Auf dem Display der Windschutzscheibe stellen sich die Neuen der Stadtwerke selbst vor: „Psst... Ich bin ein E-Bus“ teilen sie den Fahrgästen mit. Wäre ja schade, wenn niemand merkt, dass sich hier Zeiten und Antriebsarten geändert haben.
Einstieg in die Linie 6 an der Haltestelle Markgrafenstraße. Der Bus ist nicht überfüllt. Gleich auf den ersten Metern merkt jeder Fahrgast: Den Verkehrslärm gibt‘s jetzt anderswo. Man vernimmt das leise Sirren der Ventilators, der die Batterie kühlt. Sonst hört man nicht viel – als ob sich auch die Fahrgäste an das freundliche E-Schweigen anpassen wollten.
Wie viele E-Busse unterwegs sind
Mit sechs E-Bussen sind die Stadtwerke in den Austausch der Flotte des Roten Arnolds eingestiegen. Sie fahren auf den Linien 6 und 14. Anträge für Fördermittel für 23 weitere E-Busse sind bereits gestellt, wie Christopher Pape, Sprecher der Stadtwerke, auf Nachfrage berichtet. Das Ziel ist, bis 2035 in Konstanzer Bussen nur noch elektrisch unterwegs zu sein.
Was noch erreicht werden soll
Bis 2035 soll die Elektrifizierung abgeschlossen sein, schreibt Pape. Ziel sei es, nicht nur die Klimabilanz der Busse zu verbessern, sondern auch den Lärmschutz in Konstanz. Denn nicht nur im Bus, sondern auch auf den Straßen ist es dank E-Antrieb deutlich leiser. Das hören insbesondere Menschen, die an Bushaltestellen wollen. Da fällt plötzlich das Geräusch der hochdrehenden Bus-Dieselmotoren beim Anfahren weg.
Wie die Klimabilanz ausfällt
Die sechs Elektrobusse fahren täglich 1.340 Kilometer, bei einem dieselbetriebenen Bus ist mit einem Verbrauch von 44 Litern pro 100 Kilometer zu rechnen, erläutert Pape. Jeder E-Bus spart pro Tag also etwa 90 Liter Treibstoff. Dadurch werden durch die jetzt beschafften Busse pro Jahr mehr als 300 Tonnen CO2 eingespart.
Und wie geht es den Fahrern?
Sergej Zubar ist seit vier Jahren bei den Stadtwerken als Busfahrer angestellt und erläutert, wie sich der Umstieg auf die E-Busse gestaltete. Einen Tag lang wurden bei den Stadtwerken alle Busfahrer geschult, um mit den neuen E-Bussen fahren zu können. Ein paar Handgriffe unterschieden sich bereits beim Start, sagt Zubar. So müsse er darauf achten, das Netzkabel des Busses erst im letzten Moment abzuziehen, damit kein Batteriestrom verschwendet werde. Jeden Abend werden die Busse im Fuhrpark der Stadtwerke aufgeladen. Die Reichweite sei für den Stadtverkehr absolut genügend: Bis zu 350 Kilometer weit kämen die Busse mit einer Aufladung – das sei völlig ausreichend.

Auch im Fahren gebe es deutliche Unterschiede: „Wie ein E-Auto beschleunigt auch der E-Bus schneller als ein Diesel- oder Benzinfahrzeug“, erläutert Zubar – und schmunzelt: „Es macht also schon Spaß, den E-Bus zu fahren.“ Auch sonst könne man E-Busse geschmeidiger fahren: Sie rollen länger aus, vorausschauendes Fahren sei besonders wichtig.
Gerade in den ersten Wochen fallen die E-Busse Passanten und den Fahrgästen auf. Von Passanten nehme er erstaunte Blicke wahr, weil die Busse so leise seien, glaubt Zubar. Manch ein Fahrgast komme zu ihm an die Fahrertür, um ein wenig über die Technik zu fachsimpeln. „Es gibt viel Lob für die angenehm leisen Busse“.
„Sie fahren ruhiger und geschmeidiger“
Auch auf der Linie 6 Richtung Innenstadt gibt es Anerkennung für die neuen Fahrzeuge: „Sie fahren ruhiger und etwas geschmeidiger“, sagt Markus Hain, der sein Auto zur Reparatur gebracht hat und nun den Bus zurück in die Innenstadt nimmt.

Auch Bianca Kocsics, die auf der Linie 6 regelmäßig von der Line-Eid-Straße bis zum Sternenplatz fährt, ist ebenfalls von den E-Bussen überzeugt: „Es passt zu unserer Zeit, dass E-Busse eingesetzt werden, das ist ökologisch sinnvoll. Und wir sind eine der ersten Städte, die sie einsetzt, oder?“ Außerdem seien sie leiser und angenehmer.

Mahdi Elsagher sieht die E-Busse ebenfalls als Beitrag zum Klimaschutz. Er fährt an diesem Nachmittag zum Baden von der Altstadt Richtung Stromeyersdorf. „Man hört die Busse fast nicht“, sagt er, „das ist sehr angenehm.“

Und der Busfahrer? Er hatte sich ja schon geäußert zum E-Fahrgefühl. Doch dann fällt ihm ein, dass neue Dinge immer anziehend sind, aber auch eine alte Liebe ihren großen Wert hat: „Aber die alten Dieselfahrzeuge mag ich auch“, sagt Sergej Zubar.