Kompakt erstellte Häuser aus Holz und Recycle-Stahl mit Laubengängen, die locker auf einer rechteckigen Fläche angeordnet sind und in der Mitte einen begrünten Innenhof mit Gemeinschafts-Gewächshaus bieten: Das sind die Pläne für das neue Quartier an der Stein- und Gottfried-Keller-Straße in Petershausen.

Diese Grafik zeigt, wie die Stadtbausteine im Quartier angeordnet werden sollen.
Diese Grafik zeigt, wie die Stadtbausteine im Quartier angeordnet werden sollen. | Bild: Steimle Architekten BDA

Bei einem Wettbewerb reichten 18 Architekten- und Landschaftsbüros ihre Ideen ein. Auf dem ersten Platz landeten das Büro Steimle Architekten aus Stuttgart/Überlingen mit Planstatt Senner aus Überlingen. Die Planer machten sich viele Gedanken zum Wohnen der Zukunft. Durch die kleinteilige Anordnung der Häuser, die sie Stadtbausteine nennen, soll genug kühle Luft ins Quartier fließen können.

So soll das neue Quartier in Petershausen aussehen

Balkone werden als „grüne Zimmer“ bezeichnet, außerdem können die künftigen Bewohner in einem gemeinsamen Gewächshaus Gemüse und Obst anbauen. Ein Regenwasserkonzept, begrünte Dächer und viele Pflanzen sollen das Stadtklima verbessern.

Balkone an den Stadtbausteinen werden als Erweiterung der Wohnungen um ein „grünes Zimmer“ verstanden. Alle ...
Balkone an den Stadtbausteinen werden als Erweiterung der Wohnungen um ein „grünes Zimmer“ verstanden. Alle Erdgeschoss-Wohnungen erhalten private Terrassen und kleine Gärten. | Bild: Steimle Architekten BDA / Visualisierung: VIZE architectural rendering

Die Autos werden durch eine Quartiersgarage von der Steinstraße abgefangen und eine Spielstraße in der Siedlung soll Raum für nachbarschaftliche Aktivitäten und ein Café bieten. Diese Stadtbausteine mit rund 110 neuen Wohnungen werden drei Häuserzeilen ersetzen, die fast 70 Jahre alt sind und der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) gehören.

So genannte Laubengänge bieten zusätzliche Fläche und Raum für Begegnungen unter Nachbarn.
So genannte Laubengänge bieten zusätzliche Fläche und Raum für Begegnungen unter Nachbarn. | Bild: Steimle Architekten BDA / Visualisierung: VIZE architectural rendering

Die Ankündigung, dass diese Häuser (Gebäude A-C) mit insgesamt 80 Wohnungen abgerissen werden, hatte die Mieter zunächst verunsichert. Sie fürchteten, dass durch Neubauten Mieterhöhungen auf sie zukommen würden. Doch diese Frage ist inzwischen geklärt: Auf einem freien Grundstück neben den Stadtbausteinen wird zusätzlich ein Gebäuderiegel erstellt, der Haus D genannt wird.

Laut BimA sollen die Wohnungen sollen bezahlbar bleiben

Hier entstehen 45 günstige Wohnungen, die zunächst ausschließlich den Mietern der abzureißenden Häuser A-C angeboten werden. Dies versicherte Thorsten Grützner, Pressesprecher der BImA. Baubeginn für Haus D sei noch in diesem Frühjahr. Was aber passiert mit den übrigen Bewohnern der Riegel A-C?

„Von den 80 Einheiten stehen drei stark sanierungsbedürftige Wohnungen bereits leer und 24 befristete Mietverträge werden bis Ende 2024 regulär enden“, erläutert Grützner. Die 53 Mieter mit unbefristeten Mietverträgen kommen in Haus D und in weiteren bundeseigenen Gebäuden im nahen Umfeld unter.

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Baubeginn für Haus D sollte ursprünglich zwischen Oktober und Dezember 2022 sein, doch der Krieg in der Ukraine und die gestiegenen Baustoffpreise „erforderten Anpassungen für die europaweite Ausschreibung, wodurch sich die Beauftragung des Totalunternehmers verzögerte“, teilt Thorsten Grützner auf Nachfrage mit. Mit der Fertigstellung von Haus D rechnet er derzeit im Jahr 2025. Danach können Mieter der Häuser A-C dorthin umziehen und ihre alten Wohnungen werden abgerissen.

Bild 4: In Petershausen entsteht neuer Wohnraum – dafür werden drei alte Häuserriegel abgerissen
Bild: Ute Schönlein

„10 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche im Monat, nettokalt“

Die BImA möchte die neuen Wohnungen in Haus D selbst verwalten und vermieten, und zwar zu einem vergleichsweise günstigen Preis. Ziel der BimA sei es, bezahlbaren Wohnraum in zeitgemäßer Qualität anzubieten, so Grützner. Die BimA orientiere sich grundsätzlich am unteren Ende der ortsüblichen Vergleichsmieten.

„Momentan hat die BImA im Rahmen der Wohnungsfürsorge des Bundes einen Mietendeckel von 10 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche im Monat, nettokalt“, sagt er. Diese Tatsache und ein regelmäßiger Austausch mit den Bestandsmietern hätten dafür gesorgt, dass den Mietern die Ängste und Sorgen genommen wurden.

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„Auch an der Preisgerichtssitzung des städtebaulichen Wettbewerbs im Oktober 2022 nahmen drei Anwohnervertreter als Gäste teil. So konnte Vorbehalten gegenüber den Entscheidungsprozessen begegnet werden“, sagt Thorsten Grützner. Zum Spatenstich für Haus D Ende Januar 2023 seien die Mieter ebenfalls eingeladen gewesen, rund 30 Mieter hätten teilgenommen.

„Die Resonanz auf die geplanten barrierearmen und bezahlbaren Wohnungen mit Aufzug war positiv“, so der Pressesprecher. „Diese Transparenz über die einzelnen Entwicklungsschritte und der unmittelbare Austausch mit den Anwohnern ist uns weiterhin ein Anliegen. Damit möchte die BImA potenzielle Verunsicherungen vermeiden.“