Von wegen trockene Materie: In der jüngsten Sitzung des Gesamtelternbeirats (GEB) hatten Elternvertreter und Stadträte abwechselnd einen Grund zu lachen oder zu staunen. Das erste Mal war es soweit, als die Sprache auf den Fortschritt der Digitalisierung an Schulen kam. Der Konstanzer Schulamtsleiter Frank Schädler berichtete, dass alle Schulen inzwischen flächendeckend mit kabellosem Internet (WLAN) ausgestattet seien.
Eine gute Nachricht, doch es folgte ein Aber: „Die Hotspots, also die Zugangsgeräte, liegen in den Klassenzimmern unter der Heizung, hinter der Tafel oder auf der Fensterbank“, sagte Schädler: „Wir finden einfach keine Techniker, die Zeit haben, die Geräte fest zu installieren. Immerhin haben wir in Konstanz 600 Klassenzimmer.“ Die Funktion des Internets sei dadurch aber nicht beeinträchtigt.

Einig waren sich aber Schulleiter und Eltern, dass die Ausstattung allein noch keine Digitalisierung bewirkt. „Es geht auch darum, die Endgeräte im Unterricht sinnvoll einzusetzen, das ist noch nicht überall der Fall“, meinte eine Elternvertreterin. Wenn es denn überhaupt Endgeräte gibt: Laut Frank Schädler finanziert das Land Baden-Württemberg Tablets und Laptops für Lehrer nur noch bis Jahresende. Dann ist Schluss damit erstmal Schluss.
Geht ein Gerät kaputt oder muss gewartet werden, müssten die Kommunen einspringen. „Wie das alles läuft, ist aber noch unklar“, so Schädler. Auch müsse noch geklärt werden, ob alle Konstanzer Schüler mit Tablets ausgestattet werden sollen – je nach Konzept der Schule.
Angst vor dem Blackout
Einen weiteren Überraschungsmoment hatte Frank Raddatz parat. Er ist Geschäftsführender Schulleiter der Konstanzer Schulen (außer Gymnasien) und berichtete von einer neuen Aufgabe für Schulleiter und Vertreter der Stadtverwaltung: „Was tun wir, wenn der Strom plötzlich an einem Schultag um zehn zu Ende ist? Wenn die Anlagen für Durchsagen nicht mehr funktionieren und wegen der Energiekrise vielleicht auch die Toiletten nur noch einmal gespült werden können? Dazu erarbeiten wir gerade ein Konzept.“

Für den lautesten Lacher sorgte derweil Frank Schädler, als er mit der Aufzählung all der anstehenden Sanierungs- und Neubaumaßnahmen an den Schulen fertig war. „Insgesamt wird allein der Hochbau an Schulen, ohne Ausstattung, 220 Millionen Jahre kosten“, sagte er. Das fühlte sich für so manchen Elternvertreter und Stadtrat realistisch an: Schließlich warten einige Schulen schon eine gefühlte Ewigkeit auf den dringend benötigten Raum. Gemeint waren aber 220 Millionen Euro in den kommenden acht Jahren, die allein für Schulbauten ausgegeben werden sollen.
Nur an der Geschwister-Scholl-Schule (GSS) wurden die Erweiterungspläne gestoppt: „Derzeit hat die Schule nicht genügend Anmeldungen, um ein Raumprogramm vom Regierungspräsidium genehmigt zu bekommen“, erklärte Frank Schädler. Außerdem seien im künftigen Stadtteil Hafner eine neue Grundschule und eine weiterführende Schule mit fünf Zügen (Parallelklassen) geplant.
„Wir müssten jetzt schon sagen, welche Schulart dies sein soll, und das können wir nicht.“ Von den Anmeldezahlen her müssten dort nach aktuellem Stand ein Gymnasium und eine Gemeinschaftsschule eingerichtet werden. „Das werden wir in den kommenden zwölf Monaten entscheiden und dann wird auch klar, wie es mit der GSS weitergeht.“
Fehlanzeige bei Digitalisierung des Landeselternbeirats
Am Ende der Sitzung staunten die Eltern und Stadträte ein letztes Mal: Die stellvertretende GEB-Vorsitzende Anne Mone Sahnwaldt, die dieses Amt nun abgab, machte Werbung für eine Mitarbeit im Landeselternbeirat. Doch wer sich auch über Konstanz hinaus engagieren will, muss für die Wahl am 11. Februar 2023 nach Offenburg fahren. Dies gilt auch für alle wahlberechtigten Elternbeiratsvorsitzenden: Stimmabgabe nur persönlich vor Ort. Wer gewählt wird, muss einmal im Monat nach Stuttgart fahren. Digitalisierung? Nicht beim Landeselternbeirat!

„Ich mache das seit neun Jahren mit und kenne alle Zugverbindungen auswendig“, sagte Petra Rietzler dazu, die am Ende des Abends zur neuen GEB-Vorsitzenden gewählt wurde. „Das ist schon machbar. Man muss für diese Tage halt einen Tag Urlaub nehmen oder wird vom Arbeitgeber freigestellt. Aber die Mühe lohnt sich: Man bekommt einen guten Draht ins Kultusministerium.“