Danach, dass hier in wenigen Jahren Menschen wohnen, lernen, arbeiten und ihre Freizeit erleben sollen, sieht es aktuell eher nicht aus: Ein asphaltierter Landwirtschaftsweg zieht sich im weiten Bogen am Nordfuß des Hügels namens Hafner entlang. Ein Feldkreuz lädt kurz zum Innehalten und Schauen ein.

Hier sollen bald Menschen wohnen: Am Hafner in Konstanz-Wollmatingen soll das zweitgrößte Neubaugebiet von ganz Südbaden entstehen. Noch ...
Hier sollen bald Menschen wohnen: Am Hafner in Konstanz-Wollmatingen soll das zweitgrößte Neubaugebiet von ganz Südbaden entstehen. Noch herrscht allerdings ländliche Idylle. | Bild: Hanser, Oliver

Der Blick schweift nach Norden über Felder und Äcker, nach Süden über Hecken und Streuobstwiesen zum Hafner hinauf. In wenigen Jahren wird es hier anders aussehen, sehr anders. Dann stehen dort, wo jetzt Radler durch freie Landschaft fahren, bis zu sechsgeschossige Wohnhäuser. Manche haben Raum für dutzende Wohnungen, andere sind eher kompakte Reihenhäuser.

Zwischendrin Kindertagesstätten, am Rand von sonst weitgehend autofreien Straßen einige zentrale Parkgaragen für die Anwohner, eine Schule. Weiter im Norden, zur Straße Richtung Dettingen, Litzelstetten und Mainau hin, haben Gewerbebetriebe einen neuen Standort gefunden. Der Weg vom Acker zum Stadtteil ist noch weit, das sehen auch Laien sofort.

Obwohl ein Team im Rathaus seit vielen Jahren engagiert am neuen Stadtteil arbeitet, kommen einige große Arbeits-Brocken erst jetzt. Das geht aus einer Sitzungsvorlage hervor, über die der Haupt-, Finanz- und Klimaausschuss demnächst zu befinden hat. Formal geht es um 4,5 zusätzliche Stellen für das Projekt – das Dokument gibt aber vor allem Einblick in den aktuellen Stand des Mega-Vorhabens.

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Danach ist der Grunderwerb für den ersten, am weitesten im Westen gelegenen, Bauabschnitt weitgehend abgeschlossen. Mit fast allen Besitzern konnte sich die Stadt gütlich einigen. Ein paar wenige Verfahren laufen aber, mit denen die Stadt die Eigner zum Verkauf zwingen will.

Rechtlich ist das möglich, weil es sich um eine Städtebauliche Entwicklungsmaßnahme handelt. Und auch die weiterführende Schule, die eigentlich im zweiten Abschnitt liegt, aber schon mal vorgezogen wird, nimmt Konturen an.

Neue Stellen sollen her

Dennoch arbeiten die Planer offenbar zunehmend gegen die Zeit. Schon jetzt ist klar, dass es mit einem Bebauungsplan – und ohne läuft im Wohnungsbau gar nichts – für den ersten Abschnitt noch im Jahr 2025 nichts mehr wird.

Inzwischen sei von Juli 2026 auszugehen, heißt es in der von der Verwaltung vorgelegten Ratsvorlage. Und auch das nur, wenn für den Hafner nicht weiter ständig Personal von anderen Aufgaben abgezogen werden müsse, sondern für die Hauptphase der Planung neue Stellen geschaffen werden.

Bild 2: Neue Wohnungen, Kitas, Schulen, Straßen und Platz für Firmen: Am Hafner wird es ernst
Bild: Schönlein, Ute

Das Dokument, mit dem sich die Politik am Donnerstag, 11. Juli (16 Uhr, Ratssaal, öffentlich), beschäftigten muss, ist also auch ein Hilferuf in einem zunehmend verschärften Wettlauf gegen die Zeit. So habe sich ergeben, dass in mehreren Fällen weitere Bebauungspläne aufgestellt werden müssen, mit denen zuerst niemand gerechnet habe.

Langzeit-Ausfälle von Mitarbeitern hätten dazu geführt, dass Kollegen von ihren eigentlichen Aufgaben abgezogen werden mussten: Sollte der Gemeinderat die verlangten viereinhalb Stellen nicht schaffen, schreibt das Baudezernat, „müssten laufende Projekte um mindestens 1,5 Jahr geschoben werden.“ Ob die Politik das eher als Warnung oder eher als Drohung empfindet, wird die Sitzung dann zeigen.

Ein Bagger war im Frühjahr 2024 schon mal am Hafner (im Hintergrund der namensgebende Hügel). Allerdings nicht, um Straßen oder Häuser ...
Ein Bagger war im Frühjahr 2024 schon mal am Hafner (im Hintergrund der namensgebende Hügel). Allerdings nicht, um Straßen oder Häuser zu bauen. Vielmehr haben Projektleiter Lukas Esper (links) und Kreisarchäologe Jürgen Hald mal geschaut, was sich unter der obersten Bodenschicht an Zeugnissen aus der Vergangenheit verbirgt. | Bild: Stadt Konstanz

Wenn die Stadt für den Hafner neues Personal – zum Beispiel für die Themen Stadtplanung, Landschafts- und Umweltplanung und konzeptionelle Verkehrsplanung – einstellt, muss sie in diesem Fall nicht direkt in den ohnehin angespannten Haushalt greifen. Der Hafner wird, vereinfacht gesagt, gesondert abgerechnet, und alle Kosten werden aus den Gewinnen durch die Wertsteigerung der Grundstücke gedeckt.

Unter anderem die Freien Wähler hatten immer wieder darauf hingewiesen, dass dies nicht ohne Risiken ist. Dennoch ist der Optimismus bei den Planern groß, dass die Nachfrage nach all den neuen Wohnungen, Kitaplätzen, Grünflächen und Bushaltestellen auch Ende des Jahrzehnts noch besteht. Dann nämlich sollen nach derzeitiger Planung dort Menschen wohnen, wo sich heute nach die Felder erstrecken.

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