Zum einen waren da die globalen Kunden: Zirkus Krone, Zirkus Hagenbeck, Russischer Nationalzirkus, Vergnügungspark New York, Weltausstellung Montreal, Weltausstellung Tokio oder Oktoberfest New Jersey. Adolf Greis fertigte für diese Einrichtungen und Institutionen Manegenteppiche, Behänge für Fahrgeschäfte oder Wandbilder an.

Zum anderen waren da die lokalen Kunden: Hemdglonker-Umzug, Narrentreiben der Fürstenbergler, Konstanzer Straßenfasnacht oder Seenachtfest. Adolf Greis erschuf für die Heimat Aquarelle, Bühnenbilder, Serigraphien oder Illuminationen.

Diese Aufzählungen haben bei weitem nicht den Anspruch auf Vollzähligkeit, sie könnten vielmehr beliebig verlängert werden. Doch sie stehen sinnbildlich für das beeindruckende Schaffen des großen Wollmatinger Kunstmalers Adolf Greis.
Adolf Greis wäre am 12. Juli 100 Jahre alt geworden, er starb 2004. „Wir wollen ihm ein ehrendes und angemessenes Andenken erschaffen“, sagt Enkel Marc-Philipp Greis.

Zusammen mit seinem Onkel Andreas Greis, Sohn von Adolf, organisiert er eine große Ausstellung über das Lebenswerk des Künstlers, die aufgrund der Pandemie erst im Juni und Juli des kommenden Jahres in der Rathausgalerie stattfinden wird.
Im Haus der Familie in Wollmatingen hatte Adolf Greis seine Werkstatt. Hier breitete er zum Beispiel die riesigen Leinwände aus, die er mit Liebe zum Detail bemalte. Die Beatles verewigte er darauf, Mick Jagger ebenfalls.
Louis Armstrong spielt auf einem Behang seine berühmte Trompete, er stellte Großstadtszenen oder ländliche Idylle dar. Die Rialto-Brücke aus Venedig ist zu sehen, ebenso markante Gebäude aus Paris oder New York. Diese Werke hatten eine Höhe von bis zu dreieinhalb Metern und eine Länge von bis zu 55 Metern.

Für die Fasnachtsbilder visualisierte er das jeweilige Motto der Zünfte. Unzählige Zirkusse weltweit beauftragten ihn mit der Fertigung von Wandbildern und Teppichen für ihre Manegen.
Von der Mondlandung bis zu Bierfass-Jongleuren
Auf einem Behang stellte er die erste Mondlandung dar – und das wenige Tage, bevor sie tatsächlich in die Tat umgesetzt wurde. Auch an dieser Stelle würde die Auflistung aller Auftraggeber und aller Werke den Rahmen sprengen.
Nur ein Beispiel noch: Die Stadt München beauftragte den Konstanzer Künstler damit, für die Olympischen Spiele 1972 Behänge für Zelte anzufertigen. Als Adolf Greis sein Werk „Bierolympics“ präsentierte (Menschen in Lederhosen, die Bierfässer jonglieren oder vor sich rollen), wurde dies abgelehnt.
„Die wollten nicht, dass Bayern so stereotyp dargestellt werden“, erinnert sich Sohn Andreas Greis lächelnd. Das sprach sich bis nach Amerika herum – und schließlich kauften die Organisatoren des Oktoberfestes in New Jersey die Behänge für ihre Bierzelte.
Der Werdegang des Konstanzer Künstlers
Adolf Greis absolvierte seine Malerlehre ab 1936 bei seinem Vater, der ebenfalls als Kunstmaler tätig war. Ab dem Frühjahr 1946 bis Ende 1948 war er Schüler von Sepp Biehler und erstmals bei größeren Ausstellungen vertreten.
Adolf Greis gehörte bis zum Tode von Sepp Biehler zu dessen Freundeskreis, aus dem sich die Künstlergilde und Narrenzunft der Konstanzer Laugelegumper bildete. Ein Großteil der Konstanzer Kunstschaffenden der 50er Jahre gehörte zu den Laugelegumper.
1950 begann die Künstlergilde im Auftrag des Verkehrsamtsleiters Hans Brügel die überdimensionale Illuminationen des Konstanzer Seenachtfestes, die Adolf Greis maßgeblich mitgestaltete.
Zusammen mit seinem Sohn Andreas führte er diese Tradition zwischen 1991 und 1999 im Park der Villa Prym fort. Hier erstrahlten künstlerisch gestaltete Tiere in Originalgröße und erfreuten die Gäste des Festes. Andreas Greis möchte dies gerne erneut in Angriff nehmen.
Die künstlerische Tradition wird von seinem Enkel Dominik Greis, Bachelor of Arts in Industrial Design, weiter geführt. Dominik studierte an der FH in Pforzheim, an der Hochschule für Gestaltung, Technik und Wirtschaft. Er hat sein Studium als Jahrgangsbester abgeschlossen. „Da weiß man, von wem er es hat“, sagt sein Vater Andreas Greis mit stolzem Unterton.
Immer wieder kehrte Adolf Greis in seinen Bildern nach thematischen und stilistischen Ausflügen zu Landschaften, Stillleben und religiösen Motiven in Öl, Kasein, Aquarell und Seidenmalerei zu seiner eigenen Welt der Zirkusmalerei, mit der er bei Schaustellern auf der ganzen Welt bekannt war, zurück.
Seine künstlerischen Arbeiten umfassten auch Sgraffitos, wie zum Beispiel die bekannte Sonnenuhr auf der Insel Reichenau neben dem Münster.