„Eine fürchterliche Katastrophe!“, beklagt sich Heinrich Lutz, der im Königsbau die Fahrschule „Endlich 18!“ betreibt. Die Fahrschüler seien fit, müssten aber sehr lange warten, bis sie zur Prüfung zugelassen würden. Er kann sich das nicht erklären. Normalerweise bekomme man den genehmigten Antrag nach drei bis vier Wochen zugeschickt. „Sowohl für den TÜV, als auch für die Fahrschule nicht nachvollziehbar“, stellt er ratlos fest.

Für einige seiner Schüler sei das ein riesiges Problem. Manche von ihnen seien schon im Mai oder April prüfungsbereit gewesen. Nun würden sie immer noch darauf warten, ihre Prüfung machen zu können. Sowohl die theoretische, als auch die praktische Prüfung darf man nämlich erst ablegen, wenn der Antrag genehmigt ist.

Für Heinrich Lutz von der Fahrschule „Endlich 18!“ sind die momentanen Wartezeiten bei Führerscheinanträgen unerklärlich. Er ...
Für Heinrich Lutz von der Fahrschule „Endlich 18!“ sind die momentanen Wartezeiten bei Führerscheinanträgen unerklärlich. Er sieht die Situation als „fürchterliche Katastrophe“. | Bild: Elisa Schwarz

Wie wäre es mit einem Schnellverfahren?

Einen Geheimtipp für angehende Fahrschüler hat er nicht. Er habe den Schülern sogar schon vorgeschlagen, die Anträge für zusätzliches Geld im Schnellverfahren zu beantragen, doch auch das habe nicht funktioniert. Marlene Pellhammer, Pressesprecherin des Landratsamtes Konstanz, erläutert auf SÜDKURIER-Nachfrage, warum kein Schnellverfahren angeboten werden könne: Die Zeit vom Antragseingang bis zur Bearbeitung der Anträge könne schlichtweg nicht verkürzt werden, denn die die Anzahl der Anträge sei zu hoch.

Eine der Fahrschülerinnen, die ganze drei Monate auf ihren Führerscheinantrag gewartet haben, ist Jana Hecht. Sie macht gerade den Motorradführerschein der Klasse A2 für unter 24-Jährige. Wenn sie gewusst hätte, dass sie so lange auf ihren Antrag warten muss, hätte sie eventuell gewartet, bis sie den A-Führerschein für 24-Jährige machen darf.

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„Das funktioniert jetzt natürlich nicht“, berichtet sie dem SÜDKURIER. Jana Hecht habe Anfang April den Antrag für ihren Motorradführerschein abgegeben. Mitte Juli habe sie dann endlich die Genehmigung bekommen und im Anschluss direkt ihre Theorieprüfung abgelegt. Zwischen den praktischen Stunden habe sie immer wieder Pausen eingelegt. Zu groß war ihre Sorge, sie würde bis zur Prüfung wieder wichtige Inhalte verlernen.

Das Problem: Wenig Personal, aber viele Anträge

In der Verwaltung des Landkreises gibt es zurzeit immer wieder Personalengpässe. Vor kurzem hat der Kreistag immerhin einer zusätzlichen Personalstelle für den Führerscheinbereich zugestimmt. Ab Juli 2023 gibt es daher 5,5 Stellen. Nun muss aber zuerst geeignetes Personal ausgebildet werden. Das könnte dabei helfen, den Berg an Anträgen schneller abzuarbeiten.

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Denn hier liegt ein weiterer Grund für die langen Wartezeiten: Die Führerscheinanträge haben sich zuletzt vervierfacht. Lagen „sie in den Jahren 2011 bis 2020 durchschnittlich bei 1400 pro Jahr, waren es 2022 rund 6640 Anträge“, erläutert Marlene Pellhammer. Dieser drastische Anstieg entstehe hauptsächlich durch den Umtausch der alten Führerscheine, denn bis 2033 soll es in der EU nur noch Führerscheine in einheitlichem Format geben.

Das bedeutet: Ältere Dokumente müssen umgetauscht werden. Personen der Jahrgänge 1953 bis 1958 mussten ihren Führerschein bereits bis Mitte Juli 2022 umtauschen. Für die Jahrgänge 1959 bis 1964 endete die Frist dann im vergangenen Januar. Derzeit sind die Jahrgänge 1965 bis 1970 zum Umtausch aufgefordert. Sie haben dafür noch bis zum 19. Januar 2024 Zeit.

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Hinzu kommt das Ende der coronabedingten Einschränkungen, was langsam zu vermehrten Anträgen auf Erteilung und Erweiterung der Fahrerlaubnis führe. Diese kommen zusätzlich zu den Personen hinzu, „die zum Beispiel aufgrund des Mindestalters jetzt eine Fahrerlaubnis erwerben wollen“, berichtet Pellhammer.

Auch internationale Führerscheine wurden seit dem Ende der coronabedingten Einschränkungen wieder öfters beantragt. Vor den Einschränkungen seien etwa 1900 solcher Führerscheine ausgestellt worden; allein in diesem Jahr seien es bereits mehr als 1150, berichtet Marlene Pellhammer. Das heißt: Die Nachfrage für internationale Führerscheine hat sich fast verdoppelt.