Die Mitarbeiter kennen nur ihn als ihren Chef: Herbert Munjak ist seit 26 Jahren Betriebsleiter der 1997 als Eigenbetrieb der Stadt gegründeten Technischen Betriebe Konstanz (TBK). Im kommenden Jahr müssen sie sich umgewöhnen, denn Munjak geht zum Jahresende – nachdem er schon über die Regelzeit hinaus gearbeitet hat – mit 69 Jahren in den Ruhestand.
Aufhebens um seine eigene Person hat Herbert Munjak nie gemacht. Vielmehr ist er ein eher zurückhaltender Mensch, der sich lieber im Hintergrund hält, wenn es geht. Das wird auch im Verlauf des Gesprächs deutlich. Er erzählt nie, was er erreicht hat, sondern spricht immer von „wir“, von der gemeinsamen Leistung im Team.
Richtig in Erzähllaune kommt er, wenn er von Beispielen berichtet, die das gute Miteinander und die Wertschätzung seinen Mitarbeitern gegenüber verdeutlichen. Dann ist er in seinem Element und seine Augen bekommen einen besonderen Glanz.
Munjak wählte „den soliden, sicheren Weg“
Der heute 69-Jährige ist bodenständig geblieben. Sein Vater war Polier und der Sohnemann hat (seit er 15 Jahre alt war) auch auf der Baustelle gearbeitet. Straßenbau, das war seins. Damit verdiente er sich auch während seiner Studienzeit sein Geld. Eigentlich hatte er auf Lehramt, anschließend aber doch noch Bauingenieurswesen studiert.
Gerade als er mit dem Studium fertig war, „gab es eine starke Wirtschafts- und Ölkrise 1978/79, die sich auf die Baufirmen dramatisch ausgewirkt hat“, berichtet Herbert Munjak. Deshalb nahm er dann die Bauingenieursstelle beim Tiefbauamt der Stadt Konstanz an, wo er für Straßen- und Kanalbaumaßnahmen zuständig war. „Ich dachte, ich gehe den soliden, sicheren Weg“, so Munjak.
Sein Chef habe darauf geachtet, „dass mir nicht langweilig wird“, sagt Munjak lächelnd und erzählt nebenbei, dass er bei Planung und Bau der Fahrradbrücke maßgeblich „mitmachen durfte“, dito als Projektingenieur beim Umbau und der Erweiterung der Kläranlage.
Unter dem seinerzeitigen Baubürgermeister Ralf-Joachim Fischer wurden Organisationsformen verändert und Eigenbetriebe gegründet; nach den Entsorgungsbetrieben (EBK) im Jahr 1993 folgten die TBK zum Start 1. Januar 1997 und Herbert Munjak wurde Betriebsleiter. Ihn hatte es gereizt, etwas Neues aus der Taufe heben zu können.
„Es sollte ein völlig eigenständiger Betrieb sein und wie ein Unternehmen funktionieren; Rechnungslegung wie ein Industriegebiet“, skizziert Munjak. Effizientes, ökonomisches Arbeiten sei ebenso gefordert gewesen wie unternehmerisches Denken und Handeln, allerdings im kommunalen Rahmen als Daseinsvorsorge.
Von einem System in etwas ganz Neues
Das alles war neu. Hinzu kam bei der Neugründung, dass die seinerzeit etwa 130 Mitarbeiter – ob Straßenbauer, Gärtner oder Schreiner – aus verschiedenen Ämtern der Stadt Konstanz herausgenommen wurden und zur TBK kamen.
„Es waren alles Handwerker, die da zusammenkamen. Jede Mannschaft war eine eigene Zunft, hatte ihren eigenen Stolz und ein eigenes Verständnis“, erklärt Herbert Munjak. „Die Leute wurden aus ihrem alten System herausgerissen. Und mit diesen Leuten musste etwas ganz Neues entwickelt werden. Es war eine spannende Zeit.“

Die unterschiedlichen Zünfte zu einem Betrieb zu vereinigen, dürfte nicht einfach gewesen sein. Herbert Munjak schüttelt jedoch den Kopf: „Es ging doch allen gleich. Und die Idee hat getragen. Das hat zusammengeschweißt.“ Herbert Munjak hat die Betriebsleitung genossen.
Das Image der Handwerker wurde besser
Zuvor sei die Tätigkeit der Gemeindearbeiter kaum wahrgenommen worden. Aufgrund der neuen Öffentlichkeit „ist das Image der Handwerker besser geworden“, findet Herbert Munjak, der unter Handwerker alle Berufsgruppen vereint, die mit der Hand arbeiten.
„Man hat dann gespürt, dass man uns braucht. Und die Mitarbeiter haben mehr Sinn in ihrer Arbeit gesehen, weil sie Wertschätzung zu spüren bekamen.“ Und wenn er auf die 26 Jahre TBK zurückblickt, sagt er: „Die Wertschätzung, die immer mal wieder durchblitzt, das hat den Betrieb auch getragen.“

Herbert Munjak merkt man an, dass ihm das Wohl der Mitarbeiter wichtig ist und dass er Freude am Miteinander hat, das sich letztlich manifestiert. Ein Beispiel dafür ist der Konzilvorplatz. Die Umgestaltung dieses Bereichs am Hafen schien ihm etwas Besonderes zu bedeuten, konnte man immer den Eindruck gewinnen. Warum? „Es war die Art und Weise, wie er umgesetzt wurde“, stellt er fest.
„Die Idee kam von Hochbauamtsleiter Thomas Stegmann. Er ging zu unseren Schreinern und er hat ihnen zugehört, was Sinn macht und was nicht. Es war ein Wechselspiel zwischen Kopf und Hand“, schildert er. Und letztlich sei der Konzilvorplatz „pragmatisch und einfach gemacht worden“. Oder die Bilderrahmen für die Marktstätten-Unterführung. „Unsere Schreiner wurden angefragt. Das ist Wertschätzung und von der Aufgabe nicht das tägliche Brot, das wir haben.“
Worüber sich Herbert Munjak freut
Auch wenn viele Konstanzer mit den Augen rollen, wenn sie an die Pflasterung des Münsterplatzes denken – Herbert Munjak verbindet positive Erinnerungen daran, wie es den TBK letztlich gelungen ist, Teilbereiche der Pflasterungen zu schleifen – Dank der Unterstützung von Fachleuten aus Bern. Munjak erzählt akkurat und spannungsgeladen vom Werden und Geschehen, von Recherche und Ausprobieren. Und davon, wie Schweizer Handwerker gemeinsam mit TBK-Mitarbeitern auf dem Münsterplatz arbeiteten.
Allerdings: „Die Schweizer sind jeden Mittag ins Wessenberg zum Essen. Unsere saßen mit ihrem Wurstbrot im Auto.“ Munjak macht eine gezielte Pause und fährt fort: „Als Anselm Venedey (Anm.d.Red.: Chef des Restaurant Wessenberg) das gesehen hat, ist er zu meinen Leuten und hat gesagt: Ab sofort seid ihr eingeladen.“ Herbert Munjak lächelt: „Das ist das, was mich so freut.“
Zum 31. Dezember ist jetzt für Herbert Munjak Schluss bei den TBK. „Ich bin dankbar. Ich habe viel Schönes erlebt. Ich fühle mich eingebunden in diese Stadt“, blickt er auf sein Arbeitsleben zurück und fügt an: „Diese Bindung muss ich jetzt lösen.“ Wie fühlt er sich kurz vor dem Ruhestand? „Rentner. Wie das wohl schmeckt?“, sinniert er. „Ich habe es noch nicht auf der Zunge. Ich lasse es auf mich zukommen.“