Die grenzüberschreitende S-Bahn (Agglo-S-Bahn) mit einem neuen Haltepunkt am Sternenplatz war schon vor dem Aus: Der Nutzen des deutsch-schweizerischen Projekts im Verhältnis zu den Kosten, setzte eine Analyse als so niedrig an, dass in Deutschland keine Fördermittel zu erwarten waren. Doch jetzt gibt es Zweifel, weil neue Kriterien, wie der Klimaschutz und das Anwachsen der Bevölkerung, noch gar nicht berücksichtigt waren. Ist doch alles ganz anders?

Lohnt sich der Haltepunkt doch?

Es gibt Hinweise, dass der neue Haltepunkt so viel mehr Fahrgäste bringt, und den Bahnhof in Konstanz so entlastet, dass er sich doch lohnt. „Es gibt einen Funken der Hoffnung“, sagt Stephan Fischer, Verkehrsplaner der Stadt Konstanz und Vertreter des Vereins Agglomeration Konstanz-Kreuzlingen. Dieser hatte die Studie in Auftrag gegeben. Der Technische Ausschuss des Kreistages und der des Gemeinderats der Stadt Konstanz greifen nun nach diesem Strohhalm.

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Beide Gremien stimmten dafür, die Untersuchung, die erst im Jahr 2020 in Auftrag gegeben wurde, zu aktualisieren, und dabei die heute geltenden Kriterien einzubeziehen. Sie empfehlen, für die Kosten von jeweils bis zu 25.000 Euro als deutschen Anteil aufzukommen. Der maximale Gesamtbetrag liegt bei 100.000 Euro. Die Abrechnung soll nach den tatsächlichen Aufwendungen erfolgen. Im Kreis wie in der Stadt war das noch nicht die Entscheidung, sondern eine erste Weichenstellung. Im Kreistag wurde ausdrücklich festgestellt, dass sich keine weiteren Verpflichtungen des Landkreises für Folgeinvestitionen ableiten lassen.

Die Untersuchung und teilweise auch das Projekt werden im Kreistag und im Gemeinderat befürwortet, Kritik aber gab es am Verfahren. Wie könne es sein, dass die bisherige Studie die neuen Kriterien, auch wenn sie formal noch nicht galten, nicht wenigstens berücksichtigt hat? Stephan Fischer räumte ein, dass ausdrücklich die damals geltenden und heute veralteten Maßgaben für die Studie vereinbart waren. Landrat Zeno Danner forderte dazu auf, über die Kosten mit den Gutachtern nochmals zu verhandeln.

150 Millionen Euro Investitionskosten

„Wir wollen wissen, gehen wir weiter oder nicht?“, fasste Stephan Fischer zum Projekt Agglo-S-Bahn zusammen. Die Summen, die im Raum stehen, sind gigantisch. Die Rede ist von bis zu 150 Millionen Euro an Investitionskosten allein auf deutscher Seite. Klar ist, dass diese nur zu stemmen wären, wenn es vom deutschen Bund ordentlich Zuschüsse gibt.

Das Projekt ließe sich in verschiedene Etappen aufteilen. Schon im Jahr 2019 hatte sich eine Machbarkeitsstudie mit der Agglo-S-Bahn beschäftigt. Die Stadt sieht diese als „Rückgrat“ und eine der wichtigsten Maßnahmen an, um den grenzüberschreitenden Pendlerverkehr vom Auto auf öffentliche Verkehrsmittel zu verlagern. Jeden Tag fahren rund 20.000 Menschen aus der deutschen Bodenseeregion in die Schweiz, um dort zu arbeiten. Rund die Hälfte kommt aus Konstanz.

In der jüngsten Studie, die jetzt überarbeitet werden soll, wurden fünf Ausbauvarianten untersucht. Angenommen wurde, dass der geplante Zug zwischen Basel, Konstanz und St. Gallen alle halbe Stunde fährt. Die Untersuchungen umfassten: einen neuen S-Bahn-Halt am Sternenplatz, die Verlängerung des Seehas bis Münsterlingen, eine halbstündige S-Bahn von Radolfzell oder Allensbach nach Weinfelden.

Neue Umsteigepunkt von Bahn auf Bus

Um richtig Raum zu schaffen für neue Verbindungen müssten die Rheinquerung, der neue Haltepunkt und die Strecke bis zum Bahnhof Petershausen zweigleisig ausgebaut werden. Das wäre aber sehr teuer. Eine erste Etappe wäre ein neuer Bahnhalt am Sternenplatz, der sich auch eingleisig verwirklichen ließe. Mit diesem könnte vor der Altstadt ein neuer Umsteigepunkt von der Bahn auf die Busse entstehen.

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Doch es gibt auch kritische Stimmen. FDP-Kreisrat Georg Geiger, der sich in Konstanz für den Ausbau des Bahnverkehrs in die Schweiz einsetzt, stellt die Frage, ob es sinnvoll ist, 300 Meter vor dem Bahnhof in Petershausen einen zusätzlichen Halt zu installieren. „Wir unterstützen das Gutachten. Ich glaube, das Thema hat sich dann erledigt.“ Ganz anders sieht das Nina Röckelein, Kreisrätin der Grünen. „Wir machen das doch nicht, um das Projekt zu beerdigen.“ Sie geht davon aus, dass die Überarbeitung der Studie zeigt, welches Potenzial die Agglo-S-Bahn hätte. „Es gibt die Bereitschaft, nochmals in die Tasche zu greifen“, stellte Landrat Zeno Danner fest.

Über die Frage, ob Konstanz einen S-Bahn-Haltepunkt am Sternenplatz bekommen soll, wird schon seit Jahren diskutiert. In den Unterlagen für den Technischen Ausschuss des Konstanzer Gemeinderats stehen Zahlen, aus denen sich lesen lässt, wie sehr der neue Haltepunkt die Infrastruktur des öffentlichen Nahverkehrs in Konstanz verändern könnte. Demnach würden im Jahr 75.000 Fahrten mehr erzeugt. In einer Machbarkeitsstudie aus dem Jahr 2019 empfehlen die Gutachter das Vorgehen in Etappen, um den grenzüberschreitenden Nahverkehr zu verbessern.