Mario Böhler fällt es schwer, diese Nachricht zu überbringen. Zum ersten Mal in der fast 140-jährigen Geschichte der Narrengesellschaft Niederburg muss er einen fest geplanten Fasnachtsauftakt absagen. Er findet seit jeher um den 11.11. herum statt. Dieses Jahr sollt er am 14. November über die Bühne gehen.
Ernennung einer Burgherrin, launige Laudatio des im Vorjahr Ernannten, Narrenlieder und Schunkeln, scharfzüngige Büttenreden und ein Wiedersehen mit vielen vertrauten Gesichtern. Fällt alles aus. Der Auftakt zur Fasnacht fällt Corona zum Opfer – wobei es vermutlich auch gar kein Auftakt geworden wäre, denn das närrische Treiben in den Sälen und auf den Straßen ist schwer vorstellbar.
„Das ist unsere Familienfeier“, sagt Niederburg-Präsident Böhler, „darauf zu verzichten, fällt schwer“. Tatsächlich ist der Fasnachtsauftakt im Konzil immer etwas Besonderes. Dieses Jahr sollte Ruth Bader, die Geschäftsführerin des Bodenseeforums, nur neuen Burgherrin gekürt werden.
Die Ehrung solle 2021 nachgeholt werden, sagt Mario Böhler dazu, und auch der im Vorjahr zum Burgherren ernannte SÜDKURIER-Chefredakteur Stefan Lutz muss sich mit seiner Laudatio noch ein Jahr gedulden. Der Fasnachtsauftakt war aber immer auch eine erste Bühne für die neuen Reden und Sketche zur Fasnacht. Auch dieser Probelauf im vertrauten Kreis fällt aus.
Bis zuletzt hatte die Niederburg am Konzept gefeilt. Böhler betont, dass die Idee, vor drastisch verkleinertem Publikum auf drei Bühnen zu spielen und die jeweils nicht benötigten zwischendurch zu desinfizieren, genehmigt worden wäre. Doch die Erlaubnis der Stadt ist eben nur das eine. „Wir sehen uns auch in einer moralischen Verpflichtung“, erklärt Böhler mit Blick auf die anderen Narrengruppen in der Stadt, „wir müssen in Corona-Zeiten auch ein Beispiel geben.“

Tatsächlich ist es so, dass am und um den 11.11. in Konstanz nichts Fasnächtliches passieren wird. Die Seegeister verzichten darauf, ihren Kunibert symbolisch aus den Tiefen des Bodensees zu befreien. Der Narrenverein Schneckenburg, der seine Bunten Abende traditionell nicht während der Fasnacht selbst, sondern schon im November ausrichtet, hat die Veranstaltungen ebenfalls abgesagt.

Gut möglich, dass die Absagen die Vorboten für die gesamte Fasnacht sind, das räumt auch Mario Böhler ein. Die nächsten Termine im närrischen Kalender wären um den 6. Januar. Das ist der Termin, den die überwiegende Zahl der organisierten Narren als legitimes Startdatum der Fasnacht sieht.
Und selbst bis zum Schmotzigen Dunschtig, 11. Februar – Ostern und damit die Fasnachtstage liegen 2021 ungewöhnlich früh – ist unklar, ob die Corona-Pandemie eingedämmt sein wird. Mario Böhler sagt, er hoffe noch, aber der Optimismus hält sich in Grenzen.

Und so steht auch der Programmpunkt in Frage, der die Konstanzer Fasnacht weit ins Land hinaus trägt: Die Fernsehfasnacht aus dem Konstanzer Konzil steht ebenfalls auf der Kippe, wie Böhler bestätigt. Zusammen mit dem Südwestrundfunk arbeiteten die Narrengesellschaften Niederburg und Paradies daran, eine Sendung auf die Beine zu stellen. Im Moment gehen die Veranstalter demnach davon aus, dass genügend Akteure mitzumachen bereit seien.

Auf zwei Bühnen wechselweise und vor kleinem Publikum könne man möglicherweise eine Programm von „eineinhalb bis zwei Stunden“ machen: So sagt es Niederburg-Präsident Mario Böhler mit einiger Hoffnung. Gäste von auswärts, die auf den kurzen Moment vor der TV-Kamera hoffen, werde es aber auf keinen Fall geben.