Götz Werner wurde am 5. Februar 1944 in Heidelberg als Sohn eines Drogisten geboren. Schon als kleiner Junge hatte er beschlossen, dass er in die Fußstapfen seines Vaters treten möchte, wie der Unternehmer dem SÜDKURIER in einem Interview erzählte. Dass schließlich in Konstanz der Grundstein für seine spätere Karriere gelegt werden würde, davon wagte der Sechsjährige, der den weißen Drogerie-Kittel seines Papas anprobierte, sicherlich nicht zu träumen. Und bis der Erfolg als Unternehmer kam, musste Werner einige Rückschläge verkraften.

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„In der Schule sitzengeblieben, nach elf Schuljahren abgegangen. Deutscher Jugendmeister im Rudern, Drogist gelernt, Prokurist geworden. Verstoßener Sohn. Realträumer. Gründer wider Willen“, beschrieb er den Werdegang in seiner Biografie. Dieser Werdegang führte den jungen Götz Werner mit 17 Jahren in die größte Stadt am See: Hier, mitten in der Altstadt, absolvierte er von 1961 bis 1964 seine Ausbildung bei Kornbeck und wurde 1963 Jugendmeister im Rudern.

Dem SÜDKURIER erzählte er vor zehn Jahren im Interview: „Es war eine unheimlich glückliche Zeit, unabhängig zu sein von zu Hause. Und dann die Nähe zur Schweiz, das war für mich ein neues Erlebnis.“ Geblieben sei er nicht, da er nach seiner Lehre in das Drogerie-Geschäft seines Vaters einsteigen wollte.

Für Werner war Konstanz „der Brennpunkt der Welt“

Der Region blieb er verbunden. Vor zehn Jahren sagte er dem SÜDKURIER, als er seinen Urlaub in Konstanz verbrachte: „Man muss ja niemandem sagen, dass der Bodensee eine von Gott begnadete Region ist, und deswegen hat sie auch eine große kulturelle Tradition. Nicht umsonst hat hier das Konzil stattgefunden. Es war der Brennpunkt der Welt. Und ich verbinde sehr viele persönliche Nostalgien mit dem See. Deshalb komme ich gerne hierher.“

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Am Bodensee schöpfte Götz Werner auch noch im Rentenalter durch den Rudersport immer wieder neue Kraft. Diese hatte er ab den 1970er Jahren in den Aufbau seines Drogerie-Imperiums gesteckt. Zuvor hatte ihn der Vater aus dem elterlichen Geschäft geworfen, aufgrund der „spinnerten“ Ideen des damals 28-jährigen Sohnes. Die „gespinnerte“ Idee lautete übrigens: die Einführung des Discounterprinzips in der Drogerie.

Rückblickend ein Glücksfall: Im Sommer 1973 eröffnete Werner in Karlsruhe seinen ersten Selbstbedienungs-Drogeriemarkt (dm) – auf dreifacher Fläche und mit stark reduziertem Sortiment im Vergleich zu herkömmlichen Drogerien. Dabei stand für den jungen Unternehmer eines im Mittelpunkt: „Die Menschen und deren Bedürfnisse.“ Wenn man sich danach richte, so sagte er einmal, könne man Erfolg gar nicht verhindern.

Der Unternehmer stellte Menschen in den Mittelpunkt

Das bestätigte Werner auch gegenüber dem SÜDKURIER: „Es gibt drei Arten von Beziehungen. Zu Kunden, die Zahncreme brauchen und bei uns einkaufen. Zweitens die Kunden, die bei uns tätig sind, weil sie eine Lebensaufgabe suchen – die Mitarbeiter. Und drittens die, die für uns tätig sind – die Partner. Ein Unternehmen ist auf den Beitrag dieser Menschen angewiesen. Entscheidend ist, mit den Augen der Kunden auf das Unternehmen zu schauen. Je besser mir das gelingt, desto eher habe ich zündende Ideen.“

Der Erfolg gab dem Unternehmer recht und er selbst hielt sich an sein Prinzip: So besuchte Werner auch nach seinem Ausscheiden als dm-Chef 2008 regelmäßig und unangemeldet seine Filialen – um einfach ein Schwätzchen zu halten. Ob er das auch in der 2017 eröffneten Filiale auf der Marktstätte getan hat, ist nicht überliefert.

Dort eröffnete der siebte dm im Bereich Konstanz, der dritte allein in der linksrheinischen Innenstadt. Besonders in der Konstanzer Kultur-Szene gab es viel Kritik, als das Scala-Kino ausgerechnet einem weiteren Drogeriemarkt wich. „Der große Götz Werner hat über das kleine Provinzkino gesiegt; und wir schauen zu“, sagte der damalige Theaterintendant Christoph Nix dazu.

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„Der große Götz Werner“ war in seinen letzten Jahren vor allem als unermüdlicher Vorkämpfer für das bedingungslose Grundeinkommen unterwegs. Das „Einkommen für alle“ – so der Titel seines Buches – hatte für ihn etwas mit der Würde des Menschen zu tun. Darüber sprach er vor fünf Jahren auch im Konstanzer Wolkensteinsaal. Werner stellte sich dort als Mensch vor, der Lebenssinn sucht und einen Beitrag für die Gesellschaft leisten will. Vor dem jüngsten Gericht zähle nicht, wie viel einer auf Erden verdient habe, sagte er damals vor 130 Zuhörern.

Seit Herbst 2018 trat Werner aus gesundheitlichen Gründen kürzer. Sein größter Wunsch war: „Dass meine Ideen als Unternehmer und Verfechter des bedingungslosen Grundeinkommens fortwirken und zu einer lebenswerten Welt beitragen.“ Am 8. Februar starb Götz Werner im Alter von 78 Jahren. Seine Familie teilte mit, dass seine Kräfte in den vergangenen Monaten kontinuierlich nachgelassen hätten. Werner wohnte mit seiner Frau Beatrice in Stuttgart. Er hinterlässt sieben Kinder und mehrere Enkel. Und ein paar bemerkenswerte Spuren in Konstanz.

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