Christiana Bukalo ist eine der staatenlosen Menschen, die von Fotograf Florian Schwarz in seinem Projekt „Imagine“ porträtiert wurden. Ihre Eltern seien aus Westafrika hergekommen. Obwohl Christiana in Deutschland geboren wurde, habe sie bis heute keine Identitätspapiere erhalten, weil die Behörde die Herkunft ihrer Eltern aufgrund unzureichender Nachweise nicht klären könne.
Ausstellung noch bis zum 29. Juli
Ihr Bild wird nun im Grenzgebiet zwischen der Schweiz und Deutschland auf einer meterhohen Tafel gezeigt, neben vielen anderen Bildern von Menschen mit ungeklärter Staatszugehörigkeit.

Auf der einen Seite der Tafeln sind die Porträts jeweils durch ein Gitter aus vielen kleinen Bildern verdeckt. Beim genaueren Hinschauen sind darauf Hände zu erkennen, die einen Pass oder Personalausweis halten. Auf der anderen Seite finden sich neben den Bildern kleine Texte, welche die staatenlosen Menschen über sich und ihren Zustand geschrieben haben.
Bukalo: „Das ist doch ein Menschenrecht“
Christianas Textanfang lautet so: „Ich habe mich lange Zeit geschämt für meine Staatenlosigkeit. Ich dachte, anscheinend habe ich kein Anrecht auf eine Staatszugehörigkeit, obwohl das doch ein Menschenrecht ist. Man ist immer in einer Bittsteller-Position vor dem Staat.“
Auch Nowras Rahhal wurde von Florian Schwarz fotografiert. Er ist in Syrien geboren, sein Großvater sei jedoch Palästinenser, erzählt er. Dieser hätte immer gehofft, eines Tages in sein Heimatland zurückkehren zu können. Als der Staat Israel gegründet wurde, habe es viele Palästinenser ohne Nationalität gegeben. Viele flüchteten nach Syrien, bekamen dort jedoch keine Papiere, weil Palästina als Staat nicht anerkannt wurde.
Schwarz: „Das Thema sichtbar machen“
Florian Schwarz hat eine einfache Antwort auf die Frage, warum er diese Menschen fotografiert und ausstellt: „Das Thema sichtbar machen.“ In Zusammenarbeit mit der Galerie Vayhinger hat er die Ausstellung am Kreuzlinger Tor – also zwischen zwei Staaten – initiiert.

Zur Zusammenarbeit mit den Städten Kreuzlingen und Konstanz sagte Helena Vayhinger, Kuratorin der Ausstellung: „Ich bin des Lobes voll.“ Es sei überhaupt nicht kompliziert gewesen, die Genehmigung für die Aufstellung der Bilder genau auf der Grenze zu bekommen. Die Städte Konstanz und Kreuzlingen hätten im Gegenteil das Projekt unterstützt. Auch sei es kein Problem gewesen, dass sich die Staatenlosen bei der Eröffnung der Ausstellung im Grenzgebiet aufhielten.
Bukalo: „Ich fühle mich nicht zugehörig“
Christiana Bukalo sagte in ihrer Rede, in Deutschland gebe es keine Anlaufstelle für Menschen in ihrer Situation. Es sei für sie schockierend, denn sie habe keinen Zugang zu Rechten, dürfe nicht reisen, könne kein Bankkonto eröffnen, erfahre Ablehnung.

„Man hat nicht die Freiheit, im Leben zu tun, was man möchte. Das führt dazu, dass ich mich nicht zugehörig fühle“, so Christiana Bukalo. Dies hätte sie motiviert, die Organisation Statefree zu gründen, um die Menschen ohne Staatszugehörigkeit sichtbar zu machen. Durch das Projekt von Florian Schwarz könne sie Sichtbarkeit schaffen und die Geschichten der Menschen so erzählen, wie diese sie erzählen wollten.