Priscilla Ogundipe

Verschwörungstheorien haben ihre Hochphase erreicht und gerade in Zeiten von sozialen Medien „kochen Diskussionen schnell hoch“, beobachtet Michael Blume, Beauftragter des Landes Baden-Württemberg gegen Antisemitismus. Diese Woche war er zu Gast an der Gemeinschaftsschule Gebhard in Konstanz und hat mit Jugendlichen über Antisemitismus gesprochen.

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Er werde mit vielen Vorurteilen gegenüber Juden konfrontiert, sagte Michael Blume den Schülern: „Alles was im Irak schiefging, wurde auf eine ‚jüdische Weltverschwörung‘ zurückgeführt. Gerade in Zeiten von sozialen Medien ist das besonders gefährlich, weil Verschwörungen dort rasant verbreitet und ausgetragen werden können.“

Ein Beispiel: Das Attentat auf eine Synagoge in Halle im Jahr 2019. „Der Anschlag wurde über eine Online-Plattform geplant und angestiftet“, so Blume. „Ich liebe neue Medien, die sind klasse und bieten großartige Möglichkeiten. Aber das Ganze hat auch eine gefährliche Seite“, betonte er. Denn das Problem liege darin, dass sich Menschen in den sozialen Medien schnell radikalisieren.

Laut Michael Blume sind Rassismus und Antisemitismus unter den jüngeren Generationen zwar rückläufig und kein so großes Problem, wie unter älteren – jedoch findet er es wichtig, das Thema gerade an Schulen zu besprechen.

Michael Blume, Beauftragter des Landes Baden-Württemberg gegen Antisemitismus.
Michael Blume, Beauftragter des Landes Baden-Württemberg gegen Antisemitismus. | Bild: Bernd Weissbrod/dpa

Wenn man gegen Antisemitismus kämpfe, dann könne man gegen alle Stereotypen ankämpfen, erklärte Blume. Daher sei es wichtig, jede Generation darüber aufzuklären, denn wer informiert sei, könne sich und andere schützen, so der Antisemitismusbeauftragte.

Was tun, wenn man im Alltag auf Antisemitismus stößt?

Nach Blumes Vortrag fragte Schüler Yannik Glaser in der Diskussionsrunde, wie man damit umgehen solle, wenn man im Alltag auf Antisemitismus stößt.

Michael Blume antwortete: „Es kommt darauf an: Handelt es sich um das enge Umfeld, kann freundliche Belehrung helfen. Wenn man im Internet auf Antisemitismus stößt, sollte man sich selber am besten rausziehen, denn die Radikalen erreicht man sowieso nicht. Da hilft nur: auf seriöse Informationsangebote verweisen“.

Die Schüler der Gebhardschule hören dem Vortrag von Michael Blume gespannt zu.
Die Schüler der Gebhardschule hören dem Vortrag von Michael Blume gespannt zu. | Bild: Priscilla Ogundipe

Eine weitere Frage eines Schülers lautete, was die junge Generation tun könne, um Antisemitismus zu unterbinden. Der Experte rät, Grenzen aufzuzeigen und das Problem erst einmal zu begreifen. Eine Schülerin fragte, warum es mehr Diskussionen über Rassismus als Antisemitismus gibt. Michael Blume erklärte, dass Antisemiten in der Regel auch Rassisten seien. Die Diskussion über Rassismus beinhalte auch Antisemitismus.

„Demokratie muss stetig aufs Neue verteidigt werden“

Blume betonte, es sei wichtig, die junge Generation zu informieren, denn Demokratie müsse stetig aufs Neue verteidigt werden. Gerade, weil es immer weniger Zeitzeugen gibt. Erst vor wenigen Tagen ist Esther Bejarano gestorben. Die Überlebende der Shoah engagierte sich in der Aufklärung.

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