Phantasie haben die Fürstenbergler zuhauf. Und sie verstehen es gekonnt, ihre Ideen in Szene zu setzen, die Zuschauer zu überraschen und zu begeistern und ihrem Motto treu zu bleiben. Die diesjährigen Bunten Abende im Gemeindesaal St. Suso, dem idealen Narrennest, stehen nach zwei Jahren des vorwiegenden Homeschoolings unter dem Motto Schule. In dreizehn Lektionen holt die ganze Narrenschar – vom Kleinkind bis zum Großvater – all das Versäumte mit Witz und Esprit in nur dreieinhalb Stunden nach.
Der Schulgong ertönt
„Das Schönste im Leben ist die Fasnacht“ singen Kaya Kunze und Roland Werner gleich nach dem Schulgong inbrünstig, wobei eigentlich noch zu ergänzen wäre: Und Unterricht in der imaginären Gesamtschule Fürstenberg, denn der Stundenplan ist äußerst abwechslungsreich. Das fängt bei der kessen Rasselbande der Vorschulkinder an, die gemeinsam mit Grundschulkindern und Gymnasiasten als coole Jungs und taffe Mädels tänzerisch eine facettenreiche Geschichte erzählen, und hört bei weitem nicht bei der Einschulung von zwei gewitzt-frechen Käpsele auf.
Wovon sich dieser Schulunterricht deutlich von Standard-Lektionen unterscheidet: Die Pennäler erhalten interessante Einblicke in Sphären des Schulgeschehens, die normalerweise den Schüler vorenthalten werden. Aus gutem Grund, wenn man den Lehrer Marco Rinderspacher beim Korrigieren der Klassenarbeiten beobachtet. Kopfschütteln ist nicht das einzige, was dem Pauker bei den erheiternden Fehlern seiner Schüler bleibt. Jeder versteht ihn, wenn er sich fragt, warum am Ende der Nerven noch so viele Schüler übrig sind; und keiner wundert sich, dass seine Arbeit letztlich in einer genial-komischen „Dinner for one“-Adaption gipfelt.

Die Wahrheit über Elternabende
Elternabende sind nicht vergnügungssteuerpflichtig. Karin Werner und Joachim Heinzel hatten sich vorab die wichtigste Frage überhaupt gestellt: „Trinkt man vor oder nach dem Elternabend?“ Kess und wortgewandt nehmen sie neue Erziehungs- und Lehrmethoden, aber auch gesellschaftliche Trends auf das Narrenkorn.

An Genialität kaum zu übertreffen
Mit erstaunlicher Phantasie erwecken die Fürstenbergler Tafel, Schwamm, Kreide und Pausenbrot zum Leben. Ist die Kostümierung schon ein i-Tüpfelchen und beispielgebend für die gesamte Konstanzer Fasnacht, so übertreffen Regina Werner, Karin Bürgin, Roland Werner und Marco Rinderspacher alle Erwartungen mit ihren Gesangsdarbietungen. „Ihr habt die Kreide vergessen!“, klagt das weiße, verkannte Schreibgerät in bester Nina-Hagen-Qualität. Der Schwamm singt nicht den Schwamm-drüber-Blues, sondern brilliert mit „Ich bin ein Schwamm und ich wisch so fein“ in trefflicher Wencke-Myhre-Manier.

Mit „Tafeln weinen heimlich“ toppt das großflächige, grüne Gebilde sogar Herbert Grönemeyer. Auch das kurz zuvor noch auf dem Schultisch liegende Appetithäppchen bringt mit dem adaptierten EAV-Hit „Pa-Pa-Pausenbrot“ die Gesamtschule zum Kochen. Schließlich ist gesunde Ernährung das Allerwichtigste, weshalb auch bekannte Titel abgewandelt müssen, damit sie sprachpolitisch korrekt sind, wie beispielsweise: Conan der Rhabarber oder Drei Stängel für Charly.
Sport-AGs mit Grazie und Esprit
Ein weiterer Fokus des Abendunterrichts liegt nach zwei Jahren des Müßiggangs selbstverständlich auf den unterschiedlichen Sport-AGs. Ästhetik, Grazie, Eleganz und Ausdruck zeichnet die Spezial-Ballgymnastik des Doppel-Duos von und mit Joachim Heinzel, Roland Werner, Kai Spöring und Dieter Weirather aus. Das trainiert vor allem die Lachmuskeln der Zuschauer aufs Allerbeste. Tanz-AG, Schulhofgang und die zauberhaften Geranien kommen ohne Zugabe nicht von der Schulbühne.

Der prall gefüllte Stundenplan gipfelt letztlich in einem trubeligen Schulfest, das Fridays-for-Future-Aktivisten mit einer Kurz-Demo beehren. Auch ein Klimakleber versucht, das Fest zu stören, wird jedoch vom Blockflötentrio in die Flucht geschlagen. Schon bevor der letzte Gong ertönt, ist klar: Die Gesamtschule Fürstenberg weckt nicht nur Lust auf Schule, sondern sogar aufs Nachsitzen.