Für Konstanzer und potenzielle Kunden eine spannende Nachricht, für manchen Händler beunruhigend: Der Sportartikelhersteller Decathlon eröffnet im August eine Filiale in Konstanz, der SÜDKURIER berichtete. Für viele attraktiv ist auch der Ort der Ansiedlung: Decathlon kooperiert mit Galeria Karstadt und wird zukünftig eine Verkaufsfläche von 1500 Quadratmetern in dem Kaufhaus nutzen.

Konstanzer Einzelhändler fühlen sich in jüngster Zeit allerdings zurückgedrängt: Die Zahl der Schweizer Kunden stagniert, deutsche Kunden halten sich im Konsum angesichts der Wirtschaftssituation ohnehin zurück. Die Folge: Bei steigenden Kosten schmelzen die Gewinnmargen zusammen. Wie gut können die ansässigen Händler da die Ansiedlung eines neuen Konkurrenten vertragen, der seine Waren auch noch auf Discounter-Niveau anbieten kann? Und wie sehen es die Kunden?

Bei Kunden scheint die Sache klar. „Ich finde es gut, dass Decathlon nach Konstanz kommt, weil ich zwei Kinder habe, die viel Sport machen und schnell aus allem herauswachsen. Am liebsten kaufe ich dort Handtücher für das Schwimmtraining“, sagt Caroline Rau, die in der Konstanzer Fußgängerzone unterwegs ist.

„Ich finde es gut, dass Decathlon nach Konstanz kommt, weil ich zwei Kinder habe, die viel Sport machen und schnell aus allem ...
„Ich finde es gut, dass Decathlon nach Konstanz kommt, weil ich zwei Kinder habe, die viel Sport machen und schnell aus allem herauswachsen. Am liebsten kaufe ich dort Handtücher für das Schwimmtraining“, sagt Caroline Rau. | Bild: Hanser, Oliver

Und auch Andrea Dufner begrüßt die Neuerung im Konstanzer Handel: „Ich finde Decathlon für Konstanz interessant, weil ich dort im Frankreichurlaub einkaufe und mit dem Preisleistungsverhältnis zufrieden bin.“

„Ich finde Decathlon für Konstanz interessant, weil ich dort immer im Frankreichurlaub einkaufe und mit dem Preisleistungsverhältnis ...
„Ich finde Decathlon für Konstanz interessant, weil ich dort immer im Frankreichurlaub einkaufe und mit dem Preisleistungsverhältnis zufrieden bin“, sagt Andrea Dufner. | Bild: Hanser, Oliver

Daniel Hölzle, Sprecher der Konstanzer Händlergemeinschaft Treffpunkt, möchte die Neuerung in der Handelslandschaft nicht überbewerten: „Jedes Handelsgeschäft ist erstmal positiv, weil es die Geschäftswelt bereichert. Das begrüßen wir.“ Eine Einschränkung schiebt er hinterher: Inhabergeführte Geschäfte seien dem Treffpunkt ein Stück lieber, denn sie machten die Unverwechselbarkeit von Konstanz aus. Doch grundsätzlich sei es gut, wenn ein Sportartikel-Discounter sich in der Innenstadt ansiedle und nicht etwa irgendwo weiter entfernt im Industriegebiet.

Ob andere Händler durch Decathlon in Bedrängnis kämen, sei schwer vorherzusagen. Dennoch glaube er, dass etwa Sport Gruner ein völlig anderes Konzept verfolge, mit Markenprodukten und Beratung und dadurch beide Sportartikelhändler nebeneinander existieren könnten. „Es gibt Schnittmengen, aber Decathlon ist kein Vollkonkurrent“, sagt Hölzle. Zudem gehöre es zum Alltag im Handel, dass man sich gegebenenfalls neu positionieren müsse.

„Wir werden uns anpassen müssen“

Peter Kolb, Chef des traditionsreichen Sportgeschäfts Gruner an der Konstanzer Bodanstraße, ist hörbar wenig begeistert von der Aussicht auf einen neuen Konkurrenten. Doch auch er betont wie Hölzle: „Wir werden uns anpassen müssen. Ein Mitbewerber ist etwas, mit dem man sich auseinandersetzt. Das gehört schon seit 100 Jahren zum Handel dazu.“

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Wie wird dieser Prozess der Auseinandersetzung aussehen? Sport Gruner setze auf die Strategie, die „Kunden zu Fans zu machen“, sagt Kolb. „Unser Ziel ist, besser zu sein und die Kunden zufriedenzustellen.“ Das wichtigste Instrument dazu sei die Serviceleistung der Beratung durch die Mitarbeiter sowie das Angebot eines „tieferen und hochwertigen Sortiments“. Das alles koste allerdings Geld, die Personalkosten stünden an erster Stelle.

„Schauen wir mal“, sagt Peter Kolb und schiebt noch eine Kritik nach. Aus seiner Sicht habe die Stadtverwaltung nicht genügend Maßnahmen zur Unterstützung der Wirtschaft auf den Weg gebracht. Bei einer zusätzlichen Verschärfung der Wettbewerbsbedingungen sei dies für die in Konstanz ansässigen Unternehmen sicher nicht förderlich.

Gutes Signal für die Attraktivität der Stadt

Bernd Stephan, stellvertretender Leiter der Wirtschaftsförderung bei der Stadt Konstanz, bewertet die Ansiedlung von Decathlon als positives Signal für die Attraktivität des Standorts. „Die Filiale wird durch das neue Angebot gestärkt, und viele Konstanzerinnen und Konstanzer freuen sich auf das Sortiment des internationalen Sportfachhändlers“, sagt er.

Die Mischung aus Handelsketten und inhabergeführten Fachgeschäften mache die Anziehungskraft der Stadt aus, so Bernd Stephan weiter – und das trage zur wirtschaftlichen Stabilität bei. Für die Sportgeschäfte bedeute es natürlich eine Veränderung der Wettbewerbslage. Die lokalen Händler seien aber gut etabliert, mit einer Stammkundschaft und punkteten mit individueller Beratung. „Die Erfahrung zeigt, dass sich unterschiedliche Handelskonzepte und Spezialisierungen gut ergänzen können.“

Es herrscht auch Gelassenheit

Gar nicht bang wiederum ist es Andy Böhm, Inhaber von Sport Böhm im Industriegebiet. Er vertritt eine unkonventionelle Meinung zur Wirkung der Neuansiedlung von Decathlon-Filialen. „In jeder Stadt, in der die Handelskette neu kam, hat der Sporthandel davon profitiert“, sagt er.

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Warum? Da sie sich eine große Auswahl erhofften, gingen Kunden, die Sportartikel brauchen, gezielt in die Stadt, um Decathlon zu besuchen. Dort träfen sie dann aber nicht auf die nötige Beratung. Also gehen jene, die bei dem Sport-Discounter enttäuscht wurden, weiter, um die entsprechende Beratung etwa bei Sport Gruner zu erhalten. „Es wäre viel schlimmer, wenn ein Sportgeschäft käme, das in Service und Beratung gut wäre“, sagt Andy Böhm. „Ich sehe da eine gute Chance für die Mitbewerber und Sport Gruner im Speziellen.“

Sein eigenes Geschäft sei davon ohnehin weniger betroffen. Es liege im Industriegebiet und die Stammkunden kämen, weil sie sehr spezielle Wünsche hätten. Daher sei auch der Internethandel keine Bedrohung für ihn. „Wir sind eben so etwas wie ein Tante-Emma-Laden des Sports“, meint er.