In der Tiefgarage gibt es einen absperrbaren Platz mit Direktaufzug in die 300 Quadratmeter große Premiumsuite. Und in allen Gästezimmern können die Besucher künstlich erzeugte Bergluft atmen. Für Annehmlichkeiten wie diese zahlen sie pro Nacht 1000 Euro – mindestens.
Der Komplex, der das alles bieten soll und derzeit auf dem Büdingen-Gelände an der Konstanzer Seestraße emporwächst, will so gar nicht in die Zeit von hoher Inflation, Ukraine-Krieg, Energiekrise und andauernder Corona-Pandemie passen.

Die Investition liegt mit allem Drum und Dran bei rund 80 Millionen Euro. In dem Gesundheitshotel der Luxusklasse, über das seit Jahren gestritten wird, sollen in etwa zwei Jahren gut betuchte Besucher in 128 Zimmern übernachten können.
Beton-Unterbau für das Gesundheitshotel steht bereits
Noch sind aber nur die Betonbauten mit den Nischen für die Treppenhäuser, Aufzüge und die Technik zu sehen – und für die Versorgungsräume. Dazu gehören etwa Tiefgarage, Speisesaal mit Küche, Ärztezimmer, Bewegungs- und Therapieräume und die Wellnessoase mit Innen- und Außenbecken sowie Salzstation.

Der fotoscheue Schweizer Investor Hans Jürg Buff betont, er habe das Schwimmbad verschoben, um Bäume auf dem Gelände zu schützen – ihre Gefährdung ist einer der Kritikpunkte des Vereins Bürgerpark Büdingen, der das Projekt von Beginn an mit Kritik und Skepsis begleitete. Zudem hat Buff nach eigenen Angaben 225.000 Euro als Pfand hinterlegt. Bleiben die Bäume fünf Jahre lang gesund, bekomme er sein Geld wieder.
Im Oktober oder November erwartet er das Holz, mit dem wesentliche Teile des Gebäudes errichtet werden. Wie im Bebauungsplan festgelegt, soll es einen Weg durch den Park geben, den auch Passanten nutzen dürfen – der diskutierte Pavillon mit einem öffentlichen Café entfällt dagegen. „Der ist gestrichen, da es zu viel Polemik um den Standort und die Größe gab. Das hat mir die Freude am Pavillon genommen“, sagt der Unternehmer.
Von der Seestraße aus ist die Baustelle kaum zu sehen. Die Gebäude seien niedriger als die Kronen der mächtigsten Bäume im Gelände, betont Buff. Nach Angaben des Baumpflegers Arnold Matscher mussten für den Bau trotz allem 60 Bäume fallen. Andere seien gefällt worden, weil sie Schäden aufwiesen. Hans Jürg Buff geht davon aus, dass viel mehr Bäume erhalten geblieben wären, wäre es ihm erlaubt worden, stärker in die Höhe zu bauen.

Mehr als 200 Zimmer hätte er bauen dürfen. 128 sollen es nun tatsächlich sein, wie der Bauherr sagt. Bisher war immer von 114 berichtet worden. Dass die Stadt Abweichungen vom Bebauungsplan genehmigte, stieß ebenfalls auf Unmut von Anwohnern und des Vereins Bürgerpark Büdingen.
In jedem Zimmer kann Höhenluft simuliert werden
Buff ist nicht nur der Investor, er wird nach eigenen Angaben auch der Betreiber des Hotels sein. Er geht an eine Stelle mitten im künftigen Ressort: „Das ist mein kleines Büro, nur etwa zehn Quadratmeter.“ Die meiste Zeit stehe er schließlich den Gästen zur Verfügung.
Das Gesundheitshotel soll unter anderem auf die Entgiftung des Körpers, Analysen des Gangs und des Blutes spezialisiert sein und die gesundheitsfördernde Wirkung von Höhenluft einsetzen. Das Haus liege zwar am Bodensee und nicht in den Bergen, aber in jedem Zimmer könne Höhenluft simuliert werden, sagt Buff. Ein Arzt entscheide, ob der Gast sie über Nacht benötigt und welche Zusammensetzung empfehlenswert ist.

Die Besucher sollen mindestens eine Woche buchen, zu Kosten zwischen 7000 und 12.000 Euro, wie Buff auf Nachfrage sagt. Therapeutisch ideal wären drei Wochen. Buff geht davon aus, dass sich genügend Menschen finden, die sich das leisten können. Mit Blick auf die vielen Menschen, die etwas erben, sei ihm nicht bange, sagt er. Viele setzten das Geld ein, um ihre Gesundheit zu erhalten.
Photovoltaik und Rückgewinnung der Abwärme sollen dafür sorgen, dass auch die steigenden Energiekosten kein Problem für das Hotel werden.
Warum seine Wahl gerade auf Konstanz fiel? Buff antwortet ganz pragmatisch: „Es gab ein Grundstück im Park, das mit einem Hotel überbaut werden kann.“ Die Nähe zum Zürcher Flughafen sei ebenso praktisch wie die Aussicht, zu Fuß oder mit dem Rad die Altstadt zu erreichen. In der Tiefgarage ist Platz für 50 Räder eingeplant. Sein größtes Problem: Wo sollen die 140 Angestellten wohnen? Der Wohnungsmarkt in Konstanz sei ausgetrocknet.
Bürgerpark-Verein will weiterhin genau hinschauen
Während auf dem Büdingen-Gelände der Neubau wächst, ist der Bürgerpark-Verein, der das Bauvorhaben für überdimensioniert hält, weiter aktiv. Man sehe seine Aufgabe nun vorrangig darin, die angeordneten Schutzmaßnahmen für die Bäume zu überwachen und fachmännisch begleiten zu lassen, sagt Patrick Pfeiffer vom Vorstand.

Der Verein würde regelmäßige Parkbegehungen begrüßen. Denn dann ließen sich Schäden, die sich auf die Bautätigkeit zurückführen lassen, rechtzeitig erkennen und Maßnahmen dagegen einleiten. „Unser Verein spricht sich dezidiert gegen weitere Baumfällungen aus, es sollte mehr Energie in den Erhalt und vor allem die Pflege des Baumbestands investiert werden!“
Der Verein will auch darüber wachen, was in Zukunft passiert: „Wir sind gespannt, wie sich die Stadt im Falle des Scheiterns des Hotelprojekts mangels Rentabilität verhält. Sollte es doch noch zu einer durch den Bebauungsplan nicht vorgesehenen Umwandlung in Privatwohnungen kommen?“
Patrick Pfeiffer und der Vorstand bleiben Kritiker des Luxus-Projekts: „So oder so wird einer der größten Betonklötze am Bodenseeufer das Stadtbild nachhaltig prägen, und der Park wird Geschichte sein. Nachhaltige Stadtentwicklung sieht anders aus!“