Die Stadt steht vor schwierigen Zeiten, aber es gibt keinen Grund für Verzweiflung oder Spaltung: Das war die Hauptaussage von Oberbürgermeister Uli Burchardt beim Bürgerempfang. Vor rund 800 Gästen appellierte der Rathaus-Chef an die Stadtgesellschaft, zusammenzubleiben und die Demokratie zu verteidigen. Er werde sich für die Stadt Konstanz einsetzen, „dass sie ein gutes Leben für alle bietet und wir niemanden auf dem Weg zurückzulassen“, erklärte Burchardt am Sonntagnachmittag, 12. Januar, unter großem Applaus.

Mit einem persönlichen Bilder-Rückblick entwarf er das Bild einer Stadt, die gemeinsam wichtige Dinge vorangebracht hat, aber auch in schwierigen Lagen wie dem Brand in der Zollernstraße zusammengestanden ist. Vom Klimaschutz dank der nun mit Biogas angetriebenen Fähre bis zu Jubiläen – etwa 100 Jahre Wobak oder 40 Jahre Städtepartnerschaft mit Tabor – und Festivals zeichnete Burchardt ein ereignisreiches Jahr nach.
Nachdenklicher Blick nach vorn
Beim Ausblick wirkten die Töne nachdenklicher als im Vorjahr. Der Ukraine-Krieg geht bald in das vierte Jahr, woran der Auftritt des Frauenchors Perlyna erinnerte – Geflüchtete aus der Ukraine sangen Weisen aus ihrer Heimat. Die Finanzlage der Stadt ist schlecht bis dramatisch, denn nach den Worten Burchardts steigen erstens die Personalkosten auch durch die hohen Tarifabschlüsse weiter an, zweitens kommen immer neue Aufgaben dazu und drittens sinken die Steuereinnahmen.
„Wir haben ein paar schwierige Entscheidungen vor uns“, sagte Burchardt, aber die Finanzlage sei „kein Konstanzer Problem“; 87 Prozent der Kommunen im Land rechneten mit roten Zahlen. Gar nicht mehr zu investieren, könne aber auch nicht die Antwort sein. Ausdrücklich sprach sich Burchardt für die Umgestaltung des Stephansplatzes aus, weil sonst Zuschüsse verloren gingen. Und er kündigte an, dass Konstanz eine neue Kinderklinik bekommen soll. Als Eltern-Kind-Zentrum solle es die Geburtshilfe, die Neonatologie und die Kinderklinik zusammenführen.
Und, so die weitere Botschaft des Oberbürgermeisters, Konstanz könne sich im neuen Jahr auf positive Entwicklungen freuen. So würden der Bahnhofplatz, das Asisi-Panorama und das neue Parkhaus an der Schänzlebrücke fertig. Die Stadt habe „eine ziemlich krisensichere Wirtschaft“. Der Wohnungsbau im bezahlbaren Bereich nehme wieder Fahrt auf, und es habe sich gezeigt, dass radikale und extremistische Kräfte in Konstanz wenig Raum hätten.
Viel los an den Thementischen
Viele Besucher nutzten die zahlreichen Thementische, an denen Führungskräfte der Stadtverwaltung über Aktuelles aus ihren Bereichen von Bahnhofplatz bis Kinderbetreuung und vom Theater bis zum Klimaschutz berichteten. Auch Jugendvertretung und Stadtseniorenrat präsentierten sich, ebenso die Stadtwerke und die Spitalstiftung. Noch bis in den Abend hinein wurden vor Plänen und Plakaten intensive Gespräche geführt, die zeigten, wie eng viele Konstanzerinnen und Konstanzer die Entwicklung ihrer Stadt begleiten.
Ruth Bader, Geschäftsführerin des Bodenseeforums, führte nicht nur durch das Programm, sondern erklärte auch, was es mit „Green Event BW“ auf sich hat – das ist eine Art Gütesiegel für besonders nachhaltige Veranstaltungen. So gab es für die Gäste dann auch regional gebackenen Kuchen vom Fuchshof in Dingelsdorf und fair gehandelten Kaffee von der örtlichen Rösterei. Auf einiges Interesse stieß auch der nagelneue Elektro-Gelenkbus, den die Stadtwerke vor das Bodenseeforum gestellt hatten.
Dass in Konstanz viel Sport und Musik gemacht wird, zeigte das Rahmenprogramm: Zum Beginn brachte der Fanfarenzug der Blätzlebuebe, der dieses Jahr 75 Jahre alt wird, mächtig Stimmung in den Saal. Das Team Fox legte eine beeindruckende Darbietung in der jungen Sportart Parkour hin und überwand scheinbar spielerisch alle möglichen Hindernisse, bis hin zum begeistert beklatschten Salto vom Bühnenrand – aus dem Stand!