Es handelt sich um einen mehr als acht Meter langen Einbaum aus der Steinzeit, den ein Stand-up-Paddler im Herbst 2018 nahe dem Wollmatinger Ried entdeckte. Im Frühjahr 2021 zogen ihn Archäologie-Experten in Stücken aus dem Wasser.

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Vorsicht ist auch bei der weiteren Behandlung des Fundes die Mutter der Porzellankiste. Bis das rund 4300 Jahre alte Boot tatsächlich im Museum in Konstanz zu sehen ist, wird noch Zeit vergehen.

Seit Juli vergangenen Jahres ruhe das Boot aus Lindenholz in einer besonderen Konservierungslösung aus Polyethylenglycol (PEG) in Ludwigsburg, erklärt Julia Goldhammer, Archäologin und Forschungstaucherin des Landesamts für Denkmalpflege.

Die Archäologin und Projektleiterin Julia Goldhammer dokumentiert Details am Heck des Einbaums wie Bauart, Spuren des Gebrauchs und der ...
Die Archäologin und Projektleiterin Julia Goldhammer dokumentiert Details am Heck des Einbaums wie Bauart, Spuren des Gebrauchs und der Erosion. | Bild: Wolfgang Hohl

Sie geht davon aus, dass es etwa drei Jahre dauert, bis das PEG in alle Holzzellen eingedrungen und so das Boot in einen haltbaren Zustand versetzt ist. Danach werde es noch gefriergetrocknet. Der Einbaum sollte dann für einige Jahrzehnte konserviert sein.

Wenn es so weit ist, soll der Einbaum nach Konstanz, wo er ganz in der Nähe im Seerhein schräg gegenüber von Gottlieben gefunden wurde. „Es ist richtig, dass das Archäologische Landesmuseum plant, den Einbaum nach seiner Konservierung auszustellen“, schreibt die stellvertretende Direktorin Barbara Theune-Großkopf auf Anfrage.

„Das ALM versteht sich als Schaufenster der Landesarchäologie und ist somit der Ort, wo ein solches Objekt gezeigt werden sollte.“ Das Haus verfüge bereits über eine große Schifffahrtsabteilung. „Auf diesen Flächen ist es für uns kein Problem, auch einen so großen Einbaum auszustellen.“

Julia Goldhammer dokumentiert Details auf der Unterseite des Einbaums, der in Teilstücken aus dem Seerhein bei Konstanz geborgen wurde.
Julia Goldhammer dokumentiert Details auf der Unterseite des Einbaums, der in Teilstücken aus dem Seerhein bei Konstanz geborgen wurde. | Bild: Wolfgang Hohl

Julia Goldhammer weiß über den Einbaum aus Konstanz schon viel. Sie ist bei der Dienststelle in Gaienhofen-Hemmenhofen Spezialistin für Funde in feuchten Böden, seien es Moore oder Gewässer. Die 39-Jährige war bei der Bergung selbst dabei, ebenso bei der Dokumentation. Jetzt ist sie unter anderem mit der Analyse der dreidimensionalen Bilder beschäftigt, die vom Boot angefertigt wurden.

Sie geht davon aus, dass der Einbaum nicht gesunken, sondern einfach im Sand des Ufers liegen geblieben ist. Er stammt aus dem 23. oder 24. Jahrhundert vor Christus, einer Zeit, aus der keine Pfahlbauten am Bodensee gefunden wurden. „Zum Ende der Steinzeit hört der Nachweis der Pfahlbausiedlungen auf, aber in der frühen Bronzezeit findet man sie wieder.“

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Denkbar wäre, dass die Erbauer des Einbaums nahe am See oder im Hinterland gelebt haben, nicht aber über dem Wasser. Vielleicht werden ihre Häuser nie gefunden. Die Archäologie kann sich immer nur auf das stützen, was erhalten geblieben ist.

Bisher, so sagt Julia Goldhammer, hätten die Experten auch keine Spuren entdeckt, die darauf hindeuten, was mit dem Einbaum transportiert wurde. „Viele Fragen sind noch ungeklärt.“ So sei offen, ob sich bestimmen lässt, wo genau die Linde stand, aus der der Einbaum gefertigt wurde.

Grabungstechniker Paul Scherrer fotografiert den Einbaum.
Grabungstechniker Paul Scherrer fotografiert den Einbaum. | Bild: Wolfgang Hohl

Das Boot lag im sehr flachen Wasser am heutigen Wollmatinger Ried, und ihm drohte die Zerstörung. Grundsätzlich, so sagt Julia Goldhammer, müssten sich Archäologen immer überlegen, wo ein Denkmal besonders gut aufgehoben sei. Oftmals sei dies die Fundstelle unter Wasser.

Im Fall des Konstanzer Einbaums habe man sich jedoch dafür entschieden, ihn zu retten, indem man ihn aus dem Flachwasser holt. „Es war schon in mehrere Stücke zerbrochen.“ Die Holzzellen sind stabil, solange sie mit Wasser gefüllt sind. Wenn sie aber austrocknen oder anfrieren, drohen Schäden.

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Experten hatten befürchtet, dass das weiche Lindenholz weiter bricht, wenn größere Stücke bewegt werden. Deshalb habe man sich entschieden, die Teile des über acht Meter langen Einbaums in kleinere Stücke zu sägen, diese mit Muskelkraft auf Stahlbleche zu schieben und auf eine Unterlage zu hieven. Das Holz sei dann mit steckbaren Kistenwänden und Polstermaterial vor dem Wegkippen gesichert worden.

In Stromeyersdorf gingen die Kisten mit den steinzeitlichen Hölzern an Land. In einem Zelt seien die Fundstücke gesäubert und fotografiert worden. Man habe diese ständig mit Wasser besprengt und mit Verbandsmaterial und Malerfolie vor dem Austrocknen geschützt, erinnert sich Julia Goldhammer an die aufwendigen Arbeiten. Nur kurz sei der Schutzmantel für die Dokumentation geöffnet worden. Nach Ludwigsburg wurden die Hölzer dann in angepassten, eigens für sie gebauten Schalen transportiert.