Zwei Chemikalien, die eigentlich nicht miteinander in der Verbindung kommen dürften: Das ist die Ausgangslage, als ein Konstanzer Unternehmen am Montag, 26. August, von sich aus und vorsichtshalber der Feuerwehr ruft. Und die rückt mit drei Fahrzeugen und Blaulicht an – auch, weil dieser Einsatz eine Vorgeschichte hat. Schauplatz ist die lebensmittelverarbeitende Firma Agrana im Industriegebiet. Dort war es im Januar zu einem Chemie-Zwischenfall gekommen, der einen Großeinsatz bei den Blaulicht-Organisationen ausgelöst hatte.
Acht Monate später funktioniert das Frühwarnsystem perfekt. Zwei Reinigungschemikalien beginnen miteinander zu reagieren, das Unternehmen fordert umgehend einen Schadstoff-Sachverständigen bei der Feuerwehr an. Die Einsatzkräfte sind innerhalb von Minuten vor Ort. Und sie können schnell Entwarnung geben, wie Pressesprecher Fabian Daltoe bestätigt. Die chemische Reaktion war schon wieder abgeklungen, auch die Wärmebildkamera zeigte nichts Verdächtiges. „Wir konnten die Substanzen zur Entsorgung freigeben“, so Daltoe.

Die Konstanzer Feuerwehr kann in solchen Fällen auf besondere Expertise zurückgreifen – in den Reihen der Freiwilligen finden sich Chemie-Fachleute, die mit alarmiert werden können. Oder per Telefon eine fachliche Einschätzung geben, wie am Montag geschehen. Im konkreten Fall zeigte sich, dass Agrana alles richtig gemacht hatte – die Chemikalien-Behälter waren dicht und standen im Freien. „Wir waren natürlich froh, dass nichts Schlimmes passiert ist“, so Feuerwehr-Pressesprecher Daltoe.
Feuerwehr wird häufig gerufen
Dass die Feuerwehr angerufen wird, weil irgendwas mit Chemikalien passiert ist, kommt übrigens gar nicht so selten vor. Während in Unternehmen meist eigene Fachleute die Situation einschätzen und beheben könnten, bäten Privatleute immer wieder um Hilfe, wenn es irgendwo beißend riecht oder sich ungut wirkende Dämpfe bilden. In so einem Fall die 112 anzurufen, sei auf jeden Fall richtig, sagt Fabian Daltoe. Die Feuerwehr sei auch für solche Aufgaben ausgebildet und ausgerüstet.
Am 12. Januar 2024 hatten die Einsatzkräfte bei Agrana ein sehr viel bedenklicheres Szenario zu bewältigen: „Das war lebensbedrohlich“, hießt es von der Feuerwehr, während das Unternehmen betonte, es habe zu keiner Zeit Lebensgefahr bestanden. Betroffen waren damals rund 20 Personen, die aber zumeist nach ärztlicher Untersuchung als unverletzt eingestuft worden seien. Wenige Wochen später musste die Feuerwehr nochmals dorthin ausrücken, nachdem eine Anwohnerin über Atemwegsprobleme klagte – die mit Agrana aber nachweislich nichts zu tun hatten. Viele Konstanzer erinnern sich auch an einen Großeinsatz der Feuerwehr im Januar 2018. Im Stadtteil Petershausen hatte ein Chemiestudent die Substanz Chlorhexen bei sich gelagert. Das Lösungsmittel gehört eigentlich nur in dafür ausgerüstete Labors und gilt als gefährlich.