Es ist kalt und nebelig an diesem Februarmorgen. Am ehemaligen Grenzübergang Klein Venedig haben sich am Freitag, 10. Februar, etwa 40 Personen versammelt. Ein Mann spielt Trompete, unter anderem ist eine Interpretation von „Amazing Grace“ zu hören.
Die Menschen gedenken gemeinsam den Zöllnern Thomas Lachmaier und Stefan Jetzer, die hier am 10. Februar 1998 erschossen wurden. Während einer routinemäßigen Kontrolle des im Thurgau lebenden Italieners Mario Telatin tötete dieser sowohl Lachmaier, einen deutschen Zollbeamten, als auch dessen Schweizer Kollegen Jetzer.
Beide Männer sollen nicht in Vergessenheit geraten. 25 Jahre später herrscht am Grenzübergang Klein Venedig eine andächtige Stimmung. Alle hier haben sich im Rahmen einer internen Veranstaltung des deutschen und schweizerischen Zolls am Gedenkstein zusammengefunden.
Rainer Bühler, Leiter des Hauptzollamts (HZA) Singen, und ein Schweizer Kollege halten kurze Reden. Bühler spricht von der noch immer „unfassbaren Tat“ und von den beiden Getöteten, die damals „mitten im Leben standen“. Es sind neben vielen Zöllnern auch Angehörige anwesend.

Einige der Menschen, die sich hier 25 Jahre nach der Tat versammelt haben, seien auch am 10. Februar 1998 vor Ort gewesen und hätten versucht, Erste Hilfe zu leisten, sagt Bühler. Er fügt hinzu: „Dieser Tag ist für die Kollegen so präsent.“ Derweil lichtet sich nach und nach der Nebel. Die Sonne bricht durch und scheint auf den Gedenkstein und die davor abgelegten Blumen.
„Es ist uns auch nach 25 Jahren noch wichtig, das Gedenken hochzuhalten“, sagt Sonja Müller. Sie ist Pressesprecherin des Hauptzollamts Singen. Seit der Ermordung von Lachmaier und Jetzer liege ein größerer Fokus in der Arbeit der Zöllner auf der Eigensicherung, sagt sie. Es sei wichtig für Zöllner, ein Bewusstsein für die Gefahren des Berufs zu haben.

Auf eine solch brutale Tat sei die damalige Zollverwaltung nicht vorbereitet gewesen, erklärt HZA-Leiter Bühler dem SÜDKURIER vor Ort. Im Nachhinein habe sich in der Ausbildung und bei der Ausrüstung der Beamten viel verändert. So tragen die Zöllner mittlerweile Schutzwesten.
Bühler ist seit 2001 beim Zoll. Er hat die ermordeten Kollegen nicht persönlich gekannt. Dennoch merkt man ihm die Betroffenheit an. Es falle ihm nach einer solchen Veranstaltung schwer, die richtigen Worte zu finden, sagt er. Denn: „Auch nach 25 Jahren ist das für uns unfassbar.“