Er erhielt die Mail am Mittwochabend, jedoch hatte er sich da schon aus dem Netz verabschiedet. Am Donnerstag – morgens um 7 Uhr – nahm er Notiz davon, und die Information hinterließ bei ihm viele Fragen. Vor allem erschloss sich ihm nicht, wie er den Impftermin in Freiburg am Samstag in einem Zeitfenster von 15 bis 16.15 Uhr überhaupt wahrnehmen könnte.

Viel Zeit zum Nachdenken blieb Ulrich Reiser aber nicht. In dem Schreiben des Konstanzer Impfzentrums wurde ihm mitgeteilt, dass wegen der Begrenzung der frei gewordenen Impfdosen eine Anmeldung auf einer Internet-Plattform erforderlich sei. Die Berücksichtigung der Impf-Kandidaten erfolge nach dem Zeitpunkt der Registrierung.

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Um bei diesem Windhundprinzip zum Zuge zu kommen, war‘s für den 81-Jährigen am Donnerstagsmorgen höchste Eisenbahn – als Anmeldefrist ist in dem Schreiben der Donnerstag, 18. März, 14 Uhr angegeben. Danach, so steht‘s geschrieben, erfolge entweder eine Terminbestätigung oder die Absage mit weiteren Details bis spätestens Freitag, 19. März, um 15 Uhr. „Leider ist da nichts angekommen“, teilte Ulrich Reiser am Freitagnachmittag (nach 15 Uhr) mit.

Bei einer erfolgreichen Anmeldung hätte Ulrich Reiser allerdings vor weiteren, für ihn nur schwer zu bewältigenden Herausforderungen gestanden. „Man kann doch nicht von einem über 80-Jährigen derart kurzfristig eine Fahrt von Konstanz nach Freiburg verlangen“, empört er sich. Er weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass er nach einer erfolgreichen Krebstherapie zur Risikogruppe gehört und deswegen nur ungern mit dem Zug gefahren wäre.

Außerdem ist er nicht gerade gut zu Fuß – Ende des Monats steht ihm eine Knie-Operation bevor. Ulrich Reiser wäre also auf einen Chauffeur angewiesen gewesen, aber nicht jeder verfüge über eine solche Möglichkeit. „Wie soll das gehen“, fragt er, „wenn man am Freitagnachmittag in Konstanz erfährt, dass man am nächsten Tag zu einer festgelegten Zeit in Freiburg zur Impfung erscheinen muss.“

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Die Möglichkeiten vieler Menschen – insbesondere von älteren Personen – würden ferner dadurch überschätzt, weil mit der Erstimpfung auch die Zweitimpfung in Freiburg zu erfolgen hat.

Jens Bittermann als Leiter des Kreisimpfzentrums dagegen ist prinzipiell erst einmal froh über die Kooperation mit dem Impfzentrum in Freiburg, er wollte die Möglichkeit einer spontan sich ergebenden Impfmöglichkeit auf jeden Fall wahrnehmen.

Jens Bittermann
Jens Bittermann | Bild: Landratsamt Konstanz

Dabei habe es sich lediglich um ein zusätzliches Angebot gehandelt, durch das die auf der Konstanzer Warteliste befindlichen Impfwilligen schneller an die Reihe kommen könnten. Er verweist darauf, dass dies in dem Anschreiben so auch klar formuliert sei.

Auswirkungen auf den Status auf der Warteliste hat der Verzicht auf das jetzige Zusatzangebot nicht. Auf dieser Liste, die sich das Impfzentrum des Landkreises Konstanz eigens vom Land angefordert habe, befinden sich die Namen beziehungsweise Kontaktdaten von rund 4500 Personen. Diese würden derzeit chronologisch telefonisch kontaktiert, um so die Impftermine zu koordinieren. Laut Jens Bittermann wurde die Liste inzwischen zur Hälfte abgearbeitet.

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Alle Planung freilich sei vergeblich, wenn der Impfstoff fehle. So habe die Verunsicherung bei Astrazeneca und der zwischenzeitliche Stopp bei der Verimpfung des Vaxins zu einer entsprechenden Stilllegung des Buchungssystems bei der Registrierung geführt. Vor diesem Hintergrund schätzt sich Jens Bittermann glücklich, dass er durch die Kooperation mit dem Impfzentrum Freiburg die dort freien Kontingente anbieten konnte.