kaum einen Vorwurf machen“, ergänzt er noch. „Eine solche Jolle übersieht man sehr leicht auf dem See.“

Segelsportler trauern

Die Betroffenheit über den tragischen Unfall ist groß unter den Wassersportlern auf allen Seiten des Sees. Aus den Reihen der für die Regatta angemeldeten Segler sei der Vorschlag gekommen, die Meldegelder der abgesagten Regatta an die zwei hinterbliebenen Familien zu spenden, sagt Jürgen Faden vom DSMC. Die meisten Teilnehmer hätten sich diesem Vorgehen angeschlossen.

Groß ist die Trauer beim Wassersportverein Friedrichshafen-Fischbach. Thomas Münzer kannte beide Segler sehr gut, den Besitzer der Jolle, seit er als Kind dem Verein beitrat. Einer der Männer war Brite, der andere Deutsche, beide Männer hinterlassen Frauen und jeweils zwei Kinder. Die geplante Nikolausfeier habe er sofort abgesagt, sagt Münzer noch, nach Feiern sei niemandem im Verein zumute. Das Rundschreiben zu verfassen, durch das er die Mitglieder vom Tod ihrer Vereinsfreunde informieren wird, wird ihm nicht leicht fallen.