Der seit acht Jahren amtierende Konstanzer Oberbürgermeister Uli Burchardt (CDU) kann weitermachen. Nachdem er im ersten Wahlgang nur auf Platz zwei gelandet war, erreichte er bei der Neuwahl am Sonntag 49,5 Prozent der Stimmen. Er positionierte sich damit deutlicher vor seinem Herausforderer Luigi Pantisano, der 45,1 Prozent der Stimmen erreichte.

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Er stand kurz davor, der erste Oberbürgermeister einer Stadt in Westdeutschland zu werden, der Mitglied der Partei Die Linke ist. Sowohl er als auch Burchardt bezeichneten sich während eines zuletzt intensiven Wahlkampfs als überparteiliche Bewerber. Der einzige parteilose Kandidat auf dem Stimmzettel, Andreas Matt, erreichte 5,1 Prozent der Stimmen und blieb damit sogar hinter seinem Ergebnis aus dem ersten Durchgang vor drei Wochen zurück.

Gräben zuschütten

Burchardt steht nach dem Wahlsieg nun vor der Aufgabe, die Hälfte des Gemeinderats wieder von seiner Politik zu überzeugen. 20 der 40 Stadträte hatten sich im Vorfeld für Pantisano ausgesprochen. Sie kritisierten Burchardt in seinen Bemühungen um den Klimaschutz, um eine Verkehrswende vor allem für die stark belastete Altstadt und um mehr bezahlbaren Wohnraum als zu zögerlich. Burchardt kündigte an, bei der Umsetzung vorhandener Planungen nun entschiedener vorzugehen.

Den von vielen beschriebenen tiefen Riss in der Stadtgesellschaft nach einem streckenweise polarisierenden Wahlkampf sehe er nicht, sagte Burchardt vor der Wahl. Nun kann er die Aufgabe mit einem gegenüber seiner ersten Wahl im Jahr 2012 fast verdoppelten Stimmergebnis anpacken: Er steigerte sich von damals 10.801 auf nun 20.116 Stimmen.

Fast alle wählten per Brief

Die Wahlbeteiligung war so hoch wie bei keiner anderen Oberbürgermeisterwahl in Konstanz seit 1980. 61,4 Prozent der Berechtigten nahmen ihr demokratisches Recht wahr. Fast alle von ihnen folgten einem Aufruf der Stadtverwaltung, aus Gründen des Infektionsschutzes per Brief zu wählen. In den nur neun eingerichteten Wahllokalen gaben nicht einmal 2000 der knapp 67.000 Wahlberechtigten ihre Stimme ab.

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Luigi Pantisano hatte vor allem in den jüngeren, studentischen und akademischen Milieus großen Rückhalt. So errang er im Stadtteil Paradies, aber auch in der besonders verkehrsgeplagten Altstadt einen hohen Sieg. Auch in einigen eher wohlsituierten Quartieren konnte er Mehrheiten gewinnen oder sich nur knapp hinter dem CDU-Amtsinhaber positionieren. Auch von der örtlichen Fridays-for-Future-Bewegung wurde er aktiv unterstützt, da er angekündigt hatte, die Stadt bis 2030 klimaneutral zu machen. Über sein eigenes Lager hinaus große Anerkennung fand Pantisanos engagierter Wahlkampf, der stark auf persönliche Begegnung setzte.