Es ist nicht immer Gold, was glänzt. Die Stadtverwaltung – allen voran Baubürgermeister Karl Langensteiner-Schönborn – setzt jetzt mit Zustimmung des Gemeinderats erst den Lago-Kreisel (Bauzeit etwa ein Jahr) und im direkten Anschluss die Umgestaltung des Bahnhofplatzes um.
Ziel ist es, das Entree attraktiver zu gestalten, Aufenthaltsqualität zu schaffen und einen barrierefreien Zugang in das Bahnhofsgebäude zu ermöglichen. Ganz so optimal finden das manche Bürger nicht. Sie weisen bei der Informationsveranstaltung auf Kritikpunkte hin.
Wenn das Großprojekt fertiggestellt ist, dann dürfen zwischen Dammgasse und Lago-Kreisel (Bodanstraße) nur noch Busse (etwa 600 täglich), Taxis und Radler über den Bahnhofplatz fahren, erläutert Uwe Kopf, Tiefbauamtsleiter der Stadt Konstanz, im Rahmen einer Informationsveranstaltung. Damit solle Aufenthaltsqualität geschaffen werden.

„Wir brauchen ein ansprechendes Entree, sagt der Baubürgermeister“, so Kopf. Der Bahnhofplatz sei ein wesentlicher Baustein des im Jahr 2014 beschlossenen C-Konzepts, das das Ziel habe, die Altstadt vom Autoverkehr zu entlasten. Die Verwaltung gehe davon aus, somit „3000 Autos von der Straße wegzubekommen, weil man dann nicht mehr durchfahren kann“, so Kopf.

Ganz ohne Auto zur Bahn?
Was die Bürger interessiert: Wie kommt man mit viel Gepäck zur Bahn und was ist mit dem Parkhaus in der Dammgasse? Das Parkhaus werde über die Konzilstraße erreichbar sein, hieß es dazu. Die Ausfahrt erfolge ebenfalls über die Konzilstraße. Vor der Ladenzeile auf der Bahnseite seien drei Kiss-and-Ride-Plätze sowie vier Car-Sharing-Plätze vorgesehen.
Bushaltestellen mit etwa 18 Zentimeter hohen Kasseler Borden, also hohen, abgerundeten Randsteinen, sind an der bisherigen Stelle auf der Bahnhofseite sowie auf Höhe Sport Gruner geplant. Die Haltestelle vor der Sparkasse werde damit entfallen.
Auf den Visualisierungen sind Sonnenschirm-ähnliche Dächer gezeichnet. „Die Schirme sind die Unterstände für die Busse“, erklärt Bauleiter Peter Martin. Diese Konstruktion erinnert den Konstanzer Ralf Seuffert an jene im Stadtgarten, die nur mäßig Regen abhielten. Jene, die für den Bahnhofplatz vorgesehen seien, „machen keinen schlechten Job“, so Uwe Kopf über deren Tauglichkeit.

Gibt es Fahrrad-Tabuzonen?
Radabstellanlagen seien überdies ebenfalls vorgesehen. Diese würden nicht fest installiert, damit sie noch verschoben werden könnten, denn Kopf ist überzeugt: „Es wird anfangs Anpassungen geben.“ „Ästhetik und Rad. Ich sehe ein Problem auf uns zukommen, denn oft stehen die Räder durcheinander“, meint ein Bürger. „Wird es Tabuzonen geben, wo Fahrräder nicht abgestellt werden dürften?“
„Tabu ist nicht geplant“, so Kopf. Dafür seien mobile Radstellplätze in großer Zahl vorgesehen. „Eine Entlastung gibt es, wenn das Radhaus kommt“, sagt der Tiefbauamtsleiter, der daran erinnert, dass Bahn und Stadt einen Neubau an der Ladenzeile planten. Im Erdgeschoss solle es dann Geschäfte und im Obergeschoss das Fahrradparkhaus geben.
Ist ein Wärmenetz geplant?
Im Zuge der großen Baumaßnahmen würden auch die Ver- und Entsorgungsleitungen erneuert. „Wird ein Wärmenetz verlegt?“, will Manfred Hölzl wissen. Darüber habe man nachgedacht, aber die Vorlaufzeit sei zu kurz gewesen, erklärt Uwe Kopf.
Dass nicht in die Zukunft geplant werde, kann Hölzl nicht verstehen. Er hatte erwartet, dass zumindest vorsorglich „die Rohrleitungen und entsprechende Abzweigungen für ein Wärmenetz verlegt“ würden, die man dann bei Bedarf nur noch anschließen müsste. Wenn erst später das Wärmenetz ausgebaut würde, dann „müsste erneut massiv in den Boden eingegriffen werden“.

Aufenthaltsqualität auf Beton?
Um einen barrierefreien Zugang ins Bahnhofsgebäude zu ermöglichen, werde die Straße von der Bahnhofsstraße bis zum Bahnhofsportal um 70 Zentimeter erhöht. „Man wird es beim Laufen nicht merken, dass der Platz angehoben wurde“, erläutert Uwe Kopf. Die Verkehrsfläche werde in Beton ausgeführt.
Beton sei belastbarer und langlebiger als Teer, zumal 600 Busse täglich über den Platz führen. Aufenthaltsqualität auf einer großen Betonfläche, gerade im Sommer, konnte sich ein Bürger nicht vorstellen. Heller Beton strahle nicht gar so viel Hitze ab als andere Beläge, merkt Uwe Kopf an. Darüber hinaus seien auf dem Bahnhofplatz Pflanzquartiere vorgesehen.
Was sagen kritische Stimmen?
„Ich bin erschüttert, dass die große Fläche komplett versiegelt wird“, sagt Unternehmer Jürgen Norbert Baur nach der Veranstaltung gegenüber dem SÜDKURIER. „Von einer Stadt, die den Klimanotstand ausgerufen hat, habe ich anderes erwartet.“ Auch dass kein Wärmenetz in die Planung aufgenommen worden sei, kann er nicht verstehen. „Wenn man Klimaschutz machen will, dann muss man anders planen.“

„Schön, dass der Platz hergerichtet wird. Für uns wird es eine schwierige Zeit; wir sind von drei Seiten betroffen“, so Peter Kolb von Sport Gruner. „Ich hoffe nur, dass die Baustelle so koordiniert wird, dass unser Geschäft immer erreichbar ist und nicht vom Kundenverkehr abgeschnitten wird.“

Hölzl und Baur hoffen sehr, dass während der Baustellenzeit der Verkehr entsprechend gelenkt werde, damit die Erreichbarkeit gewährleistet bleibe. Auf gar keinen Fall dürfe signalisiert werden: „Fahren sie nicht nach Konstanz, weil es eine Baustelle gibt“, formuliert Hölzl. Denn die Wirtschaft in der Innenstadt sei auf die entsprechende Besucherfrequenz angewiesen.