221 Sprossen, 70 Meter senkrecht in die Höhe: Das ist der Arbeitsweg von Gheorghe Buse. Seit zwei Monaten erklimmt er gerade jeden Morgen den riesigen Kran, der in der Nähe der Schänzlebrücke in den Himmel ragt. Auf der Baustelle laufen hier die Arbeiten für das Asisi-Panorama.

„Ohne den Kranfahrer läuft auf der Baustelle nichts“
Bauleiter Mike Vivas weiß über die Wichtigkeit des Kranfahrers: „Er ist der Erste, der kommt und der Letzte, der geht. Ohne ihn läuft auf der Baustelle nichts.“ Um solch einen gewaltigen Kran steuern zu können, brauche es eine spezielle Ausbildung und viel Feingefühl. Gerade aufgrund der enormen Tragkraft, die der Kran habe, müsse er sehr vorsichtig gelenkt werden, berichtet Vivas.

Auch wenn der Arm des Krans auf eine maximale Länge von 55 Metern ausgefahren ist, könne er noch bis zu zehn Tonnen stemmen. Die Kranspitze befindet sich 80 Meter über dem Boden, die Fahrerkabine rund 70 Meter. Aufgrund der immensen Höhe habe man eine flugrechtliche Genehmigung einholen müssen, berichtet Vivas – die Baustelle befindet sich in der Einflugschneise des Flugplatzes. Um dem Kran die notwendige Stabilität zu verleihen, führen Bohrpfähle bis zu 36 Meter in die Erde.

Er arbeitet seit fast 40 Jahren in 50 Metern Höhe
All diese Fakten scheinen Gheorghe Buse kalt zu lassen: Mit beeindruckender Ruhe manövriert er den Kranhaken und die daran befestigten Bauteile über die Baustelle. Auch die atemberaubende Aussicht, die es in 70 Metern Höhe auf den Bodensee und das Wollmatinger Ried zu bestaunen gibt, lenkt ihn nicht ab. Denn Buse ist Profi: „Ich arbeite seit knapp 40 Jahren auf Kränen, die über 50 Meter hoch sind“, sagt der Rumäne in seiner Landessprache.

Doch was macht der Kranfahrer, wenn er Hunger bekommt oder auf die Toilette muss? Seine Kollegen berichten, dass Buse die Mittagspause zusammen mit ihnen auf dem Boden verbringt. Ein paar Snacks habe er aber trotzdem immer in der Fahrerkabine. Auch für dringende Anliegen klettere er vom Kran herunter – mit zehn Minuten gelinge ihm sowohl der Auf- als auch der Abstieg aber verhältnismäßig schnell.

Eine Sache ist klar: Höhenangst hat Buse keine. „Ich verspüre keinen Schwindel. Ich laufe hier oben auf dem Kran herum und kann ohne Probleme arbeiten“, sagt er selbst. Ein mulmiges Gefühl beim Blick auf die Baustelle aus der Höhe dürfe man als Kranfahrer natürlich nicht bekommen.
Ist die Angst vor der Höhe einmal abgelegt, lässt sich der Charme des Arbeitsplatzes verstehen. Die gelben Helme der Arbeiter auf dem Boden sind nur stecknadelkopfgroß zu erkennen. Von hier lässt sich alles überblicken und – vorausgesetzt man verfügt über die notwendige Präzision – die Baustelle von oben lenken.