Die Stimmung bei den Konstanzer Wirten ist grundsätzlich positiv. „Wir freuen uns, dass langsam das Leben zurückkehrt in die Stadt“, sagt Markus Schweizer, zusammen mit Günter Thoma Geschäftsführer der Hafenhalle mit Biergarten und Restaurant. „Wir sind wirklich dankbar, dass wir im Biergarten seit Montag nicht mehr unsere Gäste nach den drei Gs kontrollieren müssen.“

Die drei Gs – getestet oder genesen oder geimpft. Die Verordnung sieht vor, dass der Außenbereich wieder bewirtet werden darf, wenn die Inzidenz fünf Tage unter 35 lag – was am Montag erreicht war. „Diese Überprüfung war zum Teil ein Drama“, berichtet Markus Schweizer. „Dafür mussten wir extra einen Security-Dienst einstellen, da wir ja sowieso zu wenig Mitarbeiter im Service haben.“

50 Prozent weniger Personal

In der Hafenhalle arbeiten derzeit rund 25 Personen, wie der Geschäftsführer erzählt. „Das sind 50 Prozent weniger als sonst zu der Zeit.“ Der Grund für den Schwund: „Viele sind zum Beispiel in die Schweiz gegangen, weil dort schon früher geöffnet wurde und weil dort mehr bezahlt werden kann.“

Nicht nur die Hafenhalle sucht dringend Mitarbeiter für die Sommersaison.
Nicht nur die Hafenhalle sucht dringend Mitarbeiter für die Sommersaison. | Bild: Schuler, Andreas

Bis zum Sommer hofft Markus Schweizer, dass er wieder auf die normale Anzahl von Personal kommt – in den Monaten Juli, August und September, also den Monaten mit dem meisten Betrieb, sind es rund 150 Mitarbeiter; zahlreiche Studenten und Schüler – aber auch perfekt geschultes Personal im Service und in der Küche.

„Wenn das Gerüst mit den Profis stimmt, dann können wir super mit den Aushilfen arbeiten.“ Derzeit fehlen noch zwei Profis in der Küche – die, die vor dem Lockdown in der Hafenhalle arbeiteten, haben nun bei einem Supermarkt Verträge unterschrieben.

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Die Hafenhalle sucht derzeit auf allen Kanälen nach Mitarbeitern und Aushilfen. Damit die aktuellen bei Laune bleiben, haben die Geschäftsführer die Bedingungen angepasst. „Derzeit fahren wir einen Ein-Schicht-Betrieb“, erklärt Markus Schweizer. „Wir öffnen erst um 12 Uhr und nehmen um 19.30 Uhr die letzten Bestellungen auf. Anders geht es nicht.“ Trotz aller Probleme beteuert er: „Wir haben nach wie vor einen Wahnsinnsspaß mit der Arbeit und freuen uns auf einen hoffentlich tollen Sommer.“

Stefan Müller.
Stefan Müller. | Bild: Schuler, Andreas

Ein paar Meter weiter sitzt Stefan Müller an einem Tisch seines Restaurants Steg 4 und genießt die kurze Pause bei Sonnenschein und einem Espresso. „Pfingsten war schon mal gut“, sagt der umtriebige Gastronom, der neben seinen Restaurants Steg 4 und Hafenmeisterei nun auch die Gastronomie der Bodenseeschiffsbetriebe BSB übernommen hat und bald ein weiteres Haus eröffnen möchte. „Seit die Sonne scheint, kommen auch die Gäste.“

Stefan Müller vor der Hafenmeisterei. Er erwartet einen guten Sommer.
Stefan Müller vor der Hafenmeisterei. Er erwartet einen guten Sommer. | Bild: Schuler, Andreas

Obwohl er fast alle Stellen mit Aushilfen und Mitarbeitern besetzen konnte, klagt auch er über Probleme: „Wir hatten ja keine Möglichkeit, jemanden Probe arbeiten zu lassen oder direkte Vorstellungsgespräche zu führen“, sagt er. „Und überall ist es das gleiche: Viele sind in die Schweiz abgewandert.“ Rund 60 Prozent seiner Belegschaft war bereits 2020 bei ihm.

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Sowohl in der Hafenhalle als auch im Steg 4 oder in der Hafenmeisterei fanden in den vergangenen Wochen und Monaten städtische Kontrollen statt, ob die Regeln eingehalten wurden. „Man muss das echt loben“, so Stefan Müller. „Da waren ein Mediatorenteam unterwegs, die uns sehr kollegial und freundlich Tipps und Ratschläge gegeben und nicht gleich mit Strafen gedroht haben. Das war echt toll, das muss man auch mal feststellen.“

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Mandy Krüger vom Pressebüro der Stadt bestätigt Stefan Müllers Worte – kündigt aber auch an, dass zukünftig etwas genauer hingeschaut wird: „Der Kommunale Ordnungsdienst legt ein besonderes Augenmerk auf die Gastronomie – anfänglich durch Information und Aufklärung, jetzt durch Kontrolle“, schreibt sie auf SÜDKURIER-Anfrage. „Ebenso der Gemeindevollzugsdienst und die Mitarbeiter der Abteilung Öffentliche Sicherheit.“ Vereinzelte Verstöße seien mündlich verwarnt worden „und bei Nachkontrollen gab es keine Beanstandungen mehr“.

Geschäftsführer Achim Gretzmeier bestuhlt den Vorplatz des Weinglöckle.
Geschäftsführer Achim Gretzmeier bestuhlt den Vorplatz des Weinglöckle. | Bild: Schuler, Andreas

Achim Gretzmeier, Wirt des Weinglöckle, der Steinernen Kugel und des Ziegelhofs, hat zum 1. Juni alle seine Mitarbeiter aus der Kurzarbeit geholt – wenn sie nicht schon vorher wieder voll im Einsatz waren. „Wir sind total motiviert und schauen zuversichtlich nach vorne“, sagt er. „Der Ziegelhof ist schon seit Mai wieder geöffnet, die Kugel und das Glöckle seit Freitag vergangener Woche.“ Er wurde bisher noch nicht kontrolliert.

Achim Gretzmeier im Eingangsbereich des Weinglöckle.
Achim Gretzmeier im Eingangsbereich des Weinglöckle. | Bild: Schuler, Andreas
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„Im Glöckle und in der Kugel ist die Gästestruktur so, dass die meisten schon seit längerem zweimal geimpft sind. Wir haben da keinerlei Probleme.“ Ob er einen erneuten Lockdown geschäftlich überleben würde, bezweifelt er trotz aller Zuversicht. „Ich weiß nicht, ob ich dann nicht lieber dicht machen oder verpachten würde. Das ging schon an die Substanz. Aber jetzt freuen wir uns erstmal, dass es losgeht.“