Blickfang des zweiteiligen Vorderhauses ist das Turmhaus; augenfällig sind die zwei gekreuzten Schwerter über dem Konstanzer Stadtwappen. Selten schauen Passanten hoch in die Luft, weshalb sie eher den Stephanskeller in ihren Fokus rücken.
Jetzt hat die Stadt Konstanz das Anwesen für 2,5 Millionen Euro von Privateigentümern gekauft. Eigentlich sei dies das Vorderhaus des Gesellschaftshauses „Zur Katz“ in der Katzgasse, erzählt der Konstanzer Hochbauamtsleiter Thomas Stegmann nach Rücksprache mit Frank Mienhardt von der Unteren Denkmalschutzbehörde. Am Turmhaus steht auch deutlich der Name: Zur vorderen Katze.
O wie so trügerisch: Diese Holztüre ist keine Hauseingangstüre. Sie führt in den Hinterhof. Gäbe es keinen Zaun, würde man direkt zum Haus zur Katz gelangen. Die Stadt überlege tatsächlich, irgendwann diesen Durchgang zu öffnen, verrät Thomas Stegmann.
Hinter dem zweiteiligen Vorderhaus befinden sich die Remisen. Stegmann spricht von Ensembleschutz. Bis Ende des Jahres sollen die Gebäude für rund 600.000 Euro mit einfachsten Mitteln renoviert werden. Es sei auch vorgesehen, eine Solaranlage auf dem Dach zu installieren, um damit die Heizung des Vorderhauses zu speisen.
In das Gebäude wurde lange Zeit nicht investiert. Die Stadt hat hierfür die Firma Raumwerk beauftragt. Beim Anblick des alten Holzofens in der Küche in der ersten Etage kann man kaum glauben, dass das Haus bis vor kurzem noch bewohnt war.
Auch im Badezimmer zeigt sich: Hier wurde schon lange nichts mehr gemacht. Die Farben der Fliesen und Form der Spiegel deuten darauf hin, dass hier zuletzt vor über 60 Jahren eine Erneuerung stattgefunden hat.
Aus denkmalpflegerischer Sicht hat der Investitionsstau in diesem Anwesen aber auch Vorteile: Die Substanz ist einem guten Zustand und wurde nicht zerstört.
Die Wohnungen sollen mit einfachsten Mitteln hergerichtet werden, sprich: Die alten Holzböden werden geschliffen, die Wände gestrichen und die elektrischen Leitungen nur Aufputz verlegt, um nicht in die historische Bausubstanz einzugreifen. Gerade die Erneuerung der Elektrik ist dringend notwendig.
Und doch gibt es wunderbare Glanzlichter in diesem Haus, wie beispielsweise jener Bereich im Turmhaus, den man heute als Maisonette-Wohnung bezeichnen würde.
Der Clou ist der unter der Treppe eingebaute Schrank. So etwas gibt es nur selten zu sehen.
Im Haus „Zur vorderen Katz“ gibt es aber noch weitere interessante Details zu sehen. Direkt zwischen den Fenstern eines anderen Zimmers gibt es kleine Einbauschränkchen. Noch heute befinden sich allerlei alte Utensilien darin.
Doch nicht nur kleine Überbleibsel sind noch hier: Für diesen großen, alten Schrank – ein Liebhaberstück – wurde noch kein Abnehmer gefunden. Aber vielleicht bleibt er auch einfach stehen?
Das Herz des Denkmalpflegers habe bei der Besichtigung des Dachstuhls höher geschlagen, berichtet Thomas Stegmann. Es handle sich um „einen liegenden Dachstuhl, zweifach geplattet“, zitiert Stegmann und merkt an, es handle sich dabei um eine Besonderheit.
Zunächst werden die Wohnungen als Flüchtlingsunterkunft dienen; eine „temporäre Lösung“, wie Thomas Stegmann sagt. Nach der Interimsnutzung sollen die Wohnungen – auch Nutzung für Wohngemeinschaften seien vorgesehen – städtischen Mitarbeitern zur Verfügung gestellt werden, bis sie eine passende dauerhafte Bleibe gefunden haben. Für kurze Zeit werden sie von der Dachterrasse einen interessanten Blick auf das „Haus zur Katz“ in der Katzgasse (links) und das Konstanzer Münster genießen können.