„Alles im grünen Bereich. Bis jetzt gab es nur Kleinigkeiten“, sagt Katrin Rosenthal, Pressesprecherin des Polizeipräsidiums Konstanz, Sonntagnacht gegen 1 Uhr beim Telefonat mit dem SÜDKURIER. Noch ist die Veranstaltung in vollem Gang: Im Stadtgarten und auf Klein Venedig feiern die Festgäste weiter. An dem Zwischenfazit ändert sich später jedoch nichts mehr.
„Polizei zieht wie schon im vergangenen Jahr positive Bilanz“, heißt es in der Pressemitteilung, die am 13. August gegen 3 Uhr verschickt wird. Angesicht der Größe der Veranstaltung sei das Fest aus polizeilicher Sicht erfolgreich und – bis auf wenige Ausnahmen – friedlich verlaufen.
„Wir sind glücklich, zufrieden und erleichtert“, sagt Jürgen Wünsche von der veranstaltenden KLE Seenachtfest GmbH im SÜDKURIER-Gespräch. „Wir schätzen, dass etwa 35.000 Menschen unsere Veranstaltung besucht haben.“ Über den friedlichen Verlauf ist auch er glücklich, denn zwischendurch standen Veranstalter und Blaulichtorganisationen dezent unter Adrenalin. Der Grund: Gewitterzellen.
Die unterschiedlichsten Wettervorhersagedienste seien befragt worden. „Die Schweizer haben nichts gemeldet, in Deutschland wurden Hagel und Starkregen prognostiziert“, erzählt Wünsche. Auch Katrin Rosenthal berichtete, dass sich andere Polizeipräsidien mit Unwetterlagen konfrontiert sahen. „Unwetter sind schwer einschätzbar. Wir hatten Glück“, so Rosenthal.
Genau deshalb ist auch Jürgen Wünsche erleichtert. „Wir haben wohl alle möglichen Notfallszenarien theoretisch durchgespielt, aber keiner will das in der Realität testen“, stellt er fest und fügt an: „Gott sei Dank mussten wir das Festgelände noch nie evakuieren.“

Keine Probleme an den Kassen
Die Besucher seien schon frühzeitig zum Fest gekommen, berichtet Wünsche. Probleme an den Kassen habe es nicht gegeben. Im vergangenen Jahr war es zu langen Warteschlangen gekommen, denn die Online-Tickets mussten in Einlassbändel umgetauscht werden, was zu viel Zeit kostete. „E-Tickets haben wir deshalb nicht mehr angeboten“, so Wünsche. Allerdings wurde der Einlass etwas verspätet gewährt, weil auf dem Festgelände noch nicht alles parat war.

Die Familienmeile ist und bleibt beliebt
„Das Gelände hat sich früh gefüllt; das war überraschend für die Temperatur“, erklärt Wünsche. Die Seestraße war wieder Spiel- und Vergnügungsmeile für Familien. Gerade der Mitmachzirkus kam bei allen Altersklassen, die sich als Artisten in unterschiedlichen Kunststücken übten, gut an. Spektakulärer Höhepunkt auf dem See waren die Wasserski-Shows des Deutsch-Schweizerischen Motorbootclubs.
Abends ließ die Illumination der Villa Prym die Besucher staunen. Von den in einem Baum schwebenden Quallen waren etwa die Seenachtfest-Besucher Stefanie Scholz und Waldemar Fleiner begeistert. Ein anderes Paar wollte diese filigranen Kunstwerke sogar von den Veranstaltern kaufen, um sie als Dekoration für seine Hochzeit zu nutzen. Da wollen die Veranstalter im kommenden Jahr noch eine Schippe drauflegen. „Wir haben schon tausend Deko-Ideen“, kündigt KLE-Pressesprecherin Elke Cosmo an.

