40 Jahre alt wird die Handball-Spielgemeinschaft in diesem Jahr. „Eigentlich wäre das ein Anlass zu feiern, zumal wir das sportlich erfolgreichste Jahr unserer Geschichte haben“, sagt Präsident Otto Eblen.

Bundesliga – egal, wo man hinschaut

Erste Mannschaft 2. Bundesliga mit mehr als 1400 Zuschauern pro Heimspiel, Zweite Mannschaft 3. Bundesliga, A-Jugend Bundesliga, alle Jugenden in den höchsten deutschen Spielklassen vertreten – mehr geht kaum. Und doch ist der Mann an der Spitze des Vereins frustriert: „Manchmal habe ich das Gefühl, dass man das in Konstanz nicht erkennt.“

Gestapelte Stühle unterhalb der Tribüne. Hier verpflegen sich die Zuschauer bei den Heimspielen der HSG.
Gestapelte Stühle unterhalb der Tribüne. Hier verpflegen sich die Zuschauer bei den Heimspielen der HSG. | Bild: Schuler, Andreas

Für die abgebrochene Saison gab‘s noch öffentliche Gelder

Bereits im Dezember beschloss der Gemeinderat, die HSG ab der kommenden Spielzeit nicht mehr mit einer Sonderförderung zu unterstützen. Seit 2016, seit dem Aufstieg in die 2. Bundesliga, erhielt die HSG als Zweitligist 114.000 Euro jährlich. „Dieser Betrag ist unserer Randlage und den hohen Fahrtkosten geschuldet“, erklärt Otto Eblen.

Kilometerfresser HSG

Kein Handball-Verein der Republik legt mehr Kilometer als die HSG zurück – rund 20.000 pro Spielzeit. Trotz des frühzeitigen Abbruchs hat die HSG den Klassenerhalt gesichert und wird auch in der kommenden Saison in der 2. Bundesliga spielen. „Die Kosten werden nicht geringer“, sagt der Präsident.

Im Hintergrund der Zuschauereingang der Schänzlehalle.
Im Hintergrund der Zuschauereingang der Schänzlehalle. | Bild: Schuler, Andreas
Das könnte Sie auch interessieren

Abgedeckt mit dem Sonderzuschuss sind auch Kosten für die Zweite Mannschaft sowie für die Jugendarbeit. Für die nun wegen Corona abgebrochene Saison erhielt die HSG nach dem Beschluss des Gemeinderats von 2019 immerhin noch 80.000 Euro. „Zukünftig werden keine Sonderzuschüsse in dieser Form mehr gewährt. Einen Verbleib oder einen Wiederaufstieg in die 2. Bundesliga muss die HSG ohne Sonderzuschüsse der Stadt Konstanz stemmen“, heißt es in einem Schreiben der Stadt an Otto Eblen.

Eine neuer Name für die Schänzlehalle?

Noch heißt sie Schänzle-Sporthalle. Die HSG würde die Namensrechte gerne veräußern, um ausbleibende Einnahmen kompensieren zu können.
Noch heißt sie Schänzle-Sporthalle. Die HSG würde die Namensrechte gerne veräußern, um ausbleibende Einnahmen kompensieren zu können. | Bild: Schuler, Andreas

Eine Idee der HSG bei der Suche nach neuen Einnahmen: „Wir wollen die Stadt bitten, dass wir als Hauptnutzer die Namensrechte der Schänzlehalle verkaufen und so weitere Einnahmen generieren können“, so Otto Eblen. Laut HSG-Präsident bot der Verein der Stadt diese Variante bereits vor zwei Jahren an, jedoch ohne Rückmeldung.

70.000 Euro für die Namensrechte?

Es gebe bereits konkrete Interessenten aus Konstanz für die Namensgebung. Im Gespräch seien rund 70.000 Euro – inklusive Änderung der Hinweise auf Straßenschildern und der Halle selbst. „Das Unternehmen würde diese Werbungskosten komplett selbst tragen“, so Otto Eblen. „Wem würde das schaden? Niemandem. Wem würde das etwas bringen? Der Stadt, der HSG und dem Sponsor.“

Treuer Fan ist erschüttert und verärgert

Waltraud Weigel hat seit Jahren eine Dauerkarte für die Spiele der HSG. Als treue Wegbegleiterin der Handballer hat sie kein Verständnis für die ab Herbst ausbleibende städtische Unterstützung des sportlichen Aushängeschildes der Stadt: „Ich bin erschüttert und verärgert darüber“, schreibt sie dem SÜDKURIER.

HSG-Präsident Otto Eblen. Im Hintergrund die Anzeigetafel in der Schänzlehalle.
HSG-Präsident Otto Eblen. Im Hintergrund die Anzeigetafel in der Schänzlehalle. | Bild: Schuler, Andreas

„Erschüttert deshalb, weil es der Verein mit seinem Engagement für Kinder und Jugend im Allgemeinen und das Ansehen unserer Stadt im Besonderen wie kein zweiter verdient, unterstützt zu werden.“ Und verärgert deshalb, so schreibt sie weiter, „weil seit Jahren rote Zahlen schreibende Unternehmungen wie beispielsweise das Bodenseeforum auch zukünftig mit Tausenden von Euro am Leben gehalten werden.“

Das sagt die Stadt

Frank Schädler, Leiter des Sportamts, schreibt auf SÜDKURIER-Anfrage: „Der Gemeinderat hat der HSG für die laufende Saison nochmals einen Sonderzuschuss gewährt. Dieser liegt zwar unter dem Sonderzuschuss für die vergangenen drei Jahre, aber ist immer noch in beachtlicher Höhe. Die Auszahlung dieses Zuschuss erfolgt auf entsprechenden Nachweis und ist deshalb unabhängig von Corona. Bezüglich der Corona-Pandemie: Die Stadt Konstanz hat den Sportvereinen schon früh signalisiert, dass die allgemeine Sportförderung nicht reduziert werden soll. Dies, obwohl die sportlichen Angebote der Vereine überwiegend eingestellt werden mussten.“

Das könnte Sie auch interessieren

Zuzüglich zu der ab Herbst ausbleibenden Unterstützung der Stadt muss die HSG ebenfalls mit den Folgen der Corona-Krise kämpfen. Otto Eblen beziffert den Fehlbetrag durch ausbleibende Einnahmen auf rund 120.000 Euro. „Das müssen wir durch Einsparungen und andere Einnahmen irgendwie kompensieren, ansonsten droht die Insolvenz.“

Appell an Sponsoren und Fans, Dank an die Spieler

Mit unerschütterlichem Optimismus setzt er auf die Loyalität von Sponsoren, Zuschauern und Dauerkartenbesitzern. „Wir hoffen sehr, dass wir von Regressforderungen aufgrund des Saisonabbruchs verschont bleiben und bitten um Unterstützung.“ Nur durch das große solidarische Entgegenkommen der Spieler der ersten und zweiten Mannschaft könne das Wirtschaftsjahr mit einem blauben Auge beendet werden: „Sie verzichten auf annährend 50 Prozent ihrer Aufwandsentschädigungen. Völlig selbstständig und ohne Druck haben sie ihre beruflichen und studentischen Tätigkeiten ausgeweitet und so ihre wirtschaftliche Situation gesichert“, so der Präsident.