„Rübe ab!“, fordert das Volk und das fordert auch der Ankläger des Jakobiner-Tribunals. OB Uli Burchardt wird in Handfesseln auf die närrische Jakobiner-Bühne auf den Obermarkt geführt. Er hat zunächst gar keinen guten Stand. Da ist der Ankläger Simon Schafheitle. Dieser prophezeit Böses und zwar das ganz persönliche Kurzstreckenticket für den OB zum Friedhof.

Simon Schafheitle fordert als Ankläger „Rübe ab!“.
Simon Schafheitle fordert als Ankläger „Rübe ab!“. | Bild: Rindt Claudia

Der Vorwurf: Er integriere Wollmatingen nicht und leiste deren Separatistenbewegung Vorschub. Das helfe ihm auch kein „Menschenschutzgebiet“ mehr. So heißt das Buch von Burchardt. Es gebe nur ein Problem. Die Entsorgung des Grinds könnte dank Verpackungssteuer ganz schön teuer werden. „Du ahnst es schon, da langt nicht nur ein Pizzakarton.“ Er fordert den „Doppelwumms“ auf dem Schafott.

Zähringer mit schwerem Stand

Claudia Zähringer hatte als Verteidigerin alle Mühe. Ihr schlagendes Argument: Die Wollmatinger sind, wie sie sind. „Da kann doch der OB nichts dafür.“ Der Mann rackere sich ab, jongliere mit schwarzen und roten Zahlen und solchen, die noch keiner kenne. Konstanz prosperiere mit Tempo 30 sowie einem Hotel mit Zaun direkt am See. Sie warb um Verständnis für den OB: „Der tut doch nur, was er kann!“

Claudia Zähringer verteidigt auf dem Tribunal den angeklagten OB.
Claudia Zähringer verteidigt auf dem Tribunal den angeklagten OB. | Bild: Rindt Claudia

Als Zeuge kommt Mario Böhler, der Präsident der Niederburg, auf die Bühne. Er schiebt ein rotes Leihrad der Stadtwerke, auf dem in Regenbogenfarben die Flagge seiner Zunft flattert. Er wirft Wollmatingen vor undankbar und größenwahnsinnig zu sein. „Die haben doch nicht mehr alle Latten am Zaun“. Der Stadtteil wolle in die Oberliga aufsteigen: „Vom Kuhstall direkt aufs Sonnendeck.“ Der Stadtteil wolle unabhängig sein, aber den Zugang zu dem nicht mehr vorhandenen Geld von Konstanz haben.

Das könnte Sie auch interessieren

Mit einem Seitenhieb auf die Allmannsdorfer Bürgergemeinschaft sagt Böhler: Wollmatingen habe sich wohl das Allmannsdorfer Konzept zu eigen gemacht und sei gegen alles und für nichts. Heute Morgen habe der Papst vom Krankenbett angerufen, mit einem Stoßgebet: „Gott bewahre uns vor Sturm und Wind und vor allen, die aus Wollmatingen sind.“ Das Problem der Wollmatinger: Sie bildeten sich über Artikel in den Lokalnachrichten des SÜDKURIER weiter. Sein Fazit: Wollmatingen ist nicht integrierbar. Der OB habe vielleicht das Fallbeil verdient, aber nicht wegen Wollmatingen.

Zeugin Roswitha Baumgärtner dagegen sagt zum OB: „Du kriegst was auf die Nuss.“ Konstanz wolle expandieren und die Wollmatinger sollten parieren. Zeuge Horst Oehri, der sich zum Wollmatinger ernennt, wirft der Stadt gar „modernes Raubrittertum“ und „Piraterie“ vor. Denn am geplanten Stadtviertel Hafner entstehen „Sozialbauten für die Reichen“ und das Wollmatinger Bäuerle müsse dafür Land unter dem Preis verkaufen.

„Rübe ab!“ fordert das Volk

Dabei sei völlig unklar, was der OB eigentlich mit den neuen Wohnungen am Rande der Stadt wolle. Schließlich habe Konstanz sowieso keine Industrie mehr. Oehri mimt die schon lange verstorbene Wollmatinger Fasnachtslegende Karle Maurer, die immer mit der Tuba auftrat. Oehri sagt, das wäre der richtige OB gewesen. Er wisse, wie der Stadtteil ticke. Er fordert im Maurer-Singssang „Rübe ab!“ und das Volk antwortet: „Jippidi und Jipidei“.

In dem Moment sieht es sehr schlecht für den OB aus. Doch dieser behauptet, die ganze Anklage gehe auf eine Intrige der Grünen Gemeinderätin Dorothee Jacobs-Krahnen zurück. Die Frau, die in Wollmatingen wohnt, wolle dort Ortsvorsteherin werden. Dann zieht er in Manier des US-Präsdienten Donald Trump seinen Kopf von der Guillotine. Überhaupt alles, was Wollmatingen ausmache, sei auf ihn zurückzuführen. Sein Ur-, Ur-, Ur-, Ur-Großvater habe Wollmatingen schließlich gegründet.

Er verspricht, Wollmatingen Great again zu machen und den Seerhein zum Golf von Wollmatingen. Sein Vorgänger, der „Sleepy Horst“ habe das versäumt. In amerikanischen Slang des früheren US-Präsidenten John F. Kennedy sagt er: „Ich bin ein Wollmatinger!“ Burchardt geht noch weiter. Er verkündet: „Die Reichenau ist unser Kanada.“ Sie solle eingemeindet werden, und dann sei Wollmatingen endlich nicht mehr am Rande von Konstanz und der Hafner bekomme den Namen, den er verdiene: „Mount Uli!“

Das könnte Sie auch interessieren

Im Übrigen sei die Anklage ganz falsch: Denn man könne keinen Stadtteil integrieren, sondern nur Menschen. Und das sei bei einigen gelungen, etwa bei Lisa Kreitmeier, die sogar für die Grünen in den Landtag wolle. Wie sehr Wollmatingen in den Herzen verankert ist, zeige sich auch am Name Zähringer. „Das klingt wie Wollmatingen.“ Nach dem Spruch des Richters, Ekkehard Greis, darf der OB seinen Kopf behalten. Als Vorstufe seiner Strafe sollte er aber gleich mal einen Schwung seines Buches „Menschenschutzgebiet“ verteilen. Und tatsächlich wirft Burchardt stapelweise Dinge in die Menge. Es sieht aus wie ein Heftchen, das den echten Buchumschlag trägt. Bei genauerem Hinsehen zeigt sich aber: Es ist nur ein Fasnachtsspaß.