Die Hafenstraße und das Areal Klein Venedig, wo die musikalische Ausrichtung auf Elektro lag, waren bereits um 20 Uhr gut besucht. „So früh wie noch nie. Das war erstaunlich“, merkt Jürgen Wünsche an. „Die Hafenstraße habe ich um Mitternacht noch nie so voll gesehen.“ Tatsächlich kommen noch Besucher nach dem Feuerwerk auf das Gelände. „Wir haben etwa 1000 Nachttickets verkauft“, so Wünsche. Elke Cosmo meint dazu: „Das war für die Leute, als würden sie noch in einen Club gehen.“

Filigran und musiksynchron
Das Feuerwerk war der Höhepunkt der Gesamtveranstaltung. Pyrotechniker Joachim Berner choreografierte ein filigranes Feuerwerk an den Nachthimmel; eine staunenswerte musiksynchrone Inszenierung. Daran schloss sich das Feuerwerk des Schweizer Fantasticals an, das letztlich in einem gemeinsamen Finale gipfeln sollte. Die Schweizer schossen schon aus vollen Rohren, doch die deutsche Seite setzte erst nach einer zeitlichen Verzögerung ein. Was war da los?
„Es war pure Ansicht von Joachim Berner, weil die Schweizer immer länger schießen, als vorher vereinbart ist“, stellt Jürgen Wünsche fest. Da Berners Finale wiederum mit Musik untermalt war, habe er das Spektakel so getaktet, dass beide Seiten zumindest gleichzeitig aufhören.

Fast keine nennenswerten Verkehrsprobleme
Viele Besucher seien mit den öffentlichen Verkehrsmitteln angereist, so die Polizei. Rund um Konstanz sei es zu Verkehrsbehinderungen gekommen. „Dennoch kam es auch hier weder bei der Anreise noch beim Rückreiseverkehr zu übermäßigen Beeinträchtigungen“, schreibt Dieter Popp, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Konstanz, in einer Mitteilung.
Probleme gab es allerdings auf der Alten Rheinbrücke, deren Radspur am Festtag für Fahrradfahrer gesperrt war. Sie sollten die Fahrradbrücke nutzen. „Absperrung und Infotafeln wurden von den meisten Fahrradfahrern ignoriert. Auch unseren Anweisungen folgte fast keiner. Das ist echt extrem“, berichtete Fabienne Bulz (15), die als Ordnerin agierte. „Die meisten sind uneinsichtig und meckern, wenn man etwas sagt“, schilderte sie ihre Beobachtung.

Die Bundespolizei, welche die Sicherheit am Bahnhof und den Gleisanlagen gewährleistete, zog ebenfalls ein positives Fazit, schreibt Dieter Popp. Die An- und Abreise der Veranstaltungsbesucher, insbesondere am Konstanzer Bahnhof, sei reibungslos verlaufen. Nennenswerte Zwischenfälle habe es nicht gegeben.
Die DLRG hatte zu tun
Zweimal musste die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft zu Fahrgastschiffen ausrücken. Das habe er in seiner jahrzehntelangen ehrenamtlichen Tätigkeit beim Seenachtfest noch nie erlebt, berichtet Clemens Menge, Vorsitzender der DLRG-Ortsgruppe Konstanz, dem SÜDKURIER. „Es gab einen medizinischen Notfall. Eine allergische Reaktion nach Nahrungsaufnahme.“ Die DLRG brachte einen Notarzt an Bord. Nach der Erstversorgung habe der Allergiker auf dem Schiff bleiben können.

Auch zu einer Schlägerei auf einem Fahrgastschiff rückte die DLRG aus, damit der Patient mit Kopfplatzwunde und Gehirnerschütterung versorgt werden konnte. Zeitgleich habe eine Person auf demselben Schiff einen Kreislaufkollaps erlitten; auch sie konnte nach entsprechender Hilfeleistung an Bord bleiben.
„Nachts haben Schwimmer noch für Trubel gesorgt“, berichtet Clemens Menge. Einen Schwimmer vor der Seestraße und einen im Hafenbecken habe die DLRG aus dem erfrischenden, aber nicht ungefährlichen Nass ziehen müssen.