Beinahe jedes Wochenende wäre ein Freiluftfest gewesen, wenn Covid-19 nicht noch immer virulent wäre. „Es macht keinen Sinn“, stellt Heinz-Josef Diestel, Mitveranstalter des Staader Hafenfestes, fest. Die Entscheidung hätten sich die beteiligten Gastronomen und der Musikverein Allmannsdorf nicht leicht gemacht. Sie hatten zunächst auf weitere Lockerungen und klärende Verordnungen gewartet und überlegt, unter welchen Rahmenbedingungen das Fest, das für August geplant war, doch noch hätte stattfinden können.
Einlasskontrollen, damit die Maximalbesucherzahl nicht überschritten würde, waren auch schon im Gespräch. „Wir hätten es auf jeden Fall in den September verschieben müssen“, so Diestel. Dann hätten immerhin unter 500 Besucher kommen können. Weitere Erschwernis wäre die Umsetzung der Hygienevorschriften gewesen, die Standumbauten erfordert hätten.
Kein stimmungsvolles Staader Hafenfest möglich
Mit ins Kalkül zogen die Verantwortlichen: „Das Staader Hafenfest ist nett, weil es eng und gemütlich ist“, so Heinz-Josef Diestel. Mit den erforderlichen Abstandsregelungen würde nicht die entsprechende Stimmung aufkommen, ist er überzeugt, ganz davon abgesehen, dass eine Kontrolle der Einhaltung dieser Regelung kaum möglich wäre.
Die Veranstalter entschieden sich, das Fest in diesem Jahr ausfallen zu lassen, denn ein weiter wesentlicher Grund bezüglich Covid-19: „Es hat etwas mit Menschenmengen zu tun; das ist gerade nicht angezeigt“, meint Diestel, der anfügt: „Es ist zwar schade, aber so ist es halt.“
„Bereits im Januar hatten wir das Fest bei der Konstanzer Stadtverwaltung angemeldet“, berichtet Diestel. Was er bemängelt: „Wir haben nie ein Schreiben von der Stadt bekommen. Wir wissen nicht, ob die Stadt überhaupt Feste genehmigen würde.“ Vielmehr habe er den Eindruck, dass die Stadt kein Interesse an Festveranstaltungen habe. „Vielleicht liegt es nur an dem jeweiligen Betreiber, ob er es machen will oder nicht?“, stellt er in den Raum.
Gleichwohl bleibt er optimistisch und kündigt an: „Im nächsten Jahr werden wir durchstarten.“ Corona werde abflachen, wenn es wirksame Medikamente und einen Impfstoff gebe, ist er überzeugt, stellt aber fest: „Wir werden mit dem Virus die nächsten Jahrzehnte und Jahrhunderte leben müssen.“
Auch das Dingelsdofer Herbstfest wird nicht stattfinden
Der Dingelsdorfer Kronenplatz wird ebenfalls leer bleiben. „Die leeren Flaschen und leeren Gläser sind Symbole, dass auch unser Dingelsdofer Herbstfest nicht stattfinden wird“, sagt Manfred Renz, vom Musikverein Dingelsdorf, der für die Ausrichtung, respektive Nichtausrichtung, des Anlasses verantwortlich zeichnet.
„Wir sind auf Sicht gefahren, bei heftigem Nebel, und haben die Situation beobachtet“, skizziert er bildlich. „Wir haben lange nicht gewusst, wie es sich entwickeln würde, und Anfang Juni beschlossen, es abzusagen. In der Form – gerade was die Abtandsregeln anbelangt – macht es keinen Sinn.“

„Der Charakter des Festes wäre nicht gegeben“, findet auch Pressesprecher Harald Vetter. „Wir wissen noch nicht mal, ob eine Fasnacht gemacht wird. Für die ganze Gesellschaft ist es eine Katastrophe. Für Vereine in doppelte Hinsicht: finanziell und kameradschaftlich“, sagt Bernhard Mauz. „Das Herbstfest ist für uns als Verein immens wichtig; davon leben wir“, erläutert Manfred Renz.
