Die Wette gilt: Stadtrat Heiner Fuchs will „einen Besen samt Borsten“ verspeisen, wenn bis zum Jahr 2030 die Neugestaltung einer Ladenzeile im Bahnhof samt integriertem Parkhaus für Fahrräder verwirklicht wird. Der CDU-Stadtrat gehört dem Gemeinderat seit 2009 an und schon der damalige Oberbürgermeister Horst Frank erweckte bei ihm den Eindruck, als würde die Umsetzung des Vorhabens unmittelbar bevorstehen. Seither wurde zwar viel geplant – passiert aber ist nichts.

„Ich bin seit 2009 im Gemeinderat. Auch damals war vom damaligen OB Horst Frank schon vom Fahrradparkhaus die Rede. Wenn ich das ...
„Ich bin seit 2009 im Gemeinderat. Auch damals war vom damaligen OB Horst Frank schon vom Fahrradparkhaus die Rede. Wenn ich das jetzt noch erleben sollte, dann verspeise ich einen Besen mitsamt der Borsten.“Heiner Fuchs, CDU, | Bild: CDU

Baubürgermeister Karl Langensteiner-Schönborn – wie Heiner Fuchs nicht mehr der Jüngste in der Runde der Konstanzer Kommunalpolitiker – gibt sich unterdessen zuversichtlich, dass er beides noch erlebt: Die komplette Neugestaltung des Bahnhofsbereich, die eine Infrastruktur mit dem Vorrang des Rad- und öffentlichen Nahverkehrs vorsieht, sowie das Spektakel, bei dem der skeptische CDU-Stadtrat auf Holz beißen und Borsten schlucken muss. Sein Optimismus speist sich dabei aus den veränderten Rahmenbedingungen zur Finanzierung. Wie der Bürgermeister im zuständigen Ausschuss des Gemeinderats sagte, haben sich mit der politischen Großwetterlage die Zuschussmöglichkeiten geändert. Die Förderung liege bei 75 Prozent, womit die Stadt im Fall der Umsetzung bei einem grob kalkulierten Investitionsvolumen von 6 bis 8 Millionen Euro (allein für das Parkhaus für Räder) freilich immer noch einen Batzen aus der eigenen Tasche bezahlen müsste.

„Ob wir das Fahrradparkhaus noch erleben, hängt in erster Linie vom Geld ab. Angesichts einer Förderung von 75 Prozent sieht es ...
„Ob wir das Fahrradparkhaus noch erleben, hängt in erster Linie vom Geld ab. Angesichts einer Förderung von 75 Prozent sieht es ganz gut aus. Ich bin deshalb optimistisch, was das mit dem Besen samt Borsten anbelangt.“Karl Langensteiner-Schönborn, Baubürgermeister | Bild: Lucht, Torsten

Neben der Aussicht auf einen hohen Zuschuss hören sich die Erläuterungen der Vertreter der Deutschen Bahn ermutigend an. Nach deren Angaben ist in den vergangenen zehn Jahren durchaus einiges geschehen und in den letzten Monaten gewannen die Planungen an Fahrt. Über die Architektur ist man mit dem Gestaltungsrat im Gespräch, neben der Gestaltung und Finanzierung geht es um die Funktionalität, die Anforderungen des Klimaschutzes bis hin zu der Neugestaltung des Schweizer Bahnhofs. Noch in diesem Jahr soll es eine Planungsvereinbarung geben, Ende 2022 sei das Vorhaben dann „realisierungsreif“. Von da aus gesehen bestünden für die Bauarbeiten somit noch acht Jahre Zeit – und so gesehen kann sich Heiner Fuchs schon mal Gedanken über die Beilagen fürs Besen-Hauptgericht machen.

Unabhängig von der Entwicklung der Ladenzeile mit integrierten Fahrradparkhaus sollen die Sanierung des Bereichs vor dem Bahnhof sowie die Kapazitätserweiterung für Fahrradparkplätze im Umfeld verlaufen. Zur Verfügung stehen nach Angaben der Stadtverwaltung derzeit rund 380 Stellplätze, wobei es sich um einfache Anlehnbügel mit Sicherungsmöglichkeit handelt. Der aktuelle Bedarf liegt deutlich darüber. Aufgrund von Zählungen kann von 600 weiteren Rädern ausgegangen werden, die in dem Bereich irgendwo „wild“ abgestellt werden. Die Nachfrage liegt also bei rund 1000 Plätzen, bis 2030 will man vor dem Hintergrund eines zu erwartenden wachsenden Bedarfs das Angebot auf 1400 Plätze erweitern.

Das könnte Sie auch interessieren

Die Wertschätzung des Verkehrsmittels soll dabei künftig in der Breite der Parkplatzqualität zum Ausdruck kommen. Der Anlehnbügel ist quasi das Grundmodell, der Ausbau des Angebots sieht Überdachungen, Boxen und Sammelgaragen sowie Radstationen vor. Zu den exquisiten Standorten ist dabei das Parkhaus an der Marktstätte zu zählen, wo die Flächenanmietung für rund 80 Fahrradparkplätze angedacht ist. Um sie entsprechend herzurichten ist mit einer Investition von 50.000 Euro zu rechnen, auf einen ähnlichen Betrag dürften sich die Kosten für die an den Parkhausbetreiber zu zahlende jährliche Miete belaufen. Die Einnahmen werden von der Stadt in der Grobkalkulation auf 10.000 Euro im Jahr veranschlagt. Für die Stadt bleibt die Förderung des Radverkehrs also ein Zuschussgeschäft, höhere Mieten gibt nach Einschätzung der Verwaltung der Markt der Radfahrer jedoch kaum her.

Fähre als Fahrradparkhaus?

Bei den Stadträten fehlte es in der Diskussion nicht an Vorschlägen, wie man noch weiter am Rad drehen könnte. Beispiel: Heiner Fuchs – just jener Stadtrat, der im Erlebensfall für ein Fahrradparkhaus in der Ladenzeile im Bahnhof zum Verspeisen eines Besens samt Borsten bereit ist – könnte sich die Nutzung der alten Fähre der Stadtwerke als Übergangslösung für ein Parkhaus vorstellen. Die Idee ist laut Gregor Gaffga, der als zuständiger Sachbearbeiter der Stadtverwaltung das Fahrradparkplatz-Konzept vorstellte, so schlecht nicht. In Amsterdam beispielsweise wurde ein ausrangiertes Schiff exakt so genutzt, allerdings gibt es dort mehr Liegeplätze als am Bodensee. Hier sind sie rar – und wenn überhaupt vorhanden, dann sind sie so teuer, dass das Projekt wirtschaftlich nicht vertretbar sein dürfte.