Antonia Wintersig

„Klimaschädlich mit Erdgas. Für dich: Mit Vollgas in die Klimakatastrophe.“ Das war auf den Plakaten zu lesen, die in der Nacht auf Montag, 22. November, an einigen Stellen in Konstanz aufgetaucht sind. Oben rechts auf den Plakaten das offizielle Logo der Stadtwerke.

Wer weiter gelesen hat, wurde am unteren Rand des Plakats aufgeklärt: Es handelte sich um eine Aktion von Extinction Rebellion, kurz XR. Die Klimaaktivisten protestierten damit gegen den Bau einer zweiten Gaspipeline von Kreuzlingen nach Konstanz, der aktuell diskutiert wird.

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„Für dich. Für Konstanz. Für gestern“, ist noch in der unteren rechten Ecke der Plakate zu lesen. Bis auf das letzte Wort entspricht dies dem Motto der Stadtwerke: „Für dich. Für Konstanz. Für morgen.“ Was die Aktivisten damit sagen wollen, ist klar: Der Bau einer neuen Gasleitung wäre in ihren Augen unnötig und den Klimaschutzzielen abträglich.

„Wir brauchen die Stadtwerke, um die dringend nötige Energie- und Wärmewende voranzutreiben und nicht, um die knappe Zeit mit unnötigen Erdgasgeschäften zu verbummeln“, so Extinction Rebellion in einer Mitteilung, die sie am Montagmorgen an den SÜDKURIER schickten.

Protest mit gefälschter Werbung

Es ist nicht das erste Mal, dass Extinction Rebellion diesen Weg wählt, um zu protestieren. Im Juli diesen Jahres tauchten in Konstanz ebenfalls gefälschte Plakate auf, in jenem Fall war das Energieunternehmen EnBW das Ziel. Und davor waren es im Februar 13 vorgebliche Wahlplakate der CDU.

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Das Verfremden, Überkleben und generelle Umgestalten von Werbung im öffentlichen Raum wird als „Adbusting“ bezeichnet – „ad“, das englische Wort für Werbung, im Zusammenhang mit dem Verb „bust“, das soviel bedeutet wie „auffliegen lassen“.

Wie schon bei der Aktion im Juli waren Vitrinen der Firma Schwarz-Außenwerbung betroffen – nach Angaben der Firma insgesamt sechs. Man sei am Montagmorgen auf die Plakate aufmerksam gemacht worden und habe umgehend sämtliche Standorte im Stadtgebiet überprüft. Die Plakate in den sechs betroffenen Vitrinen seien sofort entfernt worden und damit keine 24 Stunden im Aushang gewesen.

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Beschädigt worden seien die Vitrinen nicht, die herausgenommenen Plakate hätten aufgerollt daneben gestanden. Dennoch liege durch die Entfernung der gebuchten und vergüteten Plakate und der widerrechtlichen Nutzung der Werbeflächen Sachbeschädigung vor. Diesbezüglich werde man einen Strafantrag stellen, so eine Mitarbeiterin von Schwarz Außenwerbung.

Hinzu komme, dass es ein Schadensersatzanspruch geltend gemacht werde, wenn die Kunden, die die Vitrinen gebucht haben, von der Firma entsprechende Gutschriften aufgrund des verkürzten Aushangs verlangen sollten.

„Geöffnet wurde die Werbereklame mit einem Schraubenzieher“, so Uwe Vincon, Pressesprecher der Polizei Konstanz. Es liege lediglich eine unerlaubte Plakatierung vor, da an den Werbereklamen keine Schäden festgestellt wurden.

Und was sagen die Stadtwerke?

Am Mittwoch, 24. November, 17 Uhr findet eine Podiumsdiskussion im Bodensee-Forum zum Thema Gaspipeline statt. Unter anderem Norbert Reuter, Geschäftsführer der Stadtwerke Konstanz, Manuel Oestringer von Fridays for Future Konstanz sowie mehrere Vertreter aus Energie- und Umweltforschung werden auf dem Podium diskutieren.

Kritiker des Gaspipeline-Projekts, so auch die Aktivisten von Extinction Rebellion, seien zu dem Podium eingeladen, so Christopher Pape, Pressesprecher der Stadtwerke. Die Stadtwerke würden sich mehr sachlichen Diskurs wünschen. „Wir müssen in eine Richtung gehen“, sagt Pape.