Der Start holperte noch etwas. Beim Versuch einer Probefahrt im Rahmen eines Pressetermins ließ sich einer der sechs nagelneuen E-Busse der Stadtwerke Konstanz nicht bewegen. Die Verantwortlichen nahmen es mit einem Schmunzeln zur Kenntnis. Die Freude über einen „historischen Meilenstein“ ließen sie sich davon nicht nehmen.

Ein Gang durch einen neuen E-Bus Video: Maurice Sauter

So sagte es Oberbürgermeister Uli Burchardt, als er am Dienstag auf dem Gelände der Stadtwerke die sechs neuen Mitglieder der Konstanzer Bus-Flotte vorstellte. Ab Februar fahren E-Busse durch die Konzilstadt und sollen damit eine Zeitenwende im lokalen öffentlichen Nahverkehr einleiten.

Sechs neue Busse machen den Anfang

Ab spätestens 2035 sollen nur noch elektrisch motorisierte Busse durch Konstanz rollen. Schrittweise sollen bis dahin die 35 Diesel-Modelle durch vollelektrische ausgetauscht werden. Den Anfang machen die sechs Mercedes-Benz eCitaro, die ab Februar in den Betrieb gehen werden.

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Derweil arbeiten die Stadtwerke bereits an einem Antrag für 23 weitere Modelle, darunter auch Gelenkbusse. Sie sollen in den kommenden drei Jahren ihren Weg nach Konstanz finden. „Die Stadtwerke kommen ihrer Verantwortung nach und sind ein wichtiger, unverzichtbarer Partner, wenn es darum geht, den Klimaschutz voranzubringen“, erklärt Burchardt, der auch Vorsitzender des Aufsichtsrats der Stadtwerke ist.

Im Gegensatz zu den Großstädten in Baden-Württemberg, die schon seit einigen Jahren elektrische Busse im Betrieb haben, verzögerte sich in der Stadt am See die Anschaffung der klimafreundlicheren Fahrzeuge. Zum einen ist die Konstanzer Luft vergleichsweise sauber, sodass zuerst Städte mit deutlich mehr Smog bei den Bundes- und Landesförderungen an der Reihe waren. Zum anderen seien jetzt sowohl die Fahrzeuge als auch die Versorgung mit Ersatzteilen mittlerweile auf einem ausreichend guten Stand, sodass nun ein effizienter Betrieb möglich sei, wie Stadtwerke-Geschäftsführer Dr. Norbert Reuter schilderte.

Die Innenausstattung unterscheidet sich kaum von den herkömmlichen Bussen.
Die Innenausstattung unterscheidet sich kaum von den herkömmlichen Bussen. | Bild: Maurice Sauter

Dafür greift sein Unternehmen tief in die Tasche. Etwa 630.000 Euro kostet ein neuer E-Bus, also das Doppelte eines vergleichbaren Diesel-Fahrzeugs. Bund und Land schießen mit Förderprogrammen allerdings einen wesentlichen Teil zu. Unterm Strich bleibt für die Stadtwerke eine Summe von etwa 250.000 Euro pro Bus übrig. Dazu kommen noch Kosten für die Lademöglichkeiten auf dem Betriebsgelände.

Die Ausdauer der Batterie ist entscheidend

Apropos Laden: Vor allem die Reichweite der Batterien spielte bei der Anschaffung eine entscheidende Rolle. Die neuesten Modelle, die bald auch in Konstanz fahren werden, halten etwa 350 Kilometer lang durch. Diese Kapazität sei auch notwendig, um einen möglichst reibungslosen Alltagsbetrieb zu gewährleisten, denn: „Je nach Linie kann ein Bus bis zu 250 Kilometer an einem Tag zurücklegen“, erklärte Ralph Stöhr, Leiter des Busbetriebs der Stadtwerke. Er rechnet mit einer Lebensdauer der Batterie von 13 bis 14 Jahren, also ungefähr bis ins Jahr 2035.

Ralph Stöhr, Leiter des Busbetriebs der Stadtwerke, zeigt die Ladeanschlüsse der neuen E-Busse.
Ralph Stöhr, Leiter des Busbetriebs der Stadtwerke, zeigt die Ladeanschlüsse der neuen E-Busse. | Bild: Maurice Sauter

Mit der Umrüstung der Busflotte wollen die Stadtwerke einen wichtigen Schritt Richtung Klimaneutralität gehen. „Von all den Möglichkeiten, die wir in der Mobilität haben, hat die CO2-Einsparung durch E-Busse eine sehr große Wirkung“, erklärt Johannes Junge, Produktmanager für alternative Mobilität bei den Stadtwerken. Pro Tag verschluckt ein Diesel-Bus etwa 90 Liter Treibstoff. Ist die komplette Flotte umgestellt, sollen dann pro Jahr um die 300 Tonnen CO2 eingespart werden. Das ist in etwa so viel, wie vier Mehrfamilienhäuser für Strom und Heizung verbrauchen.

Ein weiteres Kriterium für eine gute Klimabilanz ist der Strom, mit dem die Batterien geladen werden. Die Stadtwerke verwenden dabei zertifizierten Ökostrom. Die elektrischen Busse haben aber auch einen weiteren, deutlich wahrnehmbaren Vorteil gegenüber den Modellen mit Verbrennungsmotor. „Sie sind deutlich leiser als die Diesel-Busse. Dadurch wird vor allem in viel befahrenen Bereichen wie der Unteren Laube der Lärmpegel für Anwohner gesenkt“, meint OB Burchardt.

Rechts ein klassischer Diesel-Bus, links die elektrischen Modelle.
Rechts ein klassischer Diesel-Bus, links die elektrischen Modelle. | Bild: Maurice Sauter

Rein optisch unterscheiden sie sich vom herkömmlichen „Roten Arnold“, wie die Konstanzer Busse genannt werden, wenig. Eine geschwungenere Form, eine schwarze Lackierung auf der Vorderseite und ein „E“ am Ende des Kennzeichens sind die Erkennungsmerkmale. Mit 108 PS sind sie ausgestattet, in Sachen Beschleunigung stechen die elektrischen Motoren ihre Diesel-Pendants klar aus. Es sei denn, sie kommen wie beim Pressetermin gar nicht vom Fleck.

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