Gerhard Moll steht auf der Treppe vor dem Haus mit der wohlklingenden Adresse Seestraße 1. Er blickt auf neue Markierungen in Blau und Weiß auf dem Boden und auf einige Fahrradständer vor seiner Haustür. „Wir Anwohner sind schockiert über den Schildbürgerstreich vor den denkmalgeschützten Häusern“, sagt der 75-Jährige und schaut an der Fassade hoch.

Anwohner Gerhard Moll stört sich an der schraffierten Fläche vor dem historischen Ensemble an der Seestraße 1 und an den ...
Anwohner Gerhard Moll stört sich an der schraffierten Fläche vor dem historischen Ensemble an der Seestraße 1 und an den Fahrradständern. Die blaue Markierung für Fahrräder findet er in Ordnung. | Bild: Kirsten Astor

„Uns werden sehr viele Auflagen gemacht, was wie saniert werden darf“, so Moll. „Und dann wird direkt vor unserer Haustür so ein Schandfleck geschaffen.“ Mitten auf der weiß schraffierten Fläche sind Fahrradbügel angebracht. „Hier steht dann im Sommer alles voller Fahrräder“, befürchtet der Anwohner. „Und das, obwohl so viele Touristen unser Haus fotografieren.“

Eine zusätzliche Gefahrenquelle?

Er findet die neue Einbahnstraßenregelung in der Seestraße gut und hat auch Verständnis für den blauen Fahrradstreifen, der neuerdings dort verläuft. „Wir haben gar nichts gegen Radfahrer, Jogger und Fußgänger, die gehören hier dazu“, sagt Gerhard Moll. „Aber diese schraffierte Fläche ist nicht nur hässlich, sondern eine zusätzliche Gefahrenquelle. Ausparkende Autofahrer sehen schlechter als vorher.“

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Der 75-Jährige fragt sich, warum diese Zusatzfläche mit Fahrradbügeln nicht stattdessen direkt gegenüber geschaffen wurde, am Ausgang des Tunnels unter der Alten Rheinbrücke und nahe der Litfaßsäule.

Was sagt die Stadt Konstanz dazu?

Die Stadt erklärt auf SÜDKURIER-Nachfrage: „Die Fahrradstraße mit einer Änderung der Vorfahrtsregelung an den beiden Kreuzungen Seestraße/Conrad-Gröber-Straße sowie Seestraße/Glärnischstraße hat zum Ziel, die Sicherheit und den Komfort des Radverkehrs zu verbessern. Die Kreuzung Seestraße/Conrad-Gröber-Straße wurde von der Vorfahrt so gestaltet, dass die Mehrzahl der Verkehrsteilnehmer zügig und sicher durchkommen.“

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So wurde entschieden, den vorher sehr großen Kreuzungsbereich zu verkleinern, um ihn übersichtlicher zu machen. „Die Umgestaltungen sollten mit einfachen, kostengünstigen Mitteln erfolgen“, so die Stadt. Schließlich sei die Haushaltslage durch die Pandemie sehr angespannt. An der betreffenden Ecke vor der Seestraße 1 sollten vor allem weniger Autos parken.

Die Fläche bei der Litfaßsäule wurde nicht für neue Fahrradständer verwendet, da sich dort Fußgänger aufhalten sollen: Eine Sitzbank lädt zum Verweilen ein, außerdem wurde kürzlich ein Baum gepflanzt. „Die geparkten Fahrräder werden dort untergebracht, wo auch geparkte Autos abgestellt werden: am Fahrbahnrand“, so die Verwaltung.

Gerhard Moll ist nicht zufrieden. „Wenn hier wenigstens ein paar schöne Blumenkübel aufgestellt würden“, wünscht er sich. Doch dies ist laut Stadt nicht geplant.

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