Samstagvormittag, der Morgen nach dem Abbau der provisorischen Grenzzäune zwischen Deutschland und der Schweiz. Andrang herrscht nicht an den Grenzübergängen, vielmehr Ruhe und Gelassenheit. Selbst bei der Gemeinschaftszollanlage Kreuzlingen-Konstanz, dem sogenannten Autobahnzoll, ist von Stau ausnahmsweise keine Spur, vor allem mangels der sonst so zahlreichen Lastwagen.

Die Gemeinschaftszollanlage Kreuzlingen-Konstanz aus Richtung Deutschland. Die Lockerungen machen sich hier bemerkbar. Auf deutscher ...
Die Gemeinschaftszollanlage Kreuzlingen-Konstanz aus Richtung Deutschland. Die Lockerungen machen sich hier bemerkbar. Auf deutscher Seite wurde am Samstagmorgen zeitweise gar nicht kontrolliert. | Bild: Scherrer, Aurelia

Eine junge Frau von der Grenzwacht hält mein Fahrzeug an und sagt freundlich: „Güezi! Wo wönd Sie anne?“ (Grüß Gott! Wo möchten Sie hin?). Allein diese Begrüßung symbolisiert Normalität, denn Konstanzer kennen dieses geflügelte Wort seit Kindheit an. Ich stelle mich kurz vor und erläutere mein Begehr, die Zollanlage fotografieren zu wollen. Alles kein Problem; weder Ausweis, noch die Fotoerlaubnis, die man von den Behörden beidseits der Grenze hierfür immer – auch außerhalb von Corona-Zeiten – zu diesem Zweck benötigt, muss ich zeigen. Retour auf deutscher Seite findet zu diesem Zeitpunkt gar keine Kontrolle statt. Man kann einfach durchfahren, ganz locker.

Bild 2: Ein Hauch von Normalität
Bild: Scherrer, Aurelia

Die Kunstgrenze ist wieder offen. Mehr Medienvertreter als Passanten sind unterwegs, von Zöllnern, Grenzwächtern oder Polizei keine Spur. Ungehindert kann man über die wieder „unsichtbare“ Grenze laufen, ohne sofort angehalten zu werden. Da könnte so mancher leichtsinnig werden und vergessen, dass es eines triftigen Grundes bedarf, die Grenze überschreiten zu dürfen. Mal kurz auf der anderen Seite spazieren gehen, ist nicht empfehlenswert; das ist nicht erlaubt und kann empfindlich geahndet werden. Denn wer weiß, ob nicht hinter der nächsten Ecke ein Grenzhüter steht.