Die Kernzeitbetreuung an Konstanzer Schulen stößt schon jetzt häufig an die Grenzen des Machbaren. Die Nachfrage nach Betreuungsangeboten am Nachmittag steigt stetig. Dass die im Koalitionsvertrag der Bundesregierung vorgesehene Einführung eines Rechtsanspruchs auf Ganztagesförderung für Grundschulkinder stufenweise ab dem Schuljahr 2026/27 umgesetzt werden soll, wird auch von Bildungsausschuss der Stadt Konstanz positiv gewertet.

Aber: „Es fehlen noch die gesetzlichen Grundlagen und da geht es auch um Geld“, stellte Frank Schädler, Leiter des Amtes für Bildung und Sport fest. Er geht davon aus, dass sich die Verabschiedung des entsprechenden Gesetzes und damit die Einführung verzögern werde.

Osner weist im Ausschuss auf die Kosten hin

In Konstanz wurde bereits eine Bedarfsanalyse erhoben und mit den wichtigen Akteuren überlegt, was für eine Ganztagesbetreuung notwendig wäre. Die Grundlagenarbeit, auf der Basis nun ein aufbauendes Konzept erstellt wird, wurde jetzt dem Bildungsausschuss präsentiert.

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„Es ist ein Projekt, um das wir im Haushalt kämpfen müssen“, postulierte Bürgermeister Andreas Osner deutlich, denn die Umsetzung werde einiges an Geld kosten. Wohlweislich fügte er im Hinblick auf den notwendigen städtischen Sparkurs an: „Wir werden keine Luxuspädagogik bieten und keine Bespaßungsparks errichten, sondern das Brot- und Buttergeschäft gut absichern.“

Andreas Osner, Kultur- und Sozialbürgermeister von Konstanz
Andreas Osner, Kultur- und Sozialbürgermeister von Konstanz | Bild: Rau, Jörg-Peter/SK-Archiv

Wichtig ist ihm, die Betreuungsangebote in Konstanz auf ein einheitliches Niveau zu bringen und organisatorische Verbesserungen zu erzielen, denn „wir brauchen ein gesamthaftes System“, so Osner, der anfügte: „Allein das Mindestmaß wird schon Geld kosten.“

Schädler: „Betreuungsvereine kurz vor dem Knockout“

Die im Laufe der Jahre gewachsenen, eher individuellen Betreuungsangebote stießen jetzt schon an ihre Grenzen, so Schädler. Gerade während der Pandemie habe sich gezeigt, dass manche „Betreuungsvereine kurz vor dem Knockout“ standen. Das Amt für Bildung und Sport hatte zwischenzeitlich bereits den Betreuungsbedarf ermittelt und die unterschiedlichen Aspekte der aktuelle Betreuungssituation erfasst.

Frank Schädler, Leiter des Amtes für Bildung und Sport Konstanz
Frank Schädler, Leiter des Amtes für Bildung und Sport Konstanz | Bild: SK-Archiv

Bereits im Jahr 2018 wurde eine Strategiegruppe unter Beteiligung wesentlicher Fachleute gegründet und in den vergangenen Monaten weitere Akteure der „Schulfamilien“, darunter Schul- und Kernzeitleitungen, Lehr- und Betreuungskräfte, Elternvertreter und Schulsozialarbeit, eingebunden, und Grundlagen für ein Konzept der Grundschulbetreuung erarbeitet.

Wichtige Themen waren unter anderem Organisation, Rolle der pädagogischen Konzepte. Wesentliche Quintessenz: Die Beteiligten erachten eine zentrale Koordinierungsstelle, die unter anderem alle Betreuungssysteme zentral unterstützt und standortübergreifend den Personaleinsatz koordiniert, als notwendig.

Werden Halbtagsschulen zu Ganztagsschulen?

Der Beteiligungsprozess und die erarbeitete Vorlage wurden von den Bildungsausschussmitgliedern gelobt. Das Ziel einer professionalisierten Kernzeitbetreuung sei wichtig, meinte Till Seiler (FGL). Aufgrund der steigenden Nachfrage passten die alten Strukturen nicht mehr.

Allerdings bemängelte er, dass in der Vorlage „wenig von Förderung die Rede ist“; eine „reine Betreuung“ finde nicht seinen Zuspruch. Neun Grundschulen mit Kernzeitbetreuung und lediglich zwei Ganztagsgrundschulen gebe es in Konstanz, merkte Seiler an, der sich wünscht, dass vermehrt Halbtagsschulen zu Ganztagsschulen entwickelt werden.

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Daniel Groß (CDU) und Susanne Heiß (Freie Wähler) sprachen sich im Gegensatz zum Ganztagesschulenverfechter Till Seiler, für ein flexibles Betreuungssystem aus, denn: „Es gibt Eltern, die ihre Kinder nachmittags noch gerne selbst betreuen“, so Heiß, während Groß Vereinsleben und weitere Freizeitaktivitäten ins Feld führte. „Uns ist die Koordinationsstelle wichtig und dass es gleiche Standards gibt“, so Daniel Groß. Susanne Heiß sieht allerdings die Verschiebung der Einführung der Ganztagesbetreuung kritisch: „Wir müssen früher starten.“

Eltern wünschen sich Verlässlichkeit und Flexibilität

„Ein super Prozess. Es ist eine tolle Wünsch-dir-was-Liste entstanden“, bemerkte Elternvertreterin Petra Rietzler, die auf etwas Grundsätzliches zu sprechen kam: Die Unterscheidung zwischen Ganztagesschule und Kernzeit-, beziehungsweise Ganztagsbetreuung. „Ganztagesbetreuung und keine Schule. Das muss klar kommuniziert werden“, befand sie.

Petra Rietzler, zweite Vorsitzende des Gesamtelternbeirats Konstanz
Petra Rietzler, zweite Vorsitzende des Gesamtelternbeirats Konstanz | Bild: Eva Marie Stegmann/SK-Archiv

Die Eltern wünschten sich von dem Betreuungskonzept vor allem Qualität, Verlässlichkeit und Flexibilität. „Das gemeinsame Positionspapier ist eine gute Basis und ein Betreuungsangebot bis 17 Uhr eine Revolution in Konstanz“, würdigte Christine Finke (Junges Forum), Eine Hausaufgabenbetreuung sei ganz wichtig, aber es müsse auch gewährleistet sein, dass es Raum für das freie Spielen gebe.

Rietzler befürchtet aber auch: „Das wird sicherlich mit hohen Kosten für die Eltern einhergehen. Was wird es kosten?“, fragte sie und Simon Pschorr (Linke Liste) hakte sofort nach: „Gibt es Geld vom Bund?“ „Es wird Geld kosten“, meinte Frank Schädler, der aber aufgrund der noch ausstehenden Gesetzesgrundlage, weder Kosten noch Förderung beziffern konnte.

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Ein weiteres, noch ungelöstes Problem sprach Achim Schächtle (FDP) an: „Sind Räume für die Betreuung da?“ Noch sind viele Fragen offen, die im Laufe des weiteren Prozesses geklärt werden müssen. Die Verwaltung werde jetzt bis zum Jahresende einen Konzeptentwurf erarbeiten und ihn dann dem Bildungsausschuss, so Frank Schädler.