Ein Schild mit einem Totenkopf versperrt den Weg von Ralf Schaltmann und Cordula Heesen. „Achtung! Lebensgefahr“ heißt es dort. Die zwei Bodensee-Urlauber sind frustriert. Eigentlich wollten sie mit dem Fahrrad um den See fahren. Doch mitten in Konstanz bei der Ruppaner Brauerei in Staad werden sie ausgebremst. „Das ist sehr schade“, sagen die beiden Touristen.

Die Stadt Konstanz warnt mit einem Totenkopf vor einem Spaziergang auf der Hoheneggstraße zwischen Staad und Egg.
Die Stadt Konstanz warnt mit einem Totenkopf vor einem Spaziergang auf der Hoheneggstraße zwischen Staad und Egg. | Bild: Oliver Hanser

Wer von Staad über die Hoheneggstraße nach Egg möchte, kommt momentan nicht weiter. Der Abschnitt ist auf rund 100 Metern seit dem 5. Juni gesperrt. Der Weg, auf dem auch der Bodensee-Radweg entlang führt, liegt an einem Steilhang. Dieser droht nach einem heftigen Unwetter im Juni abzurutschen. „Es herrscht dort Lebensgefahr“, betont Anja Fuchs, Pressesprecherin der Stadt Konstanz.

Bild 2: Lebensgefahr: Bodensee-Radweg bleibt gesperrt
Bild: Schönlein, Ute

Deshalb habe die Stadt jetzt noch mal die Beschilderung dort erneuert. Immer wieder würden Fußgänger und Radfahrer die Sperrung missachten. Die Mitarbeiter der Stadt finden die Gitter regelmäßig beiseite geschoben. Die Schilder liegen im hohen Gras oder werden auf Privatgrundstücke geworfen. Stahlbänder seien sogar schon durchtrennt worden.

Gutachter bestätigen Bewegung des Hangs

Anja Fuchs verstehe, wenn ortsunkundige Touristen dann einfach weiterfahren, weil sie die Absperrung nicht sehen könnten. „Wer die Schilder entfernt, gefährdet dann nicht nur sich, sondern auch alle, die unwissentlich nachfolgen“, sagt sie. Deshalb appelliert Fuchs ganz dringlich: Der Weg ist gesperrt! Bitte nicht durchgehen und auch keine Schilder entfernen.

Dass ein Spaziergang dort gerade wirklich gefährlich ist, bestätigt auch ein Gutachterbüro, welches die Stadt beauftragt hat, sich den Hang genauer anzusehen. Der Hang bewegt sich – das ist ihr Ergebnis. „Der Bereich wird überwacht und die Messergebnisse sprechen für eine zunehmende Hangbewegung“, heißt es in einer Pressemitteilung der Stadt Konstanz. Dies zeige sich durch kleinere Rutschungen, Felsabbrüche und durch die Bildung von Klüften. Das seien deutliche Anzeichen für die Instabilität des Hangs.

Die Messpunkte seien laut Pressesprecherin Anja Fuchs im Hang direkt angebracht. In regelmäßigen Abständen würden diese vom Gutachterbüro kontrolliert werden. Diese Kontrollpunkte sollen jede Bewegung registrieren. Und das tun sie auch. „Das Gutachten spricht von ‚anhaltenden, unregelmäßigen und mit Niederschlagsereignissen korrelierenden Verläufen‘“, sagt die Stadtsprecherin.

Wie lang noch gesperrt bleibt, ist ungewiss

Nun heißt es erst mal nach Lösungen suchen. „Jetzt haben wir noch die Chance, den Hang vor dem Rutsch zu bewahren“, sagt Anja Fuchs, ist sich aber auch der Möglichkeit bewusst, dass Morgen das Erdreich abrutschen könnte. Dass so etwas immer wieder passiert, auch in der Region, beweisen Erdrutsche nach Starkregen in Stockach (zwischen Mahlspüren im Tal und Kolkofen) und der Marienschlucht.

„Jetzt haben wir noch die Chance, den Hang vor dem Rutsch zu bewahren“, sagt Anja Fuchs, Leiterin des Pressereferats der Stadt Konstanz.
„Jetzt haben wir noch die Chance, den Hang vor dem Rutsch zu bewahren“, sagt Anja Fuchs, Leiterin des Pressereferats der Stadt Konstanz. | Bild: Scherrer, Aurelia

„Mögliche Sicherungsmaßnahmen werden derzeit erarbeitet und mit allen erforderlichen Akteuren abgestimmt“, heißt es deshalb in der Pressemitteilung. Die dortigen Anwohner sind übrigens nicht bedroht. Im gesperrten Bereich befinden sich unterhalb des Hanges keine dauerhaft bewohnten Grundstücke.

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Dass die Sperrung jetzt schon fast den ganzen Sommer besteht, ist natürlich ärgerlich. „Es ist Touristensaison und ausgerechnet jetzt ist der Bodensee-Radweg gesperrt“, sagt Anja Fuchs. „Aber es ist, wie es ist. Sicherheit geht vor.“ Wann die Sperrung wieder aufgehoben werden kann, kann die Stadt aktuell noch nicht sagen.