Alkoholexzesse am Schmotzigen Dunschtig auf der Marktstätte, Randale und Scherbenmeer. Das hat rein gar nichts mit Fasnacht zu tun, sondern schädigt den Ruf des Brauchtums. Da sind sich die Konstanzer Narren einig. Wie wird Fasnacht richtig gefeiert? Einen kleinen Fasnachts-Knigge gibt der Fasnachtsausrufer stets am Dreikönigtag zur Hand.
Fasnacht ist Brauchtum und Tradition. Die Narren haben während der hohen Fasnachtstage Narrenfreiheit, sind sich Fasnachtsausrufer Thorsten Hipp und Claudia Büchler von der Alt-Konstanzer Hansele-Zunft einig.
Aber auch diese hat Grenzen, denn das oberste Gebot lautet: „Allen wohl und niemand weh!“, betonen die beiden. Das bedeutet unter anderem, dass nichts beschädigt wird. Gegen ausufernde Alkoholeskapaden und Vermüllung von Straßen und Plätzen, wie am letztjährigen Schmotzige Dunschtig, sich die Narren vehement.
Was gilt für Narren und Mäschgerle?
„So ist es erlaubt, an den hohen Fasnachtstagen verbutzet und vermummet auf den Straßen, Plätzen und Gassen umeinand zu gohn. Ein jeder Bürger kann tanze, singe und pfiefe bis ins Horn blose wird“, verkündet der Fasnachtsausrufer stets am Dreikönigstag.
„Wann allerdings das Taghorn geblasen wird, darüber herrscht Uneinigkeit“, merkt Thorsten Hipp, der seit einigen Jahren als Fasnachtsausrufer agiert, an. Klar ist aber: Man darf sich verkleiden. Aber wie?

Welche Verkleidungen sind gern gesehen?
Die Mäschgerle sollen ihrer Kreativität freien Lauf lassen, ist die Empfehlung von Hipp und Bücheler, denn der Fantasie seien an Fasnacht keine Grenzen gesetzt. „Nur einen Malerkittel anziehen ist keine Fasnacht“, stellt Thorsten Hipp fest. Als geschmacklos empfindet er, wenn sich Leute als Nonne oder Pfarrer ankleiden und sich dann ungebührlich benehmen, gibt er ein Beispiel dafür, was nicht gut ankommt.

Berufsgruppen hingegen seien dankbare Kostümierungen, da man dann in besagte Rolle schlüpfen und mit anderen Mäschgerle in Interaktion treten könne. „Ärzte, Krankenschwestern, Putzfrauen, Kosmetikstudio. So etwas ist dankbar“, schildert Claudia Büchler, denn in diesen Rollen sei es einfach, ein lustiges Stegreifspiel zu entwickeln.
„Wir haben schon einmal in einer Gruppe Schifffahrtsgesellschaft gemacht“, erzählt sie. „Wir haben uns als Matrosen verkleidet, Fahrkarten verkauft und einige haben sich ein Schiff umgeschnallt. Da konnte man sogar mitfahren.“

Noch genialer sei eine andere Idee gewesen. „Wir sind als Jammerlappen gegangen“, so Claudia Büchler. Egal an welchen Tisch sie in den Besenwirtschaften kamen: Sie haben richtig losgejammert, über das Wetter und dass früher alles besser gewesen sei.
„Zum Jammern hat man immer einen Grund“, meint Claudia Büchler und lacht dabei. Thorsten Hipp ist einmal einer Gruppe begegnet, die sich als Disney-Figuren verkleidet haben. „Das war ein wunderschönes Bild“, schwärmt er, der sich selbst einmal als Rapunzel verkleidet hat, heute noch.
Das Rügerecht: Was ist das eigentlich?
Der Narr habe auch Rügerecht. Eben aus diesem Grund werde bei der Bühnenfasnacht gerne die Lokalpolitik auf das närrische Korn genommen. Beim närrischen Stegreifspiel auf der Straße machten die Narren dies ebenso. „Gerne scharfzüngig, aber nie verletzend“, gibt Claudia Büchler wichtige Stichworte.
Rügen tut sie jetzt auch jene Hästräger, die maskentragenden Gruppen angehören. Es sei ein Unding, dass die Maske selten aufgesetzt würde. Sogar Roland Scherer, Zunftmeister der großen Konstanzer Blätzlebuebe-Zunft hat im aktuellen Hahnenschrei die Mitglieder deutlich aufgefordert: „Maske auf!“ Claudia Büchler fügt an: „Die zentrale Pflicht des Narren ist es, sich zu verbutzen und zu vermummen.“
Und was geht gar nicht an der Fasnacht?
„Jedoch solle sich niemand der Sittenlosigkeit hingeben! Ein jeder, ob bodeständig oder innigschmeckt, der unsere Fasnacht zu unsittlichen Ausschweifungen, Belästigungen unserer Wieber und Töchter sowie sinnloser Trunkenheit benutzet, ist sogleich von den Wächtern zu ergreifen, vom Rate zu verurteilen, sodann zu teeren und zu federn, alsbald zu vierteilen und mit einem Mühlstein am Hals in den Rhein zu versenken“, heißt es in der Dreikönigsansprache des Fasnachtsausrufers.
Das heißt: Fasnacht ist kein Freibrief für unsittliches Antatschen und maßlose Trunkenheit. „Man kann auch ohne Alkohol lustig sein“, stellt Thorsten Hipp fest. „Gegen Alkohol in Maßen“ sei nichts einzuwenden, meint Claudia Büchler, aber sich bis zur Besinnungslosigkeit einen ins Toupet föhnen sei gar nicht im Sinne des fasnachtlichen Brauchtums.