Am heutigen Dienstag, 15. Februar, läuft ab 20.15 Uhr die Sendung „Konstanzer Fasnacht“ im SWR-Fernsehen. Am Samstag wurde das Programm aufgezeichnet, eine Live-Sendung ist wegen Corona nicht möglich. Und Sie überlegen sich, ob Sie sich die Sendung anschauen sollen?
Dann kommen hier fünf mehr oder weniger gute Gründe dafür und dagegen. Von jemandem, der seit 2007 jedes einzelne Programm gesehen hat und – Achtung, Spoiler – sich auch die Sendung 2022 selbstverständlich und gerne ansehen wird.
Fürs Einschalten spricht:
- Die Akteure. Man kennt sie, man mag sie (mehr oder weniger), man hat schon eine ganz bestimmte Erwartung an sie. Jürgen Greis alias Neckes mit seinen Kalauern, Norbert Heizmann und Claudia Zähringer als Duo, Hans Leib knochentrocken. Das hat was von Familientreffen, und in diesem Fall macht Wiedersehen durchaus Freude. Ein wohliges Gefühl der Vertrautheit stellt sich ein.
- Die Musik. Die Froschenkapelle aus Radolfzell sind nicht nur eine gute Kapelle, sondern auch eine starke Show-Band. Das kommt in der Gesamtbetrachtung des Abends gelegentlich zu kurz. Aber Bandleader Tobi Franz und Co. können wirklich gute Laune machen. Und die Arrangements der mehr oder weniger fasnächtlichen Hits sind immer hörenswert.
- Der Moderator. In Rainer Vollmer aus Stockach kann man die beste Gottschalk-Parodie sehen, die es je gab. Leicht barocker Fummel, verbindliches Geplauder, keine Hemmung vor gar nichts, beeindruckend.
- Die Heimat. Mensch, Konstanz ist im Fernsehen. Das ist doch auch immer was Tolles (wenn es nicht gerade mal richtig schlimme Nachrichten gibt). Die Konstanzer Fasnacht anzuschauen, ist auch ein Zeichen von Heimatliebe und von Respekt für die Menschen aus unserer Stadt und Region, die das möglich machen.
- Das Mitreden-Können. Nur wer die Sendung gesehen hat, kann sich am nächsten Tag mit Freunden und Kollegen austauschen und dann ein fundiertes Urteil treffen, ob die in diesem Jahr nun besonders hohe/niedrige Einschaltquote berechtigt/unberechtigt war.
Gegen das Einschalten spricht:
- Die Akteure. Man kennt sie, man mag sie eben nicht (mehr oder weniger ausgeprägt). Wer das schon vorher weiß, sucht sich besser ein anderes Programm für den Dienstagabend. Denn wer sich vorab schon sicher ist, dass das eine blöde Fernsehfasnacht wird, wird massenhaft Belege dafür finden. Macht nur schlechte Laune, also besser sein lassen.
- Die Stimmung. Es wurde schon oft gesagt, dass das Fernsehen die Fasnacht kaputt mache. Kann sein. Was im Fernsehen jedenfalls nicht funktioniert, ist der Rückkanal vom Publikum auf die Bühne. Das ist in jedem Saal ohne Kameras ein tragendes Element. In den TV-Bildern kommt es regelmäßig nicht rüber.
- Der Moderator. In Rainer Vollmer aus Stockach kann man die schlechteste Gottschalk-Parodie sehen, die es je gab. Peinlich barocker Fummel, schwer erträgliches Gelaber, hemmungslos zum Fremdschämen.
- Die Provinzialität. Konstanz, Schauplatz des Konzils, kulturelles Oberzentrum am Bodensee, Standort zweier ausgezeichneter Hochschulen, aber in Sachen Humor bisweilen auf Schenkelklopfer-Niveau. Wer sich ernsthaft fragt, was für ein Bild von Konstanz diese Sendung zeichnet (ob bewusst oder unbewusst), verzichtet besser.
- Der Fasnachts-Hass. Wer Fasnacht nicht leiden kann – okay. Aber dann besser erst gar nicht reinzappen. Die SWR-Sendung wird keinen Fasnachts-Muffel bekehren. Und, was beruhigend ist, sie wird auch andersrum aus einem Fasnachts-Fan keinen Fasnachts-Hasser machen.