Der Anfang war auch an Konstanzer Schulen holprig, um es freundlich auszudrücken. „Meine Stellvertreterin Charlotte Dreßen hat es passend umschrieben: Mühelos ist anders“, sagt Elke Großkreutz, Direktorin der Gemeinschaftsschule. „Moodle ist in sich zusammengefallen und hat gleich mal nicht funktioniert. Somit hat das neue Jahr so begonnen, wie das alte endete: arbeitsreich.“
Nach rund einer Stunde lief die Lernplattform, die die Schüler daheim mit Lerninhalten und Aufgaben versorgen soll, zwar wieder einigermaßen, „doch mit dem Ton hatten wir ständig Probleme“. Elke Großkreutz zeigte sich trotzdem angetan nach dem ersten Schultag mit Notbetreuung und Heimbeschulung – aus diesem einfachen Grund: „Die Kollegen und die Schüler haben mit einer bewundernswerten Ruhe auf die Probleme mit Moodle und das technische Chaos reagiert. Sie haben zusammengehalten, die Geduld bewahrt, nicht aufgegeben und Wege aus der Krise gesucht.“ Schüler hätten schnell mit Mails reagiert, wenn es Probleme mit der Technik gab.
Bereits am Freitag vergangener Woche beschäftigte sich die Gemeinschaftsschule mit einem Plan B, falls Moodle in die Knie gehen würde. „Das war ja irgendwie zu befürchten“, sagt die Direktorin. „Also haben wir für höhere Klassen auch andere Wege gesucht und per Mail bücherorientierte Themen verschickt.“ Das sei zwar nicht ideal, habe sich in der Situation aber als hilfreich erwiesen.
Abschlussklassen mit Präsenzunterricht
In der Gemeinschaftsschule werden derzeit rund 30 Kinder, deren Eltern nachweislich und zwingend darauf angewiesen sind, betreut. „Die Abschlussklassen der Hauptschule werden im Gebäude beschult“, so Elke Großkreutz. „Ab nächster Woche womöglich auch die übrigen Abschlussklassen. Aber nur, wenn wir zu 100 Prozent die Hygieneregeln einhalten können. Ansonsten ginge das natürlich nicht.“
Frank Raddatz, Rektor der Theodor-Heuß-Realschule, ist weitgehend zufrieden mit dem ersten Schultag nach den Weihnachtsferien. „Bei uns haben drei Abschlussklassen Präsenzunterricht in den größten Klassenzimmern der Schule. Der Rest ist im Homeschooling„, sagt er.

Ab Dienstag bietet seine Schule eine Notbetreuung an – zwei Kinder sind dafür angemeldet. „Die werden dann in der Schule an der Fernbeschulung teilnehmen wie ihre Mitschüler, die von daheim aus dabei sind.“ Die erste Lieferung von 27 elektronischen Endgeräten hat er bereits an Schüler verteilt. Bestellt hatte er 88 Tabletts. „Die nächste Ladung muss dieser Tage kommen“, hofft Frank Raddatz.
An der Geschwister-Scholl-Schule waren die anfänglichen Probleme mit Moodle ein großes Thema. „Wir waren zwar gut vorbereitet“, sagt Direktor Thomas Adam. „Aber eine Stunde lang ging gar nichts.“ Danach pendelte sich alles schnell wieder ein. Der Schulleiter vergleicht den Vorgang mit einer Autobahn. „Es kommt zu einem Unfall, und eine Strecke wird gesperrt. Ein Umleitung wird eingerichtet, aber es dauert lange, bis alle Autos auf dieser Umleitung sind.“ An seiner Schule wird alles über Moodle organisiert: sowohl die Verteilung der Aufgaben sowie des Materials als auch die Kommunikation zwischen den Lehrern und den Schülern.
„Auch Virologen mit Fehleinschätzungen“
Thomas Adam wirbt trotz aller technischer Probleme um Verständnis und Vertrauen. „Virologen wurden doch auch Fehleinschätzungen zugestanden“, sagt er. „Sie irrten sich beim Thema Masken oder bei der Frage, ob vom Virus Mutationen auftauchen würde. Dann sollte man uns auch einen Lernprozess zugestehen.“ Lehrer und Schüler würden mit jedem Tag Fortschritte machen, was Homeschooling angeht. „Das ist aus pädagogischer und philosophischer Sicht etwas ganz anderes als Präsenzunterricht. Das ist ein langer Prozess, den man nicht schnell mal eben beenden kann.“ Jahrelange Versäumnisse auf politischer Ebene im Bereich der technischen Ausstattung könnten ebenfalls nicht im Schnelldurchlauf behoben werden.
Daniel Krieg besucht die sechste Klasse der Geschwister-Scholl-Schule. Da die Konferenz-Funktion bei Moodle nicht funktionierte, fand der Unterricht zu spät statt, wie seine Mutter berichtet. „Die Übermittlung des Wochenplans hat aber perfekt geklappt“, erzählt Ramona Krieg. Je nach Internetanschluss gab es Probleme, im Großen und Ganzen ist sie aber zufrieden. „Ich denke, dass nach ein paar Tagen alles reibungslos abläuft.“ Sowohl sie als auch Sohn Daniel stehen voll hinter der Entscheidung, den Unterricht per Internet stattfinden zu lassen. „Ansonsten nimmt das ja nie ein Ende“, sagt sie. „Wir alle sollten uns strikt an die Vorgaben halten.“

Daniel habe bei der Beschulung daheim richtig Spaß, „er ist total fleißig und hat seine Aufgaben meistens bis 13 Uhr erledigt“. Dass diese Art des Unterrichts allerdings nicht wirklich nachhaltig sei, könne er als Sechstklässler noch nicht wahrnehmen. „Machen wir uns nichts vor: Für viele Schulkinder, vor allem die jüngeren, ist das eine Art der Bequemlichkeit. Der Wecker klingelt später, und man muss nicht raus in die Kälte. Das hat natürlich auch Vorteile.“
Ramona Krieg wäre für ein rollierendes System: geteilte Klassen, eine Woche Präsenzunterricht, eine Woche Homeschooling. „Damit wären die Busse nicht überfüllt, die Kinder hätten ausreichend Abstand zueinander in den Räumen, und der soziale Kontakt untereinander würde nicht so lange abreißen.“ Elke Großkreutz von der Gemeinschaftsschule ist ebenfalls eine Anhängerin dieses rollierenden Systems. „Wir haben im Frühjahr sehr gute Erfahrungen damit gemacht“, sagt sie. „Doch das muss vom Ministerium kommen, das dürfen wir nicht entscheiden.“