Konstanzer Häuslebauer, für die der Hafner vielleicht die zukünftige Heimat werden könnte, sowie kleine, private Baugruppen warten wohl schon lange auf solch einen Termin: Am 25. März lädt die Stadtverwaltung diese Interessierten zu einer speziellen Informations-Veranstaltung zum zukünftigen Stadtteil ein, der SÜDKURIER berichtete bereits.
Scheinbar ist der Kreis potenzieller Teilnehmer groß: Die Veranstaltung musste kurzerhand aufgrund des Andrangs vom Konzil ins größere Bodenseeforum umziehen, wie die Verantwortlichen mitteilten. Nun findet sie dort am Dienstag, 25. März, um 18 Uhr statt. Um was genau soll es dann gehen?
Für Selbstnutzer und kleine Baugruppen
Wie Patrick Betz und Lukas Esper von der Stabstelle Entwicklung Hafner im Gespräch mit dem SÜDKURIER angeben, soll die Veranstaltung der Auftakt zum neuen Stadtteil sein. Unter anderem will man sich dabei mit der Vergabe der Grundstücke – vor allem an Selbstnutzer, also Personen, die dort ein Reihenhaus oder Townhouse für sich bauen wollen, oder aber kleine Baugemeinschaften, die zusammen Geschosswohnungsbauten realisieren wollen – beschäftigen.
Das Thema der Grundstücksvergabe sei überaus komplex und wichtig. „Schließlich ist sie der Schlüssel dazu, wie wir die Qualität in dem Gelände sichern“, sagt Lukas Esper. „Das ist ein ganz großes Kernstück.“ Der Abend richtet sich demnach an private Bauinteressierte, die nicht viel Erfahrung haben.
Diese benötigten bei der Planung solcher Bauprojekte einen gewissen Vorlauf, anders als beispielsweise Baugenossenschaften. Schließlich gehe es darum, zusammenzufinden und eigene, konzeptionelle Ideen zu entwickeln – in Zusammenarbeit mit der Verwaltung, die die Bebauung des Hafners eng begleitet. „Es ist wichtig, die Leute da von Anfang an mitzunehmen“, sagt Esper. Die Vergabe der Bauplätze für den ersten Bauabschnitt erfolge aber erst Ende 2026.

Die Selbstnutzer und kleinere Baugemeinschaften will man seitens der Verwaltung auch langfristig in den Fokus rücken. Schließlich entsteht mit dem Gebiet ein ganz neuer Stadtteil – für zukünftig tausende Bewohner und mit neuen sozialen Strukturen, die geschaffen und funktionieren müssen. „Baugruppen und Selbstnutzer tragen das in die Gemeinschaft hinein“, so Lukas Esper. „Sie identifizieren sich mit dem Ort.“ Oder ganz schlicht: „Sie bringen Leben ins Quartier.“
Verschiedene Stände, Preismodelle und Experten
Bei der Veranstaltung wird es unter anderem mehrere Stände geben, an denen sich Interessierte informieren und austauschen können. Außerdem sind verschiedene Experten eingeladen, die kleine Baugemeinschaften oft begleiten und so „Input geben können“, so die Verantwortlichen.
Darüber hinaus will die Verwaltung – die bis heute aus möglichen Preisen für ein Grundstück am Hafner ein Geheimnis gemacht hat – anhand von Modellrechnungen zeigen, wie hoch die Beispielkosten für die Gebäude am Ende sein könnten, verrät Patrick Betz.

Lukas Esper sagt: „Wir denken, dass es für Konstanzer Verhältnisse doch günstig ist“, vor allem im Gegensatz zu dem, was man auf dem freien Markt in Konstanz bekommen könne. „Wir erhoffen uns eine positive Aussage zu den Baukosten“, gibt sich Patrick Betz optimistisch. „Wir haben keine Spekulation, denn es wird zum realen Wert verkauft“, bekräftigt Esper hinsichtlich eines Grundstücks. Klar sei aber: Die Preise müssten in den Kontext zur (teuren) Stadt Konstanz gesetzt werden.
Der Spekulation will die Stadt auch zukünftig einen Riegel vorschieben. „Wir wollen mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln verhindern, dass das danach noch passiert“, so Patrick Betz. Hierzu liefen gerade verschiedene Analysen, wie das rechtlich funktionieren könnte. Der Gesetzgeber hat Kommunen hier einige Werkzeuge an die Hand gegeben, beispielsweise ein „Weiterveräußerungsverbot auf Zeit“, ein vorrangiges Wiederkaufsrecht für die Kommune oder Erbbaurecht.
„Wir wissen, dass es Instrumente gibt, wie wir das verhindern können“, sagt Lukas Esper im Hinblick auf zukünftige Bodenspekulation. „Wenn wir das in 20 Jahren dem Markt überlassen, wäre das fahrlässig.“ Grundsätzlich gilt bei der Vergabe, dass nicht der Meistbietende, sondern derjenige den Zuschlag erhält, der das beste Konzept hat. Ein bevorzugtes Optionsrecht besitzen übrigens auch die ehemaligen Grundstückseigentümer des Geländes. Laut Patrick Betz hätten sich damals 40 bis 45 interessiert gezeigt, im neuen Stadtteil Wohnraum schaffen zu wollen.
Rund 200 Grundstücke stehen im ersten Bauabschnitt (zwischen Nordtangente, Dettinger und Radolfzeller Straße) zur Verfügung, ungefähr 180 davon für Townhouses und Reihenhäuser und 32 große Baufelder für Geschosswohnungsbau sowie einige Gewerbegrundstücke. Entstehen sollen dort ungefähr 1000 Wohneinheiten, in denen zukünftig knapp 2000 Menschen wohnen können sollen.
Entscheidung über Enteignung steht bevor
Derweil wartet die Verwaltung aktuell noch auf eine wegweisende Entscheidung aus Freiburg: Beim dortigen Regierungspräsidium (RP) liegt aktuell das Verfahren um die Enteignung zweier Grundstücke, die sich auf dem Gebiet des ersten Bauabschnittes befinden und die sich noch nicht im Besitz der Stadt befinden. Die alten Eigentümer hatten sich offenbar nicht von der Verwaltung zum Verkauf der jeweiligen Fläche bewegen lassen.
„Wir rechnen jeden Tag mit einer Entscheidung“, so Lukas Esper. Und diese ist wohl auch von großer Bedeutung: Schließlich gibt es noch weitere Eigentümer, die Grundstücke auf dem Gebiet späterer Bauphasen besitzen – und nicht verkaufen wollen. Die noch ausstehende Entscheidung des Regierungspräsidiums Freiburg kann dabei durchaus als richtungsweisend für spätere Verfahren gewertet werden. Aktuell befinden sich rund 72 Prozent der Grundstücke für das Gesamtprojekt in städtischem Besitz.