Aktuell liegen erst die Zahlen bis einschließlich Oktober 2022 vor. Aber jetzt schon kann Eric Thiel, Marketing der Tourismus Konstanz GmbH (MTK) vermelden: „Wir steuern auf ein neues Rekordjahr zu!“ Zwischen Januar und Oktober 2022 übernachteten 946.123 Urlauber in der Bodenseemetropole.
Im Vergleichszeitraum des bisherigen Rekordjahrs 2019 waren es lediglich 839.357 Übernachtungsgäste, wobei die Zahl bis zum Jahresende 2019 auf 952.119 anstieg. Wenn alle Zahlen aus dem Jahr 2022 dann vorliegen, könnte es also gut sein, dass mehr als eine Million Menschen die Stadt besucht haben.
Und weitere erfreuliche Neuigkeiten für die Konstanzer Tourismusbranche lassen sich aus den bisherigen Zahlen herauslesen: Nicht nur die Zahl der Gäste ist gestiegen, sie verweilen 2022 auch länger in der größten Stadt am Bodensee als im Vergleichszeitraum vor Corona.
Ein bisschen stolz ist Thiel schon, denn: „2022 war ein erfolgreiches, aber auch sehr turbulentes Jahr mit großen Herausforderungen“, wobei Thiel besonders den Personalmangel in Hotellerie und Gastronomie hervorhebt. „Ich habe noch nie so viele Direktoren selbst hinter der Rezeption stehen sehen“, bekennt er.
Was sind die Gründe für den Erfolg?
„Es sind verschiedene Faktoren. Zum einen haben wir mehr Kapazität an Hotelbetten“, stellt Eric Thiel fest. Seit Juni 2022 ist das neue Hotel „Alte Post“ im Gebäude der Sparkasse Bodensee am Start, zum anderen habe sich „Hampton by Hilton Konstanz, ein großes Ding mit etwa 330 Betten“ erfolgreich am Markt etabliert.
Dieses Hotel in der Reichenaustraße bringe Konstanz einen Mehrwert in Sachen Öffentlichkeitsarbeit, denn es handle sich um einen weltweit agierenden Konzern, der die Destination Konstanz international publik mache. Wichtig für den Erfolg sei jedoch der Mix an Beherbergungsbetrieben – von privatgeführten Familienbetrieben, mittelständischen Unternehmen und Ketten. „Dieser Mix hat uns gut durch die Krise gebracht“, ist Eric Thiel überzeugt.

Nicht zu vergessen sei: Die MTK habe auch während der Pandemie nie die Arbeit eingestellt oder auf Pause gedrückt, sondern „in der Kommunikation Gas gegeben“, damit Konstanz im Gespräch bleibe. „Ich komme aus dem Marathon: Wer stehen bleibt, verliert“, so Thiel. „Man kann die Flowerballs [Blumenbälle, Anm.d.Red] sehen wie man will. Aber das hatte keine andere Stadt, und wir waren damit im Gespräch.“
Ohne Großveranstaltungen keine Erfolge
Unverzichtbar für das Wohl und Wehe einer Stadt – gerade in Krisenzeiten – seien Großveranstaltungen. Mit Festivals, Open-Air-Konzerten, Internationaler Bodenseewoche und Seenachtfest habe Konstanz im vergangenen Jahr wieder punkten können. „Wir brauchen Großveranstaltungen, denn nur so können wir überregional die Aufmerksamkeit auf uns lenken“, so Thiel.
Er gibt ein Beispiel. Vierzehn Tage habe es im September durchgeregnet, was einen harten Einbruch für die Campingplätze bedeutet habe. Die ausverkauften Konzerte der Ärzte und der Toten Hosen hätten aber für einen gewissen Ausgleich gesorgt. „Das hat Mehrwert gebracht“, stellt Eric Thiel fest. Und davon würden alle profitieren, direkt und indirekt.
„Wir brauchen Veranstaltungen und Veranstalter brauchen Veranstaltungsflächen, wie Klein Venedig und das Bodenseestadion“, sagt Eric Thiel in aller Deutlichkeit. Nur so könne Konstanz seiner wichtige Funktion als Oberzentrum gerecht werden.
Eben solchen Mehrwert brauche es, um Gäste nach Konstanz zu locken, denn: „Der Wettbewerb wird härter. Wenn wir uns nicht strecken, werden wir international nicht mithalten können“, ist Eric Thiel überzeugt. Für Konstanz könnte es schwieriger werden, da ab April eine Bettensteuer erhoben wird, die es in der Umgebung nicht gibt. Was sagt der Tourismusfachmann dazu? „Es ist eine politische Entscheidung. Wie sie sich auswirken wird, kann ich zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen“, so Thiel.
In diesem Jahr werde voraussichtlich auch das neue Hotel Niu direkt neben Hampton by Hilton eröffnen, womit sich die Bettenkapazitäten weiter erhöhen. Die Folge: „Der Kuchen muss größer werden, damit es für alle reicht. Das heißt: Wir müssen attraktive Reiseanlässe bieten. Zurücklehnen ist nicht“, nennt Thiel eine Herausforderung. Der Tourismus habe Konstanz ein Stück weit gerettet, denn er sei ein wesentlicher Wirtschaftsfaktor.
„Die zusätzliche Kaufkraft hat die Innenstadt durch die Corona-Zeit gebracht. Ohne die Gäste hätten wir deutlich mehr Leerstände“, wertet Thiel. Aber er sagt auch, dass an der Krisenfähigkeit der Stadt gearbeitet werden müsse, denn die Auswirkungen der Pandemie habe deutlich gemacht: „Wir sind verletzbar“, so Thiel. Schließlich sei die Nachfrage in der Krise total eingebrochen. „Das war eine neue, sehr harte Erfahrung.“
Welche Anreize werden geschaffen?
Als Allererstes sagt Philipp Weltin, Bereichsleiter Tourismus: „Wir freuen uns, dass die Fasnacht wieder planmäßig an den Start gehen kann.“ In Erinnerung an das vergangene Jahr, als – Corona zum Trotz – tausende maskiert auf den Straßen feierten, fügt er an: „Fasnacht kann man einfach nicht unterbinden.“ Fasnacht sei eine integratives Großereignis, das Fans auch außerhalb der Gemarkungsgrenze habe.
Dann gehe es in diesem Jahr um ein frech-frivoles Aushängeschild. Sie hat bei ihrer Enthüllung polarisiert. Und zu ihrem 30. Geburtstag dürfe es auch ein bisschen frech werden, finden die beiden Tourismusfachleute. Wovon sie sprechen: Die Imperia wird 30 Jahre alt. „Heute ist sie das meist fotografierte Wahrzeichen von Konstanz“, so Philipp Weltin, der kess formuliert: „New York hat die Freiheitsstatue, Konstanz die Imperia.“ Nicht nur ein Buch werde anlässlich dieses Geburtstags veröffentlicht.
Zudem werde 40 Jahre Bodenseeradweg gefeiert und am letzten Aprilwochenende findet direkt im Konstanzer Trichter die 50. Flottensternfahrt mitsamt Hafenfest ihren Höhepunkt. Auf die Wiedereröffnung der Marienschlucht freut sich Philipp Weltin besonders, denn der Wanderweg sei bei Einheimischen und Touristen gleichermaßen beliebt.