Die Schwiegertochter habe einen Unfall mit ihrem Auto gehabt und stehe unter Schock, sagt der Mann am Telefon. Er hat sich zuvor als Polizist ausgegeben. Jetzt sagt er, der Versicherungsschutz der Schwiegertochter sei abgelaufen, aber der große Schaden, der entstanden sei, müsse ersetzt werden.

Bei diesen Worten wird die 69-jährige Dettingerin am anderen Ende der Leitung stutzig. Sie verlangt, ihre Schwiegertochter zu sprechen, die angeblich auf einer Polizeiwache sitzt. Daraufhin hört die 69-Jährige eine weibliche Stimme, die immer wieder „Unfall, Unfall“ sagt, sowie lautes Weinen. Die Dettingerin legt den Hörer sofort auf und ruft direkt bei der Konstanzer Polizei an.

Das könnte Sie auch interessieren

„Die Frau hat es genau richtig gemacht“, sagt Polizeipressesprecherin Tatjana Deggelmann, nachdem sie dem SÜDKURIER den Fall geschildert hat, der sich am vergangenen Freitag um die Mittagszeit zugetragen hat. An diesem Tag seien allein in Konstanz über 20 solcher sogenannter Schockanrufe bei der Polizei angezeigt worden, erklärt Deggelmann.

  1. Die Schockanrufe: Bei dieser Form der Betrugsanrufe teile eine angebliche Amtsperson beispielsweise den Unfall von Familienangehörigen mit, die deshalb einen hohen Geldbetrag benötigten, erklärt die Polizei in einer Pressemitteilung zu den am Freitag gemeldeten Fällen. Opfer solcher Anrufe seien wie bei Enkeltrick-Anrufen oder den „falschen Polizeibeamten“ meist Senioren.
  2. Der Enkeltrick: Beim Enkeltrick versuchen die Betrüger, ihrem Gegenüber am Telefon eine verwandtschaftliche Beziehung, meist als Enkel oder Neffe, vorzutäuschen, um später vom Opfer höhere Geldbeträge zu erhalten – etwa für das Begleichen von Schulden.
  3. Falsche Polizeibeamte: In Fällen falscher Polizeibeamter geben sich die Betrüger als Polizisten aus und behaupten, dass es in der Nachbarschaft zu Einbrüchen gekommen sei. Die Wohnung des Angerufenen sei auch gefährdet. Man solle daher Geld und Wertgegenstände der vermeintlichen Polizei übergeben.
Das könnte Sie auch interessieren

„Manchmal treten auch Mischformen der drei Betrugsarten auf“, erklärt Polizeipressesprecherin Deggelmann. Und sie streicht nochmals heraus, dass die Reaktion der 69-jährigen Dettingerin genau richtig war: „Auflegen, nicht zurückrufen, und sich bei der nächsten Polizeidienststelle melden.“ Glücklicherweise seien alle bei der Polizei am Freitag bekannt gewordenen Betrugsversuche gescheitert.

In der vergangenen Woche habe es vermehrt Schockanrufe gegeben, überwiegend im Kreis Konstanz. „Erfahrungsgemäß treten solche Fälle immer in Wellen auf, da sich die Betrüger jeweils auf eine spezifische Region konzentrieren“, erklärt Deggelmann. Dann flache die Betrugswelle wieder ab, bis sie nach ein paar Wochen wieder hereinbreche.

Tipps, wie man sich vor Betrugsanrufern schützen kann, hat die Polizei im Internet unter www.polizei-beratung.de zusammengestellt.

Das könnte Sie auch interessieren