Konstanz hat erstmals die Marke von 87.000 Einwohnern überschritten. Wie die Stadtverwaltung mitteilte, waren am 31. Dezember 2022 genau 87.355 Menschen mit Hauptwohnsitz in der größten Stadt am Bodensee gemeldet. Das ist ein Plus von 1191 beziehungsweise 1,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Dazu kommen noch etwa rund 1200 Teil-Konstanzer, sprich Menschen, die hier ihren Nebenwohnsitz haben.
Zu Beginn der 2010er-Jahre lag die Konzilstadt noch um die 80.000er-Marke herum. Als Anfang 1971 der heutige Oberbürgermeister Uli Burchardt geboren wurde, hatte Konstanz gar nur rund 61.000 Einwohner – ohne die später eingemeindeten Orte Litzelstetten, Dettingen-Wallhausen und Dingelsdorf.

Besonders die Jungen kommen gern
Bestimmt wird die Einwohnerentwicklung in der Universitätsstadt laut Anja Fuchs von der Pressestelle der Stadt von der Altersgruppe der 18- bis unter 25-Jährigen. Diese machen die Hälfte aller Zuzüge aus. Im vergangenen Jahr war bei den jungen Erwachsenen ein Wanderungsgewinn von 1168 zu verzeichnen. Über alle Alter hinweg liegt das Ergebnis bei 1438 mehr Zu- als Wegzügen.
Dass weniger Menschen aus Konstanz wegwollen und mehr hierher, ist ein Trend, der schon seit Jahren anhält – mit einer Ausnahme im ersten Coronajahr 2020. Welche Gründe Einwohner der größten Stadt am Bodensee dazu bewegen, Konstanz zu verlassen, lesen Sie übrigens unter www.sk.de/11350251.
Ukraine-Krieg bringt Menschen her
Der jüngste Einwohnerzuwachs resultiert aber vor allem auch aus einer Tragödie: dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine. Entsprechend kommen zahlreiche Menschen aus dem Kriegsland in der Konzilstadt an. Ende 2022 lebten in Konstanz 1320 Ukrainer, 1191 mehr (467 Prozent) als im Vorjahr. Damit haben knapp 40 Prozent aller 2022 in Konstanz Zugezogenen die ukrainische Staatsangehörigkeit.
Doch Konstanz wäre auch ohne diese Zuwanderung gewachsen, betont Fuchs. Allerdings in deutlich geringerem Umfang: Rechnet man die Ukrainer aus der Wanderungsstatistik raus, ergibt sich ein Gewinn von 325. Das liegt leicht unter dem 2021er-Niveau.
Rekordtief bei Geburten verzeichnet
Ohne den Zuwachs von außen könnten die bereits hier lebenden Konstanzer ihre Zahl nicht steigern – ja, sie würde sogar leicht fallen. Denn 2022 wurden mit 706 die wenigsten Kinder seit sieben Jahren geboren. Gleichzeitig sind 946 Konstanzer gestorben. Überdurchschnittlich viele Sterbefälle wiesen dabei der Juli und Dezember mit 93 beziehungsweise 125 auf.
Das war laut Statistischem Bundesamt ein deutschlandweiter Trend – wobei im ersten Fall die Hitze, im zweiten die hohe Zahl an Atemwegserkrankungen zu den Hauptursachen zählten. Besonders bei den über 80-Jährigen stieg die Zahl der Sterbefälle in Konstanz deutlich: Auf 1000 Einwohner dieser Altersgruppe kamen 102 Menschen, die gestorben sind.
Der Ausländeranteil wächst weiter
2022 lebten rund 15.300 Menschen aus dem Ausland in der Konzilstadt. Vertreten waren dabei mehr als 40 Staatsangehörigkeiten. Konstanz hat damit einen Ausländeranteil von 17,5 Prozent. 2021 lag er laut städtischen Statistikern noch bei 16,2, fünf Jahre davor bei 14,9 Prozent. Fast 55 Prozent der Ausländer wohnen seit mindestens fünf Jahren hier.
Die stärkste Gruppe unter ihnen sind nach wie vor die Italiener: Sie stellen zwölf Prozent aller Konstanzer Einwohner mit Wurzeln im Ausland. Die Ukrainer, die bis 2021 noch keine große Rolle spielten, kommen mittlerweile auf neun Prozent. Auf Platz 3 liegen die Menschen aus Kroatien mit sieben Prozent.
Wird Konstanz 2040 eine Großstadt?
Rund 7100 neue Wohnungen sollen nach einer Berechnung der Stadt von 2023 bis 2040 in Konstanz und den Teilorten entstehen, unter anderem am Hafner. Nach empirischen Erkenntnissen des Forschungs- und Beratungsinstitutes Empirica führt Knappheit auf dem Wohnungsmarkt in erster Linie zu erhöhten Fortzügen von Haushalten in das Umland und erst danach zu geringeren Zuzügen nach Konstanz. Vermehrtes Bauen verhindert also vor allem, dass Menschen weggehen.

Im Jahr 2040 könnte die 100.000er-Marke dann laut Empirica-Prognose mit 99.937 fast geknackt werden. Überschreitet Konstanz diese Linie, würde es den Status einer kleinen Großstadt und deshalb unter anderem mehr Geld pro Kopf als pauschale Zuwendung vom Land erhalten. Nämlich 1904 statt wie bisher 1764 Euro.