Noch viele Jahre Baustelle und Kosten in noch kaum absehbarer Höhe: Die Sanierung der Geschwister-Scholl-Schule wird für die Stadt Konstanz zu einem immer größeren Risiko. Das 1976 als modellhafte Schule errichtete und deshalb auch denkmalgeschützte Gebäude könnte nach erster Einschätzung der Kommunalpolitiker die 50-Millionen-Euro-Grenze übersteigen.
Dennoch hat der Gemeinderat den weiteren Weg freigegeben – die laufende Generalsanierung abzubrechen, zieht niemand ernsthaft in Erwägung. Zumal irgendwann ab etwa 2030 in der Nähe im künftigen Stadtviertel Hafner auch viele Familien mit Schulkindern wohnen sollen.
Dass der große Baukörper eine Sanierung braucht, ist seit Jahren bekannt. 2017 gab die Stadtverwaltung als erste Schätzung Kosten von 24 Millionen Euro für die Schule und weiteren vier Millionen Euro für die nebenan liegende Sporthalle an. Zwei Jahre später war von 28,5 Millionen Euro die Rede, erst vor einem knappen halben Jahr hatte der Gemeinderat eine Steigerung auf 35,5 Millionen Euro akzeptiert. Nun stehen 40,5 Millionen Euro auf der Tafel. Das Hochbauamt begründet die Steigerung vor allem mit dem Baukosten, die seit 2018 um 43 Prozent gestiegen seien.
Klar ist es nach den öffentlichen Rats- und Ausschusssitzungen aber auch, dass es nicht bei den 40,5 Millionen Euro bleiben wird. Was den bisherigen Sanierungsumfang angeht, zeigt sich Arnold Hermann vom Hochbauamt zwar zuversichtlich und sagt, „die Zahl ist relativ sicher“.
Doch nicht enthalten sind die Sporthalle, bei der es ebenfalls nicht bei den 2017 geschätzten vier Millionen Euro bleiben wird. Außerdem sollen nun auch noch Fachräume (Biologie, Physik, Chemie, Technisches Werken) erneuert werden, was bisher nicht vorgesehen war. Allein die Planung dafür soll etwa 100.000 Euro kosten, diese Summe hat der Gemeinderat soeben freigegeben.
40,5 Millionen Euro für die Schule, vier Millionen plus für die Sporthalle, weitere Kosten für den tatsächlichen Umbau der Fachräume – da ist sich der CDU-Fraktionschef Roger Tscheulin „nicht sicher, ob am Ende eine Fünf davorsteht“. Der erfahrene Kommunalpolitiker hat ein drastisches Bild: „Ich komme mir vor wie in einem Zug ohne Notbremse“.
Anne Mühlhäußer, Stadträtin der Freien Grünen Liste und als Lehrerin selbst an der Geschwister-Scholl-Schule tätig, hat ein anderes Bild: „Fass ohne Boden“. Dass die Sanierung von Konstanz‘ größtem Schulgebäude zu aufwendig geplant wurde, weist das Hochbauamt zurück.
Die Kosten rührten nicht von Luxus-Lösungen her, sondern von der Preisexplosion am Bau. Wie sich das weiter entwickle, sei „Glaskugellesen“, so Arnold Hermann jüngst im Haupt-, Finanz- und Klimaausschuss. Immerhin seien viele Gewerke schon vergeben, so dass die Stadt in einem Teilbereich vor unangenehmen Überraschungen relativ sicher sei.
Jürgen Faden, Stadtrat der Freien Wähler und selbst Inhaber eines Handwerksbetriebs, sieht weitere Kostensteigerungen bis 2029 als so gut wie sicher an.
Bei FGL-Stadträtin Anne Mühlhäußer wachsen ebenfalls Zweifel. Als Beispiel nannte sie das Parkett, das vielleicht auch aufgefrischt statt ersetzt werden könne. Alles, was dem Energiesparen diene, sei unstrittig. Ansonsten müsse sich aber die Erkenntnis breit machen: „Wir haben nicht mehr den Goldesel nebenan stehen.“ Auch Susanne Heiß von den Freien Wählern denkt laut darüber nach, wie viel Geld noch in die Geschwister-Scholl-Schule fließen dürfe: Statt die GSS zu erweitern, solle die Stadt lieber am Hafner „eine oder zwei neue Schulen bauen“.
Oberbürgermeistermeister Uli Burchardt blickt nochmal anders auf das zig Millionen schwere Thema und sieht auch bei den Schulen – ähnlich wie beim Straßennetz und anderer öffentlicher Infrastruktur – einen gewaltigen Sanierungsstau.
Die Geschwister-Scholl-Schule ist anders als viele andere Schulen der Stadt mit 50 Jahren noch vergleichsweise jung, aber gut gehalten hat sie sich nicht. Burchardt sagt, es sei wichtig, bessere Schulgebäude der nächsten Generation zu hinterlassen, als die 1970er-Jahre sie uns hinterlassen hätten.

Den runden Geburtstag jedenfalls feiert die GSS hinter Baugerüst und Kran. Erst 2029, so die aktuelle Planung, soll die Sanierung abgeschlossen sein. Als nächstes kommen nach Darstellung der Stadtverwaltung die Klassenzimmer, dann die Verwaltung, der Lehrerarbeitsbereich und der Bereich Musik an die Reihe.
Allerdings, so heißt es in der Vorlage an den Gemeinderat, können diese Innenausbau-Arbeiten erst Mitte 2024 begonnen werden, weil das Land erst im Frühjahr 2024 über einen Zuschuss entscheidet. Würde die Stadt mit den Arbeiten vorher beginnen, läuft sie Gefahr, eine Millionen-Unterstützung zu verlieren.