Es wurde gesungen und ein bisschen getanzt, es wurde gelacht und geschwätzt – und beinahe wären sogar Köpfe gerollt. Der Rosenmontag im SÜDKURIER Medienhaus brachte für dreieinhalb Stunden fasnächtliche Stimmung ins Oberlohn. Und die Narrengruppen, die zu Gast waren, sagten unisono: Nächstes Jahr kommen wir gerne wieder!
Einige Gäste flogen sogar mit einem Zeppelin ein – fast jedenfalls, denn das Luftschiff war fest verankert auf dem Anhänger des Unimog, den Dominik Wollgast zentimetergenau vor den Eingang zirkelte. Der Präsident der Narrengesellschaft Zeppeliner und seine Luftfahrer-Truppe hatten spontan auf dem Weg zur Reichenau angehalten, um dem SÜDKURIER einen Rosenmontags-Besuch abzustatten.

Am zweitletzten Tag schaut Dominik Wollgast auf eine bisher weitgehend schöne Fasnacht zurück. Gerade in Wollmatingen, wo die Zeppeliner ihre Wurzeln haben, war ihm zufolge viel los. Und er freut sich auf die Fasnachtsverbrennung am Dienstag: „Um 17.45 Uhr treffen wir uns am Heuboden und gehen auf den Hafner. Von dort hat man einen tollen Blick über ganz Wollmatingen!“, lädt er ein.
Unverwüstlich zeigt sich auch der Fanfarenzug der Blätzlebuebe. Chefin Tanja Scherer hat auch das Geheimnis, wie es gelingt, von Mittwochabend bis Dienstabend fast durchgehend auf den Beinen zu bleiben und Musik zu machen: „Die Freude an der Fasnacht und an unserer Gemeinschaft tragen uns durch diese Zeit“, sagt sie zu morgendlicher Stunde. Und tatsächlich geht es ausnehmend freundschaftlich zu beim FZ.
Bis zur Fasnachtsverbrennung am Dienstagabend um 20 Uhr auf dem Blätzleplatz bleiben die Blätzlebuebe fast durchgehend auf ihrer ureigenen Bühne, den Konstanzer Straßen. Allein der Rosenmontag bringt ihnen noch mehrere weitere Auftritte, etwa beim Kinderumzug oder beim großen närrischen Treiben in Freudental, das ja sprichwörtlich nur alle Schaltjahr einmal stattfindet.
Die Jakobiner haben nicht nur ihre Konfetti-Kanone mitgebracht, sondern auch ihre fahrbare Guillotine, und nur durch beherzte Getränkeausgabe können sich mehrere SÜDKURIER-Mitarbeiter vor der Enthauptung retten. Der Besuch der Narren wird zu einem witzigen Mini-Tribunal, denn Präsident Harry Wölfle hat eine Anklage vorbereitet, die es in sich hat: „Jetzt denket ihr weshalb wieso / wir machet doch auch mit bei dem Ho Narro / Sind auf der Marktstätte doch groß vertreten / wir sind doch die, die Fasnacht retten.“

Aber es hilft nicht: Die Redaktion habe Narrensprüche falsch abgedruckt, und Harry Wölfle bringt eine urkomisch zusammengeschüttelte Abfolge von Versatzstücken vom „Vögelebeck“ bis zum „Ratzegiggel vu de Dulegass“ zur Gehör. Mit dem Narrenruf „Liberté – Boscholee“ geht es dann gerade nochmals gut aus, und die Bühne wird frei für die Blue Birds of Paradise, die mit traditionellen Fasnachtsliedern zum Mitsingen eine schöne Stimmung aufbauen.
Das kommt an – und zwar nicht nur beim SÜDKURIER, sondern auch während der närrischen Tage in der Stadt, wie Blue-Birds-Mitbegründer Karlheinz Martin sagt. Mit 73 lege er schon auch mal eine Pause ein. Aber die Jüngeren in der Band, „die spielen von morgens zehn bis nachts um vier“, immer aufs Neue motiviert von unerwarteten Begegnungen und lustigen Momenten, wie sie wohl nur die Fasnacht bieten kann.
Und wie vielseitig anschlussfähig diese besondere Zeit ist, zeigt zum Abschluss der Auftritt des Duos Antje aus Konstanz und Fred K. Isenberg. Sie sagt Ho Narro, er sagt Alaaf, sie macht Fasnacht, er macht Karneval, sie ist von hier und er aus Köln. Und gemeinsam singen sie mit den Gästen „Konstanzer Fasnacht bleibet bestehn“ und „Viva Colonia“, bevor es als besonders Gastgeschenk noch eine waschechte Büttenrede gibt.

Mit feiner Beobachtungsgabe vergleicht Antje Griessmayer das närrische Treiben in Konstanz und Köln, spricht über Jecken und Mäschgerle, Kölsch und Weinschorle: „Ob Badner oder Kölsche Leut / Wir feiern ausgelassen heut. / Und das ist, was uns all vereint, / es wird gelacht und nicht geweint.“ Und selbst ihr sangesfreudiger, lokalpatrotisch-rheinländischer Duo-Partner kann am Schluss kaum widersprechen, als es dann doch zur großen Verneigung vor der Konstanzer Fasnacht kommt: Nichts, sagt Antje, ist „besser als es ‚Narro Narro Siebe Siebe‘“.