Das letzte Saisonspiel findet zwar erst am 2. Juni statt und beim Superball heute Abend fällt noch lange keine Entscheidung – doch für die Zweitligahandballer der HSG Konstanz zählt im Kampf um den Klassenerhalt jeder Punkt. Der Blick auf die Tabelle offenbart die Dramatik: Vier Mannschaften steigen ab, die HSG liegt derzeit auf dem ersten Abstiegsrang, zwei Zähler vor dem Dritt- und Zweitletzten sowie deren zwei hinter dem ersten Nicht-Abstiegsplatz. 1700 Zuschauer werden am Samstag beim Superball, der zusammen mit den Drittligahandballerinnen des SV Allensbach durchgeführt wird, erwartet. Wir haben uns umgehört in der Stadt.
160 ehrenamtliche Helfer im Einsatz

Für Andy Böhm ist die Sache klar: "Die HSG hätte den Klassenerhalt absolut verdient", sagt er. "Die gesamte HSG-Familie gibt immer alles." Heute werden 160 ehrenamtliche Helfer im Einsatz sein. "Wo gibt es denn so etwas?", fragt Andy Böhm. "Die Stadt steht hinter dem Verein. Der Zusammenhalt ist beeindruckend." Franziska Reichel wird in der Schänzlehalle sein und der Mannschaft die Daumen drücken. "Der südlichste Zipfel Baden gehört einfach in die Bundesliga", sagt sie. "Sollte es nicht klappen, gehe ich von einer schnellen Rückkehr aus. Ich werde auf jeden Fall dem Verein treu bleiben." Für HSG-Präsident Otto Eblen ist Franziska Reichel ein perfektes Beispiel für einen HSG-Fan: "Selbst im Falle eines Abstieges gehe ich davon aus, dass wir über 1000 Menschen im Schnitt begrüßen dürfen. Das gesamte Umfeld ist entsprechend gewachsen."

Imagegewinne für die Stadt Konstanz
Thomas Keck, Vorsitzender des Stadtsportverbandes und Fans des Vereins, sieht den Vorteil für den Standort Konstanz: "Durch den Aufstieg in die Zweite Bundesliga wurde der Name unserer Stadt in Verbindung mit hochkarätigem Sport national, aber auch international nach außen getragen", erzählt der Unternehmer. "Die starke Medienpräsenz ist für die Stadt ein Imagegewinn. Natürlich steht die HSG in den kommenden Spielen unter Druck. Ich wünsche ihr den Klassenerhalt." Selbst im Falle eines Abstieges sieht Thomas Keck einen positiven Ansatzpunkt: "Das wäre die Möglichkeit, wieder voll durchzustarten. So, wie ich Otto Eblen kenne, wird er dann alles für den Wiederaufstieg tun."
Auch Kreuzlingen drückt der HSG die Daumen
Frank Schädler hat als Leiter des Sportamtes einen dienstlichen Grund, der HSG im Endspurt der Saison die Daumen zu drücken. "Doch was die Thematik Hallenbelegung oder Zuschüsse angeht, so hat das nichts mit de Ligazugehörigkeit zu tun." Die 170 000 Euro Zuschuss pro Saison, die noch für das kommende Jahr gelten, sind unabhängig von der Liga. Doch in Frank Schädlers Brust schlägt auch das Herz eines ehemaligen HSG-Handballers. "Natürlich wäre das für die Stadt super, wenn es weiter Bundesligahandball zu sehen gäbe. Das ist einfach hochklassiger Sport." Patrick Müller, Präsident des HSC Kreuzlingen, ist mit ganzem Herzen bei den HSG-Spielen: "Die Konstanzer sehen wir nicht als Konkurrenten, sondern als Partner. Für uns Kreuzlingen sind die Heimspiele sehr attraktiv – und für unsere Jugendspieler ist es ein Ansporn, vielleicht irgendwann einmal Bundesliga spielen zu können."

"Der Sympathieträger der Stadt"

Franzi Schmidlin geht seit rund 30 Jahren zur HSG – auch wenn sie erst 35 Jahre alt ist. "Was hier immer abgeht und wie treu die Fans sind – das ist fantastisch. Selbst bei einem Abstieg würden viele Menschen kommen, weil jeder sieht, dass die Spieler immer alles geben." Für Beate Lehmann ist ein Zweitligist "einfach eine hohe Auszeichnung für die gesamte Region. Daher drücken wir alle die Daumen." Für HSG-Urgestein Urs Rudischhauser steht fest: "Die HSG ist der Sympathieträger der Stadt. Daher klappt auch der Klassenerhalt."

Superball und der OB
Beim heutigen Superball in der Schänzlehalle spielt die HSG um 20 Uhr gegen Emsdetten. Zuvor treten um 17 Uhr die Drittligafrauen des SV Allensbach gegen Regensburg an. OB Uli Burchardt schickt der HSG diese Botschaft: „Ich glaube fest daran, dass die HSG nicht absteigen wird. Die städtische Förderung von 170 000 Euro wurde für 2017 und 2018 gewährt. Hauptgründe waren eine Unterstützung für die hohen Fahrtkosten und für die gute Jugendarbeit. Die Förderung ist eine Wertschätzung der wertvollen Arbeit des Vereins für unsere Stadt auf sportlicher wie gesellschaftlicher Ebene. Fielen mit einem Abstieg die Fahrtkosten weg, müsste 2019 neu beraten werden. Dies wäre auch bei Klassenerhalt der Fall."
