Das Projekt zieht sich seit über einem Jahrzehnt hin, doch in diesem Fall wird offensichtlich nicht gut, was lange währt. Die Stellungnahme des Beirats für Architektur und Stadtgestaltung der Stadt Konstanz zu zwei vorgelegten Varianten für ein Fahrradparkhaus am Bahnhof jedenfalls fällt skeptisch aus. Die Entwürfe sind demnach „hinsichtlich des architektonischen Ausdrucks aus Sicht des Beirats für den Standort unangemessen“.

Wie es in der Vorlage des am Mittwoch, 1. März, um 13.30 Uhr im Sitzungssaal des Verwaltungsgebäudes an der Unteren Laube tagenden Beirats weiter heißt, wird die „Ensemblewirkung, die im Zusammenspiel zwischen Neubau, denkmalgeschützten Bahnhof und der Schweizer Bahnhof durch eine überhöhte Individualität des Neubaus“ gestört. Stattdessen schlagen die Mitglieder des Beirats eine Gestaltung des Fahrradparkhauses vor, bei der die „vorherrschende Gebäudetypologie des unmittelbaren Umfeldes gestärkt“ wird.

Planungen gibt es seit 2011

Die Beurteilung des Beirats lässt nichts Gutes für die Umsetzung des Projekts erahnen. Daran wird bereits seit 2011 gearbeitet, als der Rahmenplan für den Bahnhofsbereich veröffentlicht wurde. Das seither nichts vorwärts ging, liegt unter anderem daran, dass sich die Deutsche Bahn und die Stadt handelseinig werden müssen. Denn die Fläche muss prinzipiell den Zwecken des Verkehrsunternehmens dienen, die Genehmigungszuständigkeit obliegt jedoch der Stadt Konstanz.

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Immerhin sind sich die beiden Verhandlungspartner im Grundsatz einig, dass der „Neubau der Ladenzeile inklusive des Fahrradparkhauses dem Ort eine spezifische Identität geben und die Attraktivität des Mobilitätsschwerpunkts am Bahnhof Konstanz erhöhen soll“. Dies gelte nicht zuletzt vor dem Hintergrund der „öffentlichen Sichtbarkeit“ und des „Symbols für nachhaltige, emissionsfreie und multimodale Mobilität der Stadt“. Die Planer gehen dabei davon aus, dass die „Neukonzeption des Bahnhofsplatzes berücksichtigt“ und ein „zukunftsweisender Beitrag zur Baukultur zum Thema Mobilität“ geleistet wird.

Die Formulierungen legen die städtebauliche Messlatte somit recht hoch, was jetzt auf dem Tisch liegt, erfüllt dies nach Ansicht des Beirats aber offenbar nicht. So seien sich die vorgestellten zwei Varianten im Prinzip sehr ähnlich. Der Unterschied zwischen den beiden Planungen besteht demnach nicht in der Typologie, sondern in der Gestaltung der Fassade. In der einen Variante sind die Lamellen aus Holz, in der anderen wird Metall vorgeschlagen.

Und was meint der Gemeinderat

Weitere Diskussionsrunden sind außerdem zu erwarten, weil es nicht nur zwischen der Deutschen Bahn und dem Beirat Klärungsbedarf gibt. Auch der Konstanzer Gemeinderat wird ein Wort mitreden wollen, und dieser hatte schon in einer früheren Sitzung seine Bedenken wegen der Nutzung des Gebäudekomplexes zum Ausdruck gebracht. Diese sieht einen gastronomischen Bereich im Erdgeschoss vor, die Abstellflächen für Fahrräder sollen sich im oberen Bereich befinden.

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Einige Stadträte würden die Gastronomie wegen der Aussichtsmöglichkeiten insbesondere in Richtung Seelandschaft lieber im Obergeschoss und das Fahrradparkhaus im Erdgeschoss ansiedeln. In diesem Punkt allerdings neigt der Beirat eher zur Auffassung der Entwurfsplaner. Für den Beirat überzeugt „die Idee, Läden und Gastronomie im Erdgeschoss und das Fahrradparken im ersten Obergeschoss anzuordnen“.

Dass das zumindest von Teilen des Gemeinderats anders gesehen wird, wird in der Stellungnahme des Beirats zwar erwähnt, doch dem Konflikt weicht man aus. „Ob die Gastronomie aufgrund der sehr prominenten Lage des Gebäudes auch im Teilbereich des ersten Obergeschosses sinnvoll wäre oder nicht“, so heißt es in der Stellungnahme, „kann zu einem späteren Zeitpunkt entschieden werden.“