Und doch steht der Musikverein aktuell noch gut da. Dank der Einnahmen durch das Seenarrentreffen bekommt er das diesjährige Defizit einigermaßen ausgeglichen. Und die Kameradschaft? „Zwei Proben haben wir jetzt gehabt“, berichtet Harald Vetter vergnügt und Manfred Renz fügt an: „Im Freien, mit Abstand.“
Unruhig seien die Probeverläufe gewesen, denn „man hat sich so lange nicht gesehen und hatte sich so viel zu erzählen“, so Vetter. Schwierig sei es in dieser Corona-Zeit, einen Verein zusammen und die Mitglieder bei Stange zu halten. Dem Musikverein Dingelsdorf gelinge dies, aber Vetter und Renz berichten auch, dass es Vereine gebe, wo selbst tragende Stützen der Orchester austreten würden.
Die Hoffnung: Konzerte in abgespeckter Version
Der Vorstand des Musikvereins Dingelsdorf und die Mitglieder engagieren sich, den Zusammenhalt im Verein und im Dorf zu bewahren. „Wir versuchen, im November unser Jahreskonzert hinzukriegen, zumindest in abgespeckter Form“, so Manfred Renz. „Und statt des Kirchenkonzerts zu Weihnachten spielen wir vielleicht unter dem Christbaum. Viel mehr wird wohl nicht möglich sein.“
„Wir könnten vielleicht beim Spiel unter dem Christbaum noch Glühwein verkaufen“, regt Bernhard Renz spontan an und fügt gleich hinzu: „Naja, ein klein bisschen Geld können wir schon brauchen.“
Trauer um das diesjährige Wollmatinger Dorffest
Die Taschentücher gezückt haben Kilian Stadelhofer und Daniel Groß vom Vorstand des Wollmatinger Dorffest e.V. „Die politischen Vorgaben sind so, dass wir jetzt Nein sagen müssen, obwohl wir flexibel wären“, stellt Stadelhofer fest und ergänzt: „Rein technisch könnten wir die Organisation in 14 Tagen stemmen, aber die Stadtverwaltung würde hinterherhinken.“

Auch manch Verein würde sich schwertun, kurzfristig freiwillige Helfer zu finden. Die Verlegung auf einen späteren Zeitpunkt, mache keinen Sinn, sind sich die beiden einig und deshalb: „Lassen wir es bleiben“, sagt Kilian Stadelhofer und Daniel Groß ergänzt: „Der Wille ist dagewesen, aber das Virus hört am 31. August nicht auf.“
Auch der Wollmatinger Weihnachtsmarkt stehe auf der Kippe, äußert Kilian Stadelhofer. Die Besucherbegrenzung mit unter 500 Personen (aktueller Stand) könne geregelt werden, meint er. Aber: „Wir haben Angst, dass – wenn der Konstanzer Weihnachtsmarkt ausfällt – alle bei uns hocken.“
Er habe schlaflose Nächte, erzählt Kilian Stadelhofer. Der Grund: „Nix isch au nix“, findet der Wollmatinger, der schon wieder Ideen schmiedet, damit doch irgendetwas in dem Konstanzer Stadtteil stattfindet. Natürlich hat er schon ein Vorhaben in Petto. „Aktuell dürfen ja 20 Personen zusammenkommen“, baut er den Spannungsbogen auf.
„Wollmatingen grillt!“ – „Wollmatingen feiert trotzdem!“
„In Wollmatingen gibt es genügend Hinterhöfe. Wenn die Hofgemeinschaften Grillfeste veranstalten und Nachbarn einladen würden, das wäre doch auch was“, skizziert er seine Idee. „Wenn viele mitmachen, dann gäbe es doch ein kleines Event in Wollmatingen„, meint Daniel Groß, der sogleich die Parole ausgibt: „Wollmatingen grillt!“
Darauf springt Kilian Stadelhofer sofort an, der einen Alternativvorschlag macht: „Wollmatingen feiert trotzdem!“ Und wann? Da muss Stadelhofer nicht lange überlegen, sondern sagt ohne zu zögern: „Samstag, 5. September, ab 18 Uhr.“