Isolde Mehrling will nicht aus dem Wasser. Es ist 19.22 Uhr und die meisten der Teilnehmer an der Aktion „Der SÜDKURIER öffnet Türen“ befinden sich bereits in der Umkleide oder auf dem Weg nach Hause. Nach der Begrüßung, dem Rundgang durchs Gebäude und einer Plauderei im Restaurant des neuen Schwaketenbads bilden ein paar Schwimmrunden den Abschluss des Treffens.
Das Fazit fällt durchweg positiv aus, wobei Isolde Mehrling ohne viel Worte auskommt. „Ich mach‘ jetzt Sport“, sagt sie während einer kurzen Verschnaufpause am Beckenrand mit glücklichem Gesichtsausdruck, „und hab‘ sieben Jahre nachzuholen.“
Bei den ersten Besuchern kommt das neue Bad gut an
Die Aussage fasst so ziemlich die gesamte Bedeutung des Schwaketenbads zusammen. Seit dem Brand im Juli 2015 hat es sich zu einem Sehnsuchtsort entwickelt, wobei für der Geschäftsführer der Konstanzer Bädergesellschaft, Robert Grammelspacher, die emotionale Bindung an das alte Bad eine wichtige Komponente darstellt. Hier haben die Menschen das Schwimmen gelernt, hier fand Schule statt, hier gab es Familien- und Freundschaftserlebnisse.
So wie zum Beispiel bei Oliver Näcke und seiner Tochter Fabienne. Dass das neue Bad ohne bauliches Zitat an den Erinnerungsort auskommt, ist für die beiden kein Problem. Die zeitgemäße Konstruktion mit ihrer ausgefallenen Dachkonstruktion, die Bäderlandschaft mit Schwimm-, Sprung- oder Kinderbecken samt des Rutschturms kommen bei ihnen gut an. Nach der Besichtigung steht für sie fest, dass sie Stammgäste werden.



Apropos emotionale Bindung und bauliche Zitate: Schon bei der Begrüßung wollten die Teilnehmer wissen, was denn aus der roten Tür des alten Schwaketenbads geworden sei und warum man sie nicht in den Neubau integriert habe. Robert Grammelspacher kam dadurch nicht wirklich in die Bredouille.

Mit ausladender Gestik fragte er zurück, ob das alte Teil denn nach Ansicht der Besucher zum neuen Bau gepasst hätte. Und so verursachte die Nachricht, dass die Tür verschrottet wurde, bei den Teilnehmern letztlich für keinerlei Phantomschmerzen.
Die spürbar hohe Zufriedenheit mit dem Ergebnis ist offensichtlich zugleich der Grund für die Akzeptanz der stark von der Kalkulation abweichenden Kosten und die lange Bauzeit. Auf SÜDKURIER-Anfrage lieferte Robert Grammelspacher einen Abriss der Investitionsentwicklung von 28,8 auf letztlich 41,6 Millionen Euro.
„Pech mit Baufirmen“ habe für unliebsame Bauverzögerungen gesorgt. Domino-Effekte wie Lohnerhöhungen oder die Baupreisentwicklungen trieben die Kosten in die Höhe – und wo Pech ist, gesellt sich das Unglück gern dazu. Im Zuge der schleppenden Bauarbeiten wurden zwei Neuausschreibungen fällig, was nochmals für Sand im Getriebe gesorgt habe.
Komplexe Technik im Bad für sinnvolles Energiemanagement
Das Interesse an Kosten und Politik rangierte bei der SÜDKURIER-Veranstaltung aber deutlich hinter dem für die Baukonstruktion, die Nutzungskonzeption und die Technik. Einen nachhaltigen Eindruck auf die Gäste dürfte vor allem der Rundgang durch die Kellerräumlichkeiten gemacht haben, wo sich Roland Lohr ganz in seinem Element fühlte.

Für den Betriebsleiter, der diese Aufgabe bereits im alten Schwaketenbad wahrgenommen hat, ist die Systematik kein wirkliches Neuland, aber er räumt unumwunden ein, dass Größe und Komplexität des neuen Bads samt zeitgemäßer Installationen ihm durchaus eine hohe berufliche Freude bereiten.
Ein Beispiel dafür: Jede einzelne Lampe kann für den aktuellen Bedarf gedimmt werden, was allein wegen des Stromverbrauchs eine sinnvolle Sache sei. Aufs Energiemanagement wird von der Solarnutzung bis hin zum Duschwasser geachtet, dessen Abwärme über ein Blockheizkraftwerk in Katakomben des Gebäudes genutzt wird.
Trotz aller Technik bleibt das Schwaketenbad ein Betrieb mit enormen Ressourcenumsatz. Laut Roland Lohr dürfte sich der Wasserverbrauch an einem guten Besuchstag auf 150 Kubikmeter belaufen. Zwei solcher Tage entsprächen damit dem Jahresbedarf eines durchschnittlichen Privathaushalts.
Wenn‘s rappelvoll wird, kann‘s Karim Leinfelder nur recht sein. Er leitet das Restaurant des Hauses, das im Badebereich als Selbstbedienung betrieben wird. Im Foyer sowie im Außenbereich ist die Gastronomie auch für Gäste nutzbar, die nicht ins Bad wollen. Übrigens: Trotz der Übernahme des Restaurants betreibt Karim Leinfelder seiner Münsterhof weiter.