Die Fahrzeuge, die hinter der Brauerei Ruppaner auf der Hoheneggstraße stehen, muten imposant an. Vor allem der violette Bagger mit seinen spinnenartigen Beinen. Kein Wunder, denn damit kann Silas Reichert auch an steilen Hängen sicher arbeiten. Reichert steuert den sogenannten Schreitbagger. Er ist einer der Fachleute, die in den kommenden Wochen das unwegsame Gelände oberhalb der Hoheneggstraße sichern.
Das ist laut dem Ingenieurbüro HPC AG, Standort Radolfzell, dringend nötig. „Der Hang ist in Bewegung“, sagt Geologe Thomas Veigel von HPC. „Wir befinden uns hier im Hauptrutschungsgebiet“, erläutert er und deutet den Hang aufwärts. 2013 kam hier so viel Lehm herunter, dass ein Schuppen beiseitegeschoben wurde.
Doch auch jetzt ruhe der Hang nicht. „Seitdem wir im Jahr 2014 Messpunkte installiert haben, gab es Bewegungen von 75 Zentimetern“, so Veigel. „Das hier ist nicht stabil. Deshalb ist die Vollsperrung der Hoheneggstraße unbedingt nötig.“ Zur Hangsicherung seien mehrere Optionen mit der Stadtverwaltung durchgesprochen worden.

So soll der Hang nun gesichert werden
„Wir haben uns für eine wartungsfreie Variante entschieden“, sagt der Geologe. Das bedeutet: Zunächst wurden Bäume gefällt und Büsche gerodet, ab sofort werden quer zum Hang Stütztafeln eingebaut, die mit Nägeln im Boden befestigt werden. „Das kann man sich wie einen Lawinenverbau vorstellen“, erläutert Veigel.
Die Stütztafeln seien 40 Zentimeter hoch, würden aber zum Großteil im Boden verschwinden. Danach bringen die Fachleute Sicherungsnetze an, so wie sie schon unmittelbar vor der Brauerei Ruppaner am Hang zu sehen sind. Diese werden anschließend bepflanzt. „Es wird ein kräftiger Mischwald angelegt, mit Bäumen wie Robinien, Eichen und Salweiden, die zunächst 1,50 Meter hoch sind“, so Veigel.

Weil der Hang derzeit im oberen Bereich zu steil ist, wird Silas Reichert mit dem Schreitbagger Material nach unten abtragen, um die Böschungsneigung zu reduzieren. Seine Schwester Sara Mauz, die das Projekt koordiniert, erläutert: „Wenn der Lehm nach oben abtransportiert würde, müsste dort noch eine Baustraße eingerichtet werden. So aber können wir die Hoheneggstraße nutzen und durch die Sperrung ungestört arbeiten.“
Dann deutet sie auf die vielen Äste, die im Gelände herumliegen. „Was nach Flurschaden aussieht, wird noch gerichtet. Unter allen Möglichkeiten, den Hang zu sichern, wurde hier die effizienteste und kostengünstigste Variante gewählt, die auch die ökologisch beste ist“, sagt Sara Mauz, die mit ihrem Mann Konstantin Mauz die Konstanzer Gärtnerei Naturlieb leitet.
Sicherung wird noch einige Wochen dauern
Der kommt gerade mit zwei anderen Männern den steilen Hang hinuntergesaust, in der Hand haben sie Motorsägen. Ruben Rieker und Dennis Dorrn arbeiten für das Schwarzwälder Baggerunternehmen von Silas Reichert, aber für heute ist Feierabend, es dämmert schon. Ist die Böschung am Hohenegg besonders steil? „Nein“, sagt Ruben Rieker und lacht. „Im Schwarzwald haben wir lauter solche Hänge.“
Nach fünf bis sieben Wochen sollen die Arbeiten zur Hangsicherung beendet sein. Gepflanzt werden kann danach. „Unser Ziel ist es, bis Ostern die Hoheneggstraße wieder freizugeben“, sagt Susanne Werner, Abteilungsleiterin im Amt für Stadtplanung und Umwelt (ASU) der Stadt Konstanz. Sie hat Verständnis für die Anwohner, denen die Sperrung des beliebten Bodenseeradwegs zu lange dauert.

„Die müssen einen deutlichen Umweg über Egg in Kauf nehmen, aber hier besteht eine latente Gefährdung von Leben und Gesundheit“, begründet sie die Entscheidung, die Straße auch nicht teilweise für Fußgänger und Radfahrer zu öffnen. Ihre Kollegin Luise Rottach, die sich im ASU um verwaltungsrechtliche Fragen kümmert, ergänzt: „Wir haben alles abgewogen, aber das Risiko einer Öffnung war angesichts der starken Nutzung der Straße zu hoch.“
Vor allem bei Starkregen könne viel Hanglehm den Berg hinunterrutschen. Denn dieser ruht lose auf der Molasse, dem Sandstein. „Das sind identische Verhältnisse wie in der Marienschlucht“, ergänzt Susanne Werner. „Und da hat es Menschen das Leben gekostet